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74.5% Bewertung
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    Quälgeister auf Zuruf

    Es ist wohl naheliegend, dass das Studio an Tim Burton herangetreten war, um ihn davon zu überzeugen, nochmal einen seiner Klassiker aufzuwärmen, war der doch damals an den Kinokassen ein erfolgreiches Vehikel. Das Publikum von damals ist nicht mehr das von heute, soviel scheint den Geschäftsfrauen- und männern wohl klar. Andererseits liegt Beetlejuice noch nicht so lange zurück, um die Kinder der Achtziger wie die Nadeln im Heuhaufen suchen zu müssen. Derer gibt es noch viele, und die Achtziger, die waren nicht nur irgendeine Dekade, sondern das Kinojahrzehnt schlechthin – so viele Klassiker, Blockbuster und Zufallserfolge gab es vorher und nachher wohl nie wieder. In diesem fulminanten, kataklystischen Output lässt sich eben auch Tim Burtons Geisterkomödie wiederfinden – ein kauziges, kleines Komödchen mit sehr viel Stop-Motion und blassgesichtigen Morbiditäten, mehr Grotten- statt Geisterbahnfahrt, denn zum Gruseln war das alles nicht. Das Horrorhafte ist Tim Burton auch nie gelegen, selbst sein Sleepy Hollow ist gediegener Gothic mit schrägen, aber nicht schrecklichen Einfällen. Wenn dann einer wie Bio-Exorzist Betelgeuse – lautmalerisch eben Beetlejuice – kugelbauchig, zerfleddert und mit satten dunklen Ringen um die Augen seinen Einstand probt, etabliert sich das Subgenre der Gruselkomödie wie ein Lehrstück für spätere Projekte. Und als wäre die ganze Mär rund um Geister, die nicht gehen wollen und solchen, die durch die Verheiratung mit den lebenden dem Jenseits zu entfliehen gedenken, nicht sowieso schon 1988 auserzählt, erhoffen sich die Studio-Kapitalisten mit einem Sequel, das so anmutet wie ein Reboot, nochmal den großen Reibach.

    Entstanden ist dabei – zum Teil mit Originalbesetzung – weder Fisch noch Fleisch, Hommage und Upgrade gleichermaßen. Ein Chaos an pittoresken Expressionismus-Reminiszenzen a la Caligari, ein wohl wirklich herzhafter Cameo mit dem untoten Danny DeVito, vielen Schrumpfköpfen und einer Corpse Bride, für welche Tim Burtons neue Frau Monica Bellucci im Narbenlook stilechte Vergeltung verspricht. Das ist aber längst nicht alles, da kullert noch viel mehr durchs Dies- und Jenseits. Doch scheinbar hängt sich der Plot dann doch daran auf, Schauspieler Jeffrey Jones (im Original Winona Ryders Filmvater Mr. Deetz) nicht mehr zur Verfügung zu haben. Das liegt wohl daran, dass der Star vor vielen Jahren wegen Kinderpornografie belangt wurde. Das ist natürlich Kassengift, und auch sonst will niemand jemanden sehen, der Verbrechen wie diese zu verantworten hat. Also muss Jeffrey Jones verschwinden und fällt zu Beginn des Films als Überlebender eines Flugzeug-Crashs einer Hai-Attacke zum Opfer. Die übrige Familie versammelt sich trauernd im uns wohlbekannten Gemäuer, Tochter Ryder ist erwachsen, deren Tochter Jenna Ortega (Burtons neue Wednesday) die Skepsis in Person, was Paranormales anbelangt. Und Mutter Delia (Catherine O’Hara), Kunstikone, ist ebenfalls mit von der Partie. Währenddessen sinnt Bellucci im Jenseits danach, sich an titelgebendem Beetlejuice für was auch immer zu rächen. Und ein anderer Geist hat es in der Hand, die ungläubige junge Ortega davon zu überzeugen, dass der Tod nicht das Ende aller Dinge ist.

    Tim Burton hat also viele Fäden in der Hand, für sich sind das alles kleine, platte Geschichten, aufgepeppt mit Make Up, Budenzauber und analogen Trickkisten. Für keine dieser Erzählebenen nimmt sich der legendäre Maestro mehr Zeit als nötig, all diese Fäden mögen zwar miteinander verflochten sein, doch nur widerwillig und wenig synergetisierend. Es ist vieles von allem und vieles von Altem, als Anhäufung fan-servicierender Anekdoten lässt sich Beetlejuice Beetlejuice bezeichnen, für Kinder aus den Achtzigern und jener, die dafür sorgen, dass Beetlejuice im Retail-Sektor wieder ordentlich Kohle macht. Kennt man das Original nicht, fällt das Sequel seltsam willkürlich aus. Da fehlt etwas, würde man bemerken, Doch das lässt sich auch feststellen, wenn man weiß, wie Michael Keaton schon damals das okkulte Geisterkarussel in Gang gebracht hat. Anstatt ein bisschen die Füße stillzuhalten, gerät Burtons Regie unter Zuckerschock und entwickelt eine aufgekratzte Fahrigkeit, wie es manchmal Kinder erleben, die am Ende eines Tages im Familypark gerne schon entspannen würden, es aufgrund der vielen Eindrücke und des ganzen ungesunden Naschkrams nicht mehr hinbekommen. So quirlt auch diese, das Original wenig bereichernde Komödie um sich selbst herum, ohne sich auf irgendetwas länger konzentrieren zu können, als würde man völlig überreizt durch die Geisterbahn tingeln.



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    15.10.2024
    14:36 Uhr
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    lustige Fortsetzung

    Bei Beetlejuice Beetlejuice fühlt es sich an als wäre die Fortetzung nur einiger Jahre nach dem Original gedreht worden und nicht einige Jahrzente später.
    Der zweite Teil knüpft dort an wo der erste aufgehört hat. Beetlejuice Beetlejuice beinhaltet denselben schwarzen Humor wie der erste Teil mit teils skurrilen vielleicht auch etwas unlogischen Szenen die trotzdem zu unterhalten wissen.
    Alles in allem eine gelungene Fortsetzung mit hochkarätiger Besetzung.
    22.09.2024
    14:27 Uhr
  • Bewertung

    Von allen Geistern besessen

    36 Jahre ist es her als ich mit 12 Jahren BEETLEJUICE im Annenhof-Kino mit meiner seinerzeit 9-jährigen Schwester angeschaut und genossen habe. Die schwarze Komödie war unterhaltsam, kreativ und optimistisch sehr ansprechend. Tim Burton schafft es wieder gut zu unterhalten und verschafft seinem Star Michael Keaton ein lange erwartetes Comeback.
    1989 schufen sie sogar gemeinsam einen der Blockbuster der Filmgeschichte: BATMAN.
    In BATMAN gibt es eine Szene, wo Jack Nicholson alias DER JOKER zu einem seiner Gangster sagt: “Bob, Du bist meine Nummer 1.” Und erschiesst ihn darauf hin.
    Ein anderer “Bob”im BEETLEJUICE-Sequel scheint laut ersten Online-Kritiken bei Fans ein Publikumsliebling und Hit zu sein.
    Da könnte man doch glatt denken: “WAS IST MIT BOB?”.
    Scherz beiseite, Tim Burton ist ein Magier. Und wenn auch nicht jeder Gag bei BEETLEJUICE BEETLEJUICE zündet, entzückt der Streifen erneut mit schwarzem
    Humor und einigen visuellen Highlights.
    Laut Michael Keaton ist das eines seiner Lieblingsrollen.
    Freue mich jetzt schon auf BEETLEJUICE BEETLEJUICE BEETLEJUICE im
    Jahr 2060.
    Da bin ich dann 84 und meine Schwester 81 :D
    Wie schnell doch die Zeit verrinnt…
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    12.09.2024
    21:49 Uhr
  • Bewertung

    Tim Burton beschwört die Geister der Vergangenheit

    Exklusiv für Uncut von den Filmfestspielen in Venedig
    Ruf dreimal seinen Namen und er öffnet dir das Tor zur Hölle: „Beetlejuice. Beetlejuice. Beetlejuice.“ Ein paar Worte, schwuppdiwupp, und er steht vor einem; schelmisch grinsend, mitsamt grüner Haartolle und gekleidet im feinsten, zebragestreiften Zwirn. Hüte sich wer kann, denn dieser Dämon, der korrekterweise „Beetlegeuse“ geschrieben wird, hat nichts als Flausen im Kopf. Clownerie anstelle von Grusel, perfide Komik statt plumpem Terror. Einen so irre lustigen Poltergeist gab es vor seiner Geburtstunde im Jahr 1988 nie – und auch bis heute macht es ihm keiner nach. Es ist kein Wunder, dass das Original einigen Szenestars den Weg aufs Erfolgstreppchen ebnete. Michael Keaton, Winona Ryder und selbst Tim Burton, für den der Film die erst zweite Regiearbeit war, machte der närrische Quälgeist über Nacht weltberühmt. „Beetlejuice“ mag ein ziemliches Produkt der zugekoksten Achtzigerjahre gewesen sein, bleibt in seinem handgemachten Charme aber zeitlos kultig. Wenig verblüffend also, dass quasi alle Beteiligten – mit einer deftigen Ausnahme – die Lust verspürten, noch einmal die Geister von damals zu beschwören. Von der nostalgischen Trendwelle ist kaum ein Kultklassiker gefeit; mit fraglichen Computertricks werden dann manchmal sogar die Toten wieder zum Leben erweckt. Auf solche Pietätlosigkeiten verzichtet „Beetlejuice Beetlejuice“ – ein zugegeben clever gewählter Titel – Gott sei Dank. Auch sonst macht das Legacy-Sequel einiges richtig; und das hätte Tim Burton Anno 2024 kaum jemand mehr zugetraut. Wohl nicht einmal er selbst.

    Zurück zu den handgemachten Ursprüngen

    Galt Burton in den Neunzigern als großer Kinofantast, hat ihn – seinem zynischeren Geistesbruder Terry Gilliam nicht unähnlich – der Übergang ins digitale Zeitalter kreativ aus der Bahn geworfen. Aufwändige, kunterbunt verzierte Setbauten, welche die Ästhetik Burtons definierten, wurden sukzessive durch trostlose CG-Welten eingetauscht. Seine Fehltritte hat er sich mittlerweile selbst zugestanden. Wie er in der Pressekonferenz in Venedig bekanntgab, hat ihm die Arbeit an der Fortsetzung geholfen, die Liebe zum Filmemachen wiederzuentdecken. Laut eigenen Angaben war es die zweifache Kooperation mit Disney, die dem Exzentriker viel Kraft gekostet hatte. Nicht umsonst platziert man im „Beetlejuice“-Sequel den einen oder anderen garstigen Seitenhieb gegen den Mauskonzern. „Beetlejuice Beetlejuice“ ist aber mehr als der trotzige Versuch, sich aus persönlichen Fehltritten herauszureden. Entgegen aller Erwartungen ist es kein simpler Cashgrab geworden, sondern – und das sieht man den Film an – ein Werk, in das viel Liebe und Leidenschaft geflossen ist. Ein „Labour of Love“, wie es der Amerikaner nennt. Den Verführungen moderner Computertechnik hat man diesmal widerstehen können: das Wartezimmer in den Abgrund, und all die grauslichen Kreaturen, die es behaust, bleiben so greifbar schiach und schmuddelig wie damals. Doch, und das mag am meisten erstaunen, suhlt sich die Fortsetzung nicht nur in den ikonischen Bilderreigen, die man vor 36 Jahren entworfen hat. Es gibt neue Kreaturen, neue Stop-Motion-Sequenzen, neue irre Tanzszenen, dazwischen herzhafte Würdigungen ans Italo-Horrorkino, das Burton laut eigenen Angaben verehrt. Vieles davon natürlich ein augenzwinkernder Schwenk zum Original, doch auf simplen Fanservice wird sich nicht ausgeruht. Dem kommt man höchstens nahe, wenn auf einem Begräbnis ein Kinderchor Harry Belafontes „Bananaboat Song“ melancholisch neu interpretiert. „Daylight come and we wanna go home“. Damals gab Catherine O‘ Hara im Takt des Feel-Good-Evergreens einen unfreiwilligen Geistertanz zum Besten, heute begräbt sie dazu ihren Mann (seinem Schauspieler Jeffrey Jones, mittlerweile ein verurteilter Sexualstraftäter, konnte geschickt ausgewichen werden). Welch Ironie des Schicksals.

    Charmante Imperfektion

    Die Geschichte, die „Beetlejuice Beetlejuice“ erzählt, ist am Ende aber der wahrscheinlich uninteressanteste Aspekt. Lydia Deetz (Winona Ryder), hat das geistervernarrte Goth-Mädchen in ihr noch nicht ruhen lassen. Sie moderiert heute eine Fernsehsendung, in der sich alles um paranormale Begegnungen dreht. Richtig glücklich ist sie aber nicht: in ihrer Beziehung (Justin Theroux als elendiger Schleimbolzen) fühlt sie sich eingeengt, ihre rebellische Teenietochter (Jenna Ortega) will erst gar nicht mit ihr in Verbindung gebracht werden. Vor allem ist es aber das „Beetlejuice“-Trauma, das weiterhin an ihr nagt. Wie heißt es doch so oft? Augen zu und durch! Mit drei simplen Worten ruft sie sich ihren alten Widersacher herbei. Dieser hat selbst mit Geistern vergangener Tage zu kämpfen. Bis dahin kommt das Tempo, das muss erwähnt sein, nicht wirklich in die Gänge. Das Familiendrama wirkt deplatziert, die Ästhetik changiert zwischen schaurig schönen Miniaturmodellen und grässlich überbeleuchteten Außensequenzen. Vieles sei aber verziehen, sobald er endlich ins Bild tritt: der selbsternannte Casanova unter den Poltergeistern. Beetlejuice himself. Wieder einmal zeigt sich, dass Michael Keaton mit Fug und Recht als Jahrhunderttalent bezeichnet werden darf. Mit welcher Leichtigkeit er in eine Rolle zurückschlüpft, die man vor 36 Jahren hinter sich gelassen hat, ist bemerkenswert. Treffsicher lispelt man sich in den blanken Wahnsinn und verstört seine Opfer mit verrenkten Gliedmaßen und anderen Grauslichkeiten. So viel sei gesagt: es gibt Nachwuchs, der lässt selbst Chuckys Sprössling wie ein kerngesundes Baby aussehen. Dass der erzählte Plot, mit all seinen falschen Fährten, bei genauerer Betrachtung chaotischer Nonsens ist, muss hingenommen werden. Denn für unkontrolliertes Chaos, dafür steht Beetlejuice mit seinem Namen.
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    28.08.2024
    20:00 Uhr