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71% Bewertung
  • Bewertung

    Folie à deux - kein Film für den Mainstream

    Ich bin ganz bei Leander Caine und sehr dankbar nach all den schlechten Kritiken seiner gefolgt zu sein: der Film ist eine geniale Charakterstudie, intensiv, düster bis hin zu unangenehm. Joaquin Phoenix zieht einen völlig in seinen Bann. Von Lady Gaga war ich bis jetzt kein Fan, das hat sich geändert. Die Musicaleinlagen funktionieren tatsächlich grossartig. Definitiv kein Film für den Mainstream dafür ist er viel zu innovativ und unbequem, auch kein Film für Comic-Nerds (und trotzdem hat er mir gefallen ;) ). Ein Film bei dem ich bis zum Ende gespannt war, wie er denn nun endet, was selten genug ist. Aber von allen mögliche Varianten die mir durch den Kopf gingen, war das Ende dann komplett unerwartet - und unglaublich passend.
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    12.10.2024
    22:04 Uhr
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    Wer zuletzt lacht

    Wo ist Batman, wenn man ihn braucht? Wo diese gebrochenen, aber idealistischen Recken und Helden, die für eine bessere Welt eintreten wollen? Wie wir bereits aus Joker wissen: Zu diesem Zeitpunkt, als der anarchistische Clown namens Arthur Fleck seinen Stufentanz vollführt, ist Bruce Wayne gerade mal noch ein Dreikäsehoch. Irgendwie passt da chronologisch einiges nicht zusammen. Doch das hat einen Grund. Einen sehr driftigen, erhellenden, so ziemlich aus der Bahn werfenden. Dieses Gotham der Frühzeit ist die prähistorische DC-Epoche ohne Metawelten, Glamour und fantastischer Mutationen. Todd Phillips weiß, wie er diese fiktive Welt erden muss, damit sie ernst genommen wird. Im weiteren Sinne hat dies auch Matt Reeves so gehandhabt. Sein Batman mit Robert Pattinson und Colin Farrell als Pinguin, der weit jenseits eines Danny De Vito keine fliegenden Frackträger im Sinn hat wie einst bei Tim Burton, feiert den Realismus. Doch auch dann ist diese Batman-Welt kein Umstand, mit welchem sich Phillips beschäftigt. Er schafft es, diese mächtige Begrifflichkeit „Joker“ als Gesinnungszustand aus seinem Kontext zu lösen.

    Im Film von 2019 war der Joker Ausdruck eines unterdrückten Traumas, mit allen bitteren Konsequenzen und allem Frust, wofür ein Individuum wie Arthur Fleck letztlich die Gewalt als Ventil gewählt hat. Eine One-Man-Show ist das geworden, Joaquin Phoenix bekam völlig zurecht, wie jeder weiß, dafür seinen Oscar. Auch wenn man damals schon so seine Vermutungen im Kopf hatte, was es mit dieser Interpretation denn noch auf sich haben könnte – gerade durch Joker: Folie à Deux erreicht das Psychogramm einer kaputten Seele, die wohl darum gebettelt hätte, als schizophren diagnostiziert zu werden, eine Metaebene, auf welcher sich die Idee eines launigen Anarchisten, der das System zu Fall bringen kann, völlig verselbstständigt. Es stellt sich dabei die Frage: Ist Arthur Fleck der Joker, oder ist der Joker Arthur Fleck? Was oder wer war zuerst da? Wofür steht diese Idee und wie sehr lässt sie sich von diesem Menschen trennen, der seit zwei Jahren hinter Arkhams Mauern sitzt? Die Idee des Joker erhält ihren Vorwärtsdrall durch das Auftauchen einer legendären Gespielin – von Harley Quinn, längst schon kongenial verkörpert durch Margot Robbie, die das Plakative des Charakters treffend skizziert hat. Lady Gaga ist anders, Lady Gaga offenbart erstmals das Ungeschminkte hinter dem Wahnsinn, und wir stellen fest: dieser reicht lediglich zum Imitat. All die Songs, die in Joker: Folie à Deux zum Besten gegeben werden, verstärken nur noch den Charakter einer Show, die nur Fassade ist für etwas ganz anderes.

    Dass dieses fast schon als Prolog zu verstehende Filmexperiment einem an bewährtem Content interessierten Publikum mitunter sauer aufstößt, ist ein Umstand, den Phillips akzeptiert. Denn seine Vision ist eine Versuchsanordnung, die als filmisches Essay betrachtet werden kann – als eine ungefällige Abhandlung, die das Gefälle zwischen Mensch und Kunstfigur sehr stark und fast schon katharisch in den Fokus nimmt. Das lässt sich nur machen, wenn der Plot selbst auf das Wesentliche reduziert bleibt: Wir haben Arkham, wir haben den Gerichtssaal, wie haben die Träume eines gepeinigten, abgemagerten Häftlings, eines gebrochenen Bajazzo. Belebt wird seine Kunstfigur durch Harley oder Ley, die den berühmt-berüchtigte Fünffachmörder wieder auf die Beine hilft, um das bevorstehende Erbe von Batmans großer Nemesis anzunehmen. Doch Phillips hat seine eigenen Visionen, schenkt Arthur Fleck seine eigene Bedeutung, lässt sein Publikum dumm dastehen und steht zu seiner Conclusio.

    Ähnlich wie bei Kill Bill ergänzen und bereichern sich beide Filme auch hier. Im Gegensatz zu Joker aus 2019 ist dieses weitergesponnene Spiel mit Identität und Gesellschaft nicht ganz so perfekt. Joker: Folie à Deux gibt sich weitaus zurückhaltender, versponnener und darf auch Längen verbuchen, in denen man sich fragt, ob diese Momentaufnahmen einer verheißungsvollen Begegnung zweier Kultfiguren irgendwann noch mehr versprichen als nur das Vorhaben, etwas Großes zu errichten. Oft tritt sein Film auf der Stelle, die Gesangseinagen bewegen die Geschichte kaum voran. Phoenix kann schauspielern, aber nicht singen, es bleibt ein Krächzen neben dem verrauchten Hauchen einer Lady Gaga, die auch schon mal besser war. Und dennoch ist es Schauspielkino auf höchster Stufe, schafft Phillips ikonische Bilder und epische Düsternis, dieses Krächzen passt da ganz gut hinein. Etwas kürzer hätte nicht geschadet, wäre auch gar nicht aufgefallen, denn manches wiederholt sich. Am Ende aber legt der Film seine Karten auf den Tisch – mit einem Knall, einem Getöse, einem unvergesslichen Schlussakt. Und siehe da: Das Blatt enthält nur Joker.



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    09.10.2024
    18:25 Uhr
  • Bewertung

    Madness of Two

    Leider sind die besten Kritiken zum JOKER-Sequel im besten Fall mittelmäßig. Ich verstehe das gar nicht: FOLIE A DEUX ist mutig, spannend und erneut unheimlich kreativ. Hinzu kommen die tollen schauspielerischen Leistungen der Hauptdarsteller Joaquín Phoenix und Lady Gaga inklusive aller relevanten Nebendarsteller wie Brendan Gleeson, Catherine Keener, Steve Coogan und vieler anderer.
    Ich muss gestehen, dass ich etwas Angst im Bezug auf die angekündigten Gesangseinlagen hatte. Völlig zu Unrecht: diese Szenen verleihen den Film etwas Magisches und Einzigartiges.
    Es kommt nicht oft vor einen Arthouse-Film mit dem Budget eines Hollywood-Blockbusters sehen zu können.
    Deshalb mein Tipp:
    Trotz mittelmäßiger und schlechter Kritiken dem Streifen eine Kino-Chance geben!
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    06.10.2024
    07:31 Uhr
  • Bewertung

    Verloren im fragmentierten Nichts

    Exklusiv für Uncut
    Gelegentlich braucht es keinen Spannungsbogen, zuweilen darf man mit der Tür ins Haus fallen. Nachdem unlängst beim Venedig-Filmfest rezensiert und vehement kritisiert wurde, ist die Bemühung um einen knisternden Einstieg unnötig. Man kennt die gemischten Kritiken und es muss klipp und klar formuliert werden: gemessen am Marketing-Hype, gemessen am 200 Mio. USD-Budget, gemessen am beispiellosen Potential um Phoenix und Gaga, gemessen am finanziellen Triumph des Vorgängers, gemessen an der sehnsüchtigen Erwartung der Fans, gemessen an all dem ist JOKER:FOLIE À DEUX nichts weniger als … die Enttäuschung des Jahres!

    Selbstredend: es gab schon schlechtere Filme. JOKER-Regisseur Todd Phillips versammelt die identische Erfolgscrew des ersten Teils und einige Departments überzeugen neuerlich. Die oscarprämierte, atonale Musik von Hildur Guðnadóttir ruft Erinnerungen an die beklemmenden Szenen eines abgemagerten Arthur Fleck hervor. Kamera, Szenenbild und Ton beherrschen die Ästhetik. Schmutzige, dampfige Gefängniszellen. Harte, laute Schläge auf Körper. Eine Kamera, die in extremsten Nahaufnahmen das menschlich Innere auf die Leinwand transportiert. Dazu einige fantastische Einstellungen des Jokers im Gegenlicht, ein starkes Intro im Comic-Look, verletzte Regeln der klassischen Filmanalyse. Optisch, visuell, handwerklich gelingt der Streifen, Promo-Fotos und Plakate sind großartig. Allerdings watet er in bekannten Gewässern. Alles bekannte Dinge. Die Musik ging schon einmal unter die Haut, Phoenix‘ drakonisches Lachen erschütterte schon einmal bis ins Mark und der inszenatorische Stil holte schon einmal von den Socken – nämlich im ersten Teil im Jahr 2019. Dieses Jahr hat hingegen nur eine nostalgische Auffrischung parat. Nett anzuschauen, aber mehr nicht.

    Was könnte helfen? Bei gleicher Produktionscrew und gleichem Stil profitiert das Sequel vielleicht von der vielversprechenden Cast-Ergänzung: Lady Gaga. Einer der größten Popstars der Welt, die sowohl stimmliche Sensation als auch Schauspieltalent („A Star is Born“) vereint. Kombiniert mit einem der größten Schauspieler unserer Zeit, das verspricht immenses Potential. Vielleicht finden wir hier Schau- und Hörwerte, die fernab von ästhetischer Wiederholung etwas Einzigartiges erzeugen? Kann sich der Streifen damit retten, die Überzeugung der weltweiten Lady-Gaga-Fanbase, einer ganzen Community abzuholen?

    Erstaunlicherweise nein, selbst dieses Potential verpufft. Das fade Drehbuch versteckt Gagas Talente, ihr Charakter bekommt keine Tiefe, von Haley Quinn ist überhaupt keine Spur. Dass darüber hinaus ihre gesangliche Stärke nicht genutzt wird, grenzt an Blasphemie. Wo ist die Extravaganza? Wo der innere Zwiespalt? Die Stimmen wirken imperfekt. Das kann Vorsatz der Regie sein zur Vermeidung einer Hochglanz-Musical-Produktion, das verschenkt aber auch Höhepunkte, musikalische Highlights, die dieser Film tunlichst vermeidet. Dazu kommen aus der Handlung gerissene Musical-Sequenzen, die als meistgeklickte Internetvideos herhalten können, in ihrer Trägheit das Gesamtwerk aber auch nicht rehabilitieren. Selbst die Beziehung zwischen Phoenix und Gaga, zwischen Joker und Quinn, kommt nie umfänglich zur Geltung. Obwohl betont werden muss: das Acting überzeugt auf ganzer Linie, beide holen das Beste raus aus ihren Zeilen.

    Ästhetische Wiederholung, verschenktes Musical-Potential – wie wäre die inhaltliche Ebene? Zumindest könnte FOLIE À DEUX von thematischer Aktualisierung leben. Denn eigentlich sollten Werke etwas zu sagen haben, eine Botschaft. Hier hatte selbst der Vorgänger etwas mitzuteilen. Die Verschränkung von gesellschaftlicher Anarchie und innerem Psychogramm kratzte am eigenen Dasein, regte zur Auseinandersetzung an.

    Davon bleibt auch nicht viel übrig. In einem kraftlosen Gerichtsprozess, der ein gewaltiges Stück der zu lang geratenen Laufzeit (138 Minuten) einnimmt, wärmt juristisches Personal die vergangenen Geschehnisse aus Teil Eins auf. Dass der Joker diesen Prozess im Verlauf zu einem kleinen Stand-Up-Comedy-Zirkus macht, ist eine minimale Allegorie auf das Gerichtswesen. Und vielleicht auf das Leben als Spektakel. Auf die Rollen, die wir jeden Tag auf der öffentlichen Showbühne spielen müssen. Darüber hinaus passiert hier nichts von tiefsinnigem Interesse. Mögliches Chaos auf den Straßen von Gotham, eine neue Politik, schwerwiegende Konsequenzen der Straßenunruhen in Gothams Urbanität. Nichts davon wird verhandelt. Wo ist der „Wahnsinn zu zweit“, der uns im Titel versprochen wurde? Am Ende kommt dann der emotionale Kern zu überraschend, abgehakt und kaum nachvollziehbar. Die Auflösung zu einfach. Anarchie verendet in Konformität. Am Ende werden alle Schulden beglichen. Selbst das ist ein feiger Ausweg. Oder ist es der Mut der modernen Gesellschaft, deren eigener Reformwille sich sukzessive aufgelöst hat? In dieser Hinsicht spielt Todd Phillips die bekannte, mutlose Klaviatur heutiger Zeit. Wir dürfen aber nicht den Fehler machen und vergessen, dass Phillips bei all dem filmischen Fiasko etwas gewagt hat. Er tappt nicht in die konventionelle Sequel-Falle, sondern wagt mit Ambition und Courage diesen Versuch eines Musical-Romance-Psychothrillers. Ein ehrenwerter Versuch, der dennoch scheitert.

    Fazit: Ästhetisch anspruchsvoll und sehenswert, ausnahmslos getragen von zwei starken Darstellerinnen, aber verschenkte Potentiale in Figuren, Handlung und Botschaft. Nahezu unglaublich, wie dieses todsichere Erfolgsrezept dermaßen beiläufig, uninspiriert und irrelevant daherkommt. JOKER: FOLIE À DEUX verkommt zu einem fragmentierten Nichts. Ein Musical ohne Harmonie und ohne Höhen. Ein Sequel ohne tiefen Wert. Ein Werk ohne Relevanz, das wenig beizutragen hat. Weder zur Figur des Joker noch zur Psyche Arthur Flecks noch zur Zerrissenheit der Gesellschaft.
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    02.10.2024
    20:27 Uhr
  • Bewertung

    Krawall ohne Knall

    Exklusiv für Uncut von den Filmfestspielen in Venedig
    Das Filmjahr 2019 stand ganz im Zeichen eines auf Krawall gebürsteten Schelms. Dem Erzwidersacher Batmans. Dem König des kalkulierten Chaos. Dem Joker. In Todd Phillips‘ Neuinterpretation der Comicfigur wurde dem Mann in Clownschminke eine weitaus tragischere, empathisch anmutende Origin-Story angedichtet. Anstatt um einen namenlosen Psychopathen, der nichts als Anarchie im Kopf hat, ging es um den Menschen Arthur Fleck. Ein traumageplagter Stand-Up-Komiker, der den aufgestauten Weltschmerz nicht mehr länger auf sich ruhen lassen wollte. Eine faszinierende, von Joaquin Phoenix grandios verkörperte Transformation, die von mancher Seite auch falsch ausgelegt wurde. Für eine kleine, aber lautstarke Online-Minderheit, wurde „Joker“ zum wütenden Weckruf der Missverstandenen. All jene, die andere für ihre Unzufriedenheit verantwortlich machen, die meinen, die gesellschaftliche Hierarchie hätte Schuld getragen an fehlenden sozialen Kompetenzen. Die sogenannte Incel-Kultur. Dass sein „Joker“ nie als unkritische Zelebrierung toxisch maskuliner Umsturzfantasien gedacht war, macht Phillips in der Fortsetzung klipp und klar. „Folie á Deux“, so der zugegeben clevere Titel, dekonstruiert auf einer Metaebene den Heldenkult, den die Hauptfigur nach seinen Taten in Teil eins um sich scharte. In der Fiktion wie auch im echten Leben. Ansonsten hat man leider ausgesprochen wenig zu erzählen. Bedauerlich, ist der Anfang noch ziemlich aufregend.

    Zwei Irre trällern „verrückte Melodien“ der Liebe

    Alles beginnt mit einer wundervoll handgezeichneten Hommage an alte „Looney Tunes“-Cartoons. Danach geht es ab ins Arkham Asylum, dem Hochsicherheitsgefängnis Gotham Citys, wo Fleck (Phoenix) nach seiner Mordtirade für seine Missetaten büßen soll. Dem Jammerlappen aus Teil eins ist ein selbstbewusster Möchtegernrevolutionär gewichen, der auch im Knast die Gemüter spaltet. Wo viel Hass, da die Liebe nicht weit entfernt: in der Gesangstherapie trifft er Harleen Quinzel, genannt Harley Quinn (Lady Gaga), die sich als große Verehrerin des mutmaßlich Missverstanden zu erkennen gibt. Den TV-Film, der über Fleck gedreht wurde – ein weiterer Meta-Gag über die Reaktion auf den Originalfilm – hätte die Brandstifterin mindestens zehnmal gesehen, gesteht sie ihrem Idol. Es entbrennt eine explosive Romanze zwischen zwei Verrückten. Man flüchtet sich in furios bebilderte Musical-Sequenzen, die an die ruhmreichen Zeiten des Soundstage-Musicals erinnern: nicht umsonst schmachten sich die Turtelnden zu einer Szene aus „Singing in the Rain“ an. In einem anderen toll ausgestatten Moment trällern sich Harley und Joker als „Sonny & Cher“, die Hommage liegt auf der Hand, glücklich verliebt durch eine Talkshow. Die Songs sind keine Originalstücke, sondern allesamt große Balladen und Pop-Hymnen. „Lieder, die Arthur mit seiner Kindheit assoziiert“, erzählte Todd Phillipps in der Pressekonferenz. So weit so gut.

    Jukebox-Musical trifft auf biederen Gerichtsthriller

    Als man Arkham-Asylum nach einer vielversprechenden halben Stunde wieder verlässt, gerät das Clownskarussell außer Rand und Band. Und das ist nicht als Kompliment zu verstehen. Der erfrischende Musical-Ansatz wird immer mehr zur Nebensache, stattdessen bekommt man einen uninteressanten Gerichtsthriller, in dem nochmal der erste Teil zurecht gerückt wird. Selbst Lady Gaga, die mit fulminanter Präsenz zu betören weiß, bleibt letztlich eine Randfigur. Der Versuch der Dekonstruktion der Figur und seiner Verehrer ist ehrenwert, geht aber nicht über oberflächliche Beobachtungen hinaus. Ja, „Folie Á Deux‘ ist kein gewöhnliches Sequel und die Probierlust kann man durchaus würdigen. Leider wirkt es, als hätte Philipps so viele Ideen in einen Topf geworfen, dass kaum Zeit blieb, eine einzige davon zu Ende zu denken. Das Drehbuch gleicht einem Erstentwurf, der viel Feinschliff vertragen hätte. Sobald der Musical-Glamour verstummt, der grün geblichene Anarcho-Spirit verwaschen ist, sieht man die Fortsetzung für das, was sie ist: ein großaufgeblasenes Nichts. Und darauf hätte man verzichten können.
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    06.09.2024
    21:27 Uhr