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75.5% Bewertung
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    Commentary Phrase

    Wer tötet diesen Film ohne mit der Augenbraue zu zucken?

    Der Butler war es!
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    05.04.2024
    21:37 Uhr
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    Vielleicht werden die logischen Lücken im Buch besser gelöst. Der Film ist trotz seiner Länge kurzweilig, aber irgendwie einfach nichts besonderes.
    07.03.2024
    19:07 Uhr
  • Bewertung

    Im Sand der Zeitenwende

    Der Wortwitz mit dem Wurm drin ist sicherlich nicht neu, und ja, in diesem Fall vielleicht sogar schon abgedroschen. Ich bemühe ihn aber trotzdem: Obwohl in Dune selbige Tiergattung in überdimensionaler, evolutionsbedingter Monstrosität wohl drinnen steckt, ist Denis Villeneuves Maßstäbe setzendes Meisterwerk gleichzeitig komplett frei davon. Jene Kritiker, die schon als allererste bei der Weltpremiere in London das Werk vorab sichten konnten, und die mich manchmal einem gewissen Erwartungsdruck aussetzen, wenn sie Filme über den grünen Klee hinaus loben, sollen letztlich recht behalten. Mit Dune: Part Two gelingt Villeneuve etwas Bahnbrechendes. Science-Fiction, wie es sie schon lange nicht mehr gegeben hat.

    Dabei ignoriere ich den rund drei Jahre zurückliegenden ersten Teil. Der hat mich stilistisch zwar abgeholt, emotional jedoch nicht. Misslungen war Dune: Part One keinesfalls, schon allein deswegen nicht, weil Villeneuve als vorausschauender Perfektionist nichts dem Zufall überlässt und dramaturgisches Timing beherrscht wie vielleicht noch Martin Scorsese oder Christopher Nolan. An Dune: Part One gibt es nichts zu kritisieren – die Schwierigkeit darin bestand jedoch, mit den vielen Charakteren in diesem „Game of Thrones“ der Galaxis vertraut zu werden. Viele bekannte Gesichter reichen da nicht, und so sehr die exzentrisch-ästhetische Bildsprache auch den Atem raubt – den Zugang in diese Welt macht es schwerer als den Zugang in eine Welt, die mit der narrativen Mechanik eines europäischen Mittelalters arbeitet. Diese Welt in Dune liegt, anders als die Welt von Star Wars, weit, weit in der Zukunft. Die Erde ist womöglich nur noch diffuse Legende, ganz anders aber politische Machtstrukturen, die sich über die Jahrtausende erhalten haben und, nicht viel anders als in der Frühzeit des Menschen, immer noch die Machtgier des Alleinherrschers hervorbringen, ohne sich gesellschaftspolitisch weiterentwickelt zu haben. Insofern ist das Machtgefüge in der dystopischen Realität von Frank Herbert eine archaische, vorgestrige. In dieser stecken archaische, vorgestrige Figuren, die jede einem gewissen Zeremoniell folgt. Dieses unnahbare Ensemble kennenzulernen, dafür war Dune: Part One genau richtig. Ein Vorspiel sozusagen, eine Einführung, die Ambivalenz gerade zulassen, die polarisieren muss. Und nicht nur darauf aus war, zu gefallen.

    Im ersten Teil ist dann auch nicht viel passiert, der Plot bleibt überschaubar, wenn auch grandios bebildert. Mit Antiheld Paul Atreides auf dem Weg in die Wüste endet dieser auch, um alle Erwartungen zu sammeln für den großen, gigantischen Clash, für den Ur-Krieg der Sterne, den schon Alejandro Jodorowsky mit irrer Besetzung, angefangen von Orson Welles über Mick Jagger bis Salvador Dali (!) als wohl größten Film, der je existiert haben wird, verfilmen wollte. In der Dokumentation Jodorowsky’s Dune erfährt man, dass das oberarmdicke Storyboardbuch nur darauf gewartet hätte, verfilmt zu werden. Doch „ohne Geld ka Musi“ – und so ist dieser Zug mit Villeneuves eigenem Jahrhundertprojekt abgefahren. Ein Remake wird es für Dune nicht mehr geben. Denn besser lässt sich Herbert kaum verfilmen.

    Nicht nur, dass dieses heilige erste Buch, dass viele Fortsetzungen und Ableger fand und noch genug Stoff bieten würde für ein ganzes Franchise, endlich doch noch jene Verfilmung bekommen hat, die es, wie schon Der Herr der Ringe auch, verdient hat – die Maßstäbe für das Kino der Science-Fiction und überhaupt des Phantastischen werden neu gesetzt. Dune: Part Two ist ein Opus Magnum, indem alle hier Verwendung findenden Kunstrichtungen ineinandergreifen und sich gegenseitig antreiben. Da gibt es diese einzigartige Bildsprache, diese Vorliebe für Wüstenstürme, Staubnebel und den Rauch brennender Trümmer, die wie ikonische Kolosse tonnenschwer auf die Erde stürzen. Da gibt es die Grazie der Gravitation entronnener, technologischer Körper, bizarre Raumschiffe und Zweckmaschinen wie albtraumhafte Panzer, die an den Stil von H. R. Giger erinnern und eine Reminiszenz an Jodorowskys gescheiterte Träume sein könnten. Da gibt es Gestalten in formverändernden Kostümen, die in geometrischen Inneren eines architektonischen Brutalismus Welten verändern. Stellan Skarsgård zum Beispiel als levitierender Baron Harkonnen wird zum Zerrbild eines gewissen russischen Diktators, auf den die schwarze Sonne seines Heimatplaneten herabscheint, während ein psychopathischer Thronfolger mit schwarzen Zähnen Freude am Ausweiden seiner Opfer hat. Längst wird klar: Was J.R.R.Martin für die High Fantasy schwerterschwingender Nibelungen-Interpreten, ist Herbert wie demzufolge auch Villeneuve für die Science-Fiction. Das Portal zum Shakespeare’schen Königs- und Revolutionsdrama tut sich auf, zum geopolitischen Lawrence von Arabien Lichtjahre weit von seinem Ursprung entfernt. Aus Peter O’Toole wird Timothée Chalamet, dessen Augen immer blauer werden und der bald Geheimnisse kennen wird, von denen er lieber nichts gewusst hätte. Seine Figur bleibt strebsam, doch bereits ansatzweise ambivalent. Wie die doppelbödige Mutterfigur Sarah Ferguson. Mit ihr erhält Dune: Part Two die kritische Komponente einer Betrachtung von religiösem Fundamentalismus. Unschwer ist Kritik am Islamismus zu erkennen, andererseits aber auch das Hinterfragen der Selbstverständlichkeit, die Rolle eines Messias einzunehmen. Dune: Part Two ist somit ein nicht zu unterschätzendes Politikum mit ganz viel zwischenmenschlichem Drama, und selbst Zendaya tritt aus ihrer Celebrity-Blase heraus und gibt sich ihrer zornigen Figur hin, die als Katalysator dafür dient, letztendlich so sehr in den Sog des Geschehens gerissen zu werden, dass dieses Mittendrin zur Bewusstseinserfahrung wird – zum opernhaften Event aus schweren, unirdisch klingenden Geräuschen, einem wummernden Score, der die Wüste und ihre Beschaffenheit zu einem epischen Schlachtfeld werden lässt, wie in Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs die Ebene vor Minas Tirith, auf der die letzte Schlacht gegen Sauron geschlagen wird.

    War Part One noch die Ruhe vor dem Wüstensturm, lässt Part Two der ganzen aufgestauten Energie freien Lauf. Wie das Herannahen eines Gewitters, das die ersten Sturmböen bringt, während hier nun das Unwetter mit all seiner Wut losbricht. Man braucht nicht glauben, dass die ganze Kraft einem freien Spiel unterliegt. Villeneuve kanalisiert sie, strukturiert sie, gibt ihr Raum. Will man sich als Kritiker einer fast schon arroganten Nörgelei auf hohem Niveau hingeben, ließe sich maximal der sprunghafte Wechsel zwischen den undefinierten Kapiteln anmerken – vom fließenden Übergang hält Villeneuve nicht viel. Wohl auch, um zeitlich nicht auszuufern. Diese Zügel sitzen fest, und geben dem Werk auch das entsprechende Fundament, um der Wucht an audiovisuellen Eindrücken standzuhalten.

    Villeneuve weiß genau, dass er auf dieses Fundament seine Dramatis Personae stellt, dass er das Menschliche immer als allererstes hochhalten muss, um seine Figuren in all diese schwebenden Objekte einsteigen; um sie herunterblicken zu lassen von der Balustrade eines für die Ewigkeit errichteten Gebäudes. Geometrie, Symmetrie – und die Wildheit eines Planeten: Das, was sich ausschließt, entwickelt unter der durchgetakteten Arbeit des Filmemachers und seiner Crew ungeahnte Synergien, die es tatsächlich schaffen, diese fremde, bizarre Welt immersiv erleben zu lassen und als Ganzes zu begreifen. Und das nur in Folge von zwei Filmen, die letztlich den Großvater des Sandwurms reiten – felsenfest stehend, den Blick nach vorne, die Zügel fest im Griff. Dune: Part Two ist wie ein Ritt auf einem solchen Monster. Eine formvollendete, seinem System perfekt angepasste Monstrosität von Kino, die man reiten sollte, bevor das Leben vorbei ist.



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    02.03.2024
    17:40 Uhr
  • Bewertung

    Monumentaler Höhepunkt einer spirituellen Reise

    Im zweiten Teil des "Dune"-Epos geht es nun richtig zur Sache: Paul Artreides muss sich mit der Wüste ebenso vertraut machen wie mit seiner Bestimmung, die in der Erfüllung jener Prophezeiung liegt, die ihm schon lange in seinen Träumen immer wieder begegnet ist. War der erste Film noch vor allem ästhetisch beeindruckend und erzählte eine Geschichte adeliger Dynastien geht es jetzt handfest zur Sache: Sand, Sand und wieder Sand und dazwischen der Kampf ums Überleben und den Sieg der Richtigen. Tolle Bilder, (im richtigen Kino) Sound, der absolut unter die Haut geht (auch dann, wenn die Bene Gesserit ihre performative Sprache einsetzen) und eine besondere spirituelle Atmosphäre, die auch mit Kritik an der all zu leichten Ergebenheit religiöser Kasten und Einflussträger nicht spart. Als Film mindestens so beeindruckend wie beim ersten Teil, wenngleich in den ersten Minuten Vorkenntnisse aus dem ersten Film deutlich von Vorteil sind.
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    29.02.2024
    22:08 Uhr
  • Bewertung

    Ein meisterhaftes Monument über Macht und Messias

    Exklusiv für Uncut
    Seltenheit. Ein Ereignis, das lange nach dem Ende noch Herzklopfen verursacht, das klare Gedanken vernebelt, ist selten. Begleitet davon ein unterschätztes Phänomen: das Aufgewühlt-Sein, das unkoordinierte Grübeln, körperliche Reaktionen auf eindringliche Erfahrungen. Insbesondere das Kino ist in der Lage, Erlebnisse dieser Art und quasi-existenzielle Gefühle hervorzurufen. Neben Christopher Nolan kreiert zumeist Denis Villeneuve solch erhabene Momente im Blockbuster-Metier. Dreimal nach hinten und einmal nach vorne verschoben, hätte die atemberaubende Fortsetzung seiner Dune-Saga ursprünglich schon im Oktober 23 erscheinen sollen. Das Warten hat sich gelohnt: jetzt werden wir Zeuge einer dieser seltenen Kinomomente. „Dune Part Two“ geht unter die Haut und lässt das Publikum mit offenem Mund zurück.

    Direkt an den ersten Teil setzt das Magnus Opus an. Wir begleiten den jungen Paul Atreides auf seinem Weg bei den Fremen, sehen seine zunehmende Reife in der fremden Welt und seinen inneren Kampf gegen seine Bestimmung als Messias. Im Hintergrund spannt sich ein Netz aus Handlungsfäden mit politischem Einfluss. Erstmalige Auftritte des Imperators Shaddam IV (neu dabei: Christopher Walken) und seiner Tochter Prinzessin Irulan (auch neu an Bord: Florence Pugh). Die asymmetrisch-rebellischen Aktionen der Fremen bedrängen die Harkonnen. Mit Feyd-Rautha (Austin Butler) wacht ein neuer Gouvenor über Arrakis. Im Hintergrund steuern die Bene Gesserit das Weltgeschehen und Lady Jessica wird spirituelle Matriarchin bei den Fremen.

    Unglaublich komplex ist die Buchvorlage. Frank Herberts Sci-Fi-Klassiker von 1965 gilt als stilprägender Meilenstein, besticht durch politische Komplexität, mitreißende Charakterstudien und philosophische Denkaufgaben. Der kanadische Regisseur Denis Villeneuve verfilmt die zweite Hälfte der Literaturvorlage „Der Wüstenplanet“ und behält Übersicht. Nicht nur über alle inhaltlichen Verzahnungen, sondern auch über seinen stargespickten Ensemble-Cast. Mit Chalamet, Zendaya, Ferguson, Skarsgård, Bardem, Bautista und Brolin geben sich Weltstars die Klinke und auf Arrakis die Klinge in die Hand. In erster Linie aber überträgt er das literarische Momentum auf seine Filme. Selbst als Co-Autor schreibend, verdichtet und lockert er die komplexen Knoten nach Belieben und hält die Linse stets auf dem Wesentlichen. Villeneuve hat außerdem einen Kritikpunkt des ersten Teils berücksichtigt: den fehlenden Humor kompensiert er jetzt durch punktuell muntere Einfälle.
    Wo der erste Teil erklärte und vorbereitete, dringt Part Two deutlich tiefer in die Materie, beschreibt die politischen Intrigen und Machtspiele. Bemerkenswert ist das Fehlen von Klischees, das Ende ist genauso wenig konventionell wie die Entwicklung der Figuren. Pauls und Jessicas Transformationen stehen diametral zu den moralischen Dilemmata, in denen sie stecken. Ihre Verschmelzung mit der Natur des Wüstenplaneten und mit der Fremen-Kultur geschieht auf elegante Weise. ‚Game of Thrones im Weltraum‘ kommt dem Ganzen nahe, vergisst aber zwei Umstände: Villeneuves Werk hätte ein Mehr an Dialog und Politik vertragen, dafür überzeugt Dune mit riesigem Abstand auf visueller Ebene.

    Zusammen mit Kameramann Greig Fraser gelingen beeindruckende Aufnahmen. Das Wechselspiel aus Close-Up-Details und weiten Gegenlicht-Panoramashots ist eine Augenweide. Drehorte in Abu Dhabi und Jordanien werden ergänzt durch wahrlich fantastische CGI-Effekte, die der Handlung dienen und nicht sich selbst bezwecken. Herausragend zudem: Kostüme und Szenenbild. Sowohl die höhlenhaften Fremen-Behausungen als auch das futuristische Harkonnen-Kolosseum sind designtechnische Attraktionen, die sich auch in der Farbgebung widerspiegeln, beim Tausch der rot-braune Farbpallette der Wüste gegen tristes Schwarz-Weiß. Mystische Masken und exotische Outfits sowie die durch Detailaufnahmen fokussierten Objekte wie Messer, Klingen, Tücher, Symbole und Ketten sind reizvoll – und wiederholen den Kontrast zur verstörenden, hygienischen Harkonnen-Welt. Dune Teil Zwei sieht noch besser aus als Teil Eins, Action-Sequenzen sind brachialer, brutaler, brillanter. Ton, Soundeffekte und der basslastige Score hämmern in den Ohren, es ist ein monumentales Getöse. Hans Zimmer übertrifft auch hier den Vorgänger, findet er doch in all dem Getrommel wunderschöne, romantische Themen für die erblühende Liebe zwischen Chani und Paul.
    Nicht nur in Sachen Liebe ist Paul zerrissen, die Machtfrage umweht ihn wie Dünensand. Die Frage nach der Herrschaft über Arrakis umklammert alle Akteure. Es geht um die bekannten Topoi, das wird dem Film sicherlich negativ angekreidet. Um Politik, um Kontrolle und um Machterhalt. Und um Wirtschaft: „Power over spice ist power over all“. Wer die rar gewordene Ressource beherrscht, gewinnt mit finanzieller Überlegenheit. Was wiegt schwerer? Macht durch Abstammung, durch Blutlinien, durch Geld? Oder Macht durch religiöse Prophezeiung oder durch nackte Gewalt mittels starken Militärs? Letztlich steht die universelle Stabilität der Eliten im Dune-Kosmos auf dem Spiel. Bene Gesserit, Imperator, Harkonnen – alle fürchten den vorhergesagten Messias. Gleichzeitig fühlen sich die Privilegierten herausgefordert, auch durch die diverse, auf Gleichheit und archaische Traditionen beruhende Gesellschaftsform der Fremen.

    Fazit: Kino in Reinform! So wie der Sand pulsiert, erzeugt Villeneuves ausschweifendes Schaulaufen intensives Herzklopfen, die 167 Minuten vergehen wie im Flug. Imposantes Worldbuilding, eine epische Geschichte, visuell atemberaubend, handwerklich herausragend – Superlative überbieten sich bei diesem filmischen Spektakel. Ein großartiger, visionärer Kinofilm. Eine unglaubliche Meisterleistung von Denis Villeneuve, aus diesem Dickicht die zentrifugalen Machtkämpfe zu destillieren, wobei die Interessenskonflikte noch klarer hätten verhandelt werden können. An alle, die ein befriedigend-klassisches Ende erwartet haben: Villeneuve hat von Beginn an eine Trilogie geplant und das Skript zu „Dune Messiah“ schon begonnen. Bis dahin dürfen wir noch mehrfach diesen erhabenen seltenen Moment genießen: ein Meisterwerk mit Seltenheitswert. Danke für diese Erfahrung.
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    28.02.2024
    13:34 Uhr