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    Wenn man den Charme des Low Budget mehr mag, als den Film selbst

    Das Independentkino hat zahlreiche Facetten zu bieten, die in jegliche Richtungen ausschlagen. Denn auf die finanziell limitierten Möglichkeiten muss man zwangsweise mit Kreativität antworten. Dementsprechend können Low Budget-Produktionen sowohl kleine Filmschätze hervorgehen als auch an den eigenen Ambitionen scheitern. Gerald Pribeck traut sich mit "Im Haus der alten Augustin" sein Leidenschaftsprojekt in die Tat umzusetzen. Größtenteils aus eigenen Taschen finanziert, kann man fast schon von "No Budget" sprechen. Aber die Passion dahinter kommt auf alle Fälle beim Publikum an.

    Österreich, 1986: Der naturalistische Maler Albin (von Regisseur Pribeck gespielt) kann sich nicht damit abfinden, dass seine Freundin ihn verlässt. Ihrem Vater, einem Arzt, der auch Wild jagt, scheint das recht zu sein. Hinter den Beziehungen scheint aber mehr zu stecken: Von Toden, Absurdität und Geheimnissen, die vertuscht wurden.

    Unabhängig von der Produktionsweise; Thriller sind schwierig zu inszenieren. Die Atmosphäre muss stimmen. Gerade wenn sich der Film - wie "Im Haus der alten Augustin" selbst ernst nehmen möchte. Hier nimmt sich Pribeck leider zu viel vor. Die Soundkulisse wirkt unstimmig. Mir ist ungewiss, ob der Ton der Dialoge live aufgenommen oder nachsynchronisiert wurde. Vor allem aber die Geräuschgestaltung fällt negativ auf, weil in mehreren Szenen die Hintergrundgeräusche komplett wegfallen. Das bedingt eine artifizielle Art, die man nicht mal metaphorisch für das künstlerische Wesen des Protagonisten deuten könnte. Kulisse und Ausstattung am Set sind zwar teilweise schön anzusehen - etwa ist es schätzenswert, dass extra alte Autos für den Dreh genutzt wurden - aber man merkt gerade den Innenräumen dennoch an, dass sie nicht aus den 1980ern stammen. Warum legt man sich mit dem Konzept eigene Steine in den Weg?

    Dennoch könnte man über die Produktionsbedingungen hinwegsehen. Immerhin fehlte das Geld. Aber aufgrund einer rudimentären Geschichte und stereotypischen Figuren, die man schon zur Genüge gesehen hat, darf man auch keine inhaltlichen Überraschungen, Ideen oder Experimente erwarten. Leider. Die ewige Leier der Macho-Hauptrolle ist mittlerweile mehr als tröge und einen dramaturgischen Kniff zum Abschluss findet der Film auch nicht.

    Das alles führt leider dazu, dass "Im Haus der alten Augustin" dann am besten wirkt, wenn er (unfreiwillig) komisch ist. Und wenn man im Kontrast dazu österreichische Produktionen mit ähnlich geringem Budget sieht (wie "Die Vermieterin" oder "Sparschwein"), muss man auch feststellen: Es würde ohne Geld eben gehen. Aber dafür braucht es originelle Ansätze.
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    30.04.2024
    17:59 Uhr