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    Liebe ohne Sex

    Der große David Lean hat am Ende des 2. Weltkrieges eine unvollendete Romanze gedreht, die heute etwas aus der Zeit gefallen zu sein scheint.
    Eine verheiratete Frau (Celia Johnson) begegnet einem verheirateten Mann (Trevor Howard) zwischen zwei Zügen, die jeden von ihnen zum jeweiligen Ehepartner und ihren Kindern bringen soll.
    Keiner traut sich so recht frei nach dem Modus ‘NichtDoch…DochNicht‘. Der leise Humor macht das Melodram etwas erträglicher. Die Unentschlossenheit und Hilflosigkeit der beiden ist heute nur schwer nachvollziehbar. Laura und Alec wirken wie Kinder.
    Wenn sie schon nur zwei Küsse auf ihrem Liebeskonto verbuchen, überrascht diese Fingerübung des Großmeisters (Brücke, Lawrence, Schiwago) nur mit einem unerwarteten Ende: vom schnellen Abschied auf dem Bahnhof landet sie im heimischen Sessel im Arm des Ehemanns: ‘Du warst so weit weg. Danke, dass du zurückgekommen bist.‘ END. Da kann man nur in der Musik von Rachmaninow Trost finden. Die passt so wunderbar herzzerreißend zur Atmosphäre des permanenten Abschieds. Jedes Treffen konnte das letzte gewesen sein. Das Ende kommt als Erlösung aus dem unerträglichen Sein eines Liebespaares, das sich nicht traut. Wenn man auf die Oscars schaut, sollte man nicht vergessen, dass wir uns produktionsmäßig im Jahre 1945 befinden. Da war die Lust noch nicht erfunden.
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    25.05.2021
    10:55 Uhr