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    Liebesdrama trifft auf Science-Fiction

    Exklusiv für Uncut von der ViENNALE
    Zwei neugierige Jugendliche tauschen Blicke aus und spüren eine sofortige Anziehung und Zuneigung. Sie begegnen sich auf einer Party, erforschen sich gegenseitig und entdecken ihr Glück in der Liebe – naja, jedenfalls für knappe 48 Stunden, wenn es nach den Vorstellungen von Neil Gaiman geht, dessen gleichnamige Kurzgeschichte von Drehbuchautor Philippa Goslett und Regisseur John Cameron Mitchell für ihren Film „How To Talk To Girls At Parties“ adaptiert wurde. Denn genau so viel Zeit bleibt dem punkigen Enn (Alex Sharp) und seiner auserwählten Zan (Elle Fanning), bis sich ihre Wege wieder trennen sollen. Ist es denn so schwierig, unbeschwert sein Glück zu genießen? Wenn einer der beiden Lovebirds einer Alien-Sekte mit skurrilen Ritualen angehört und dem Planeten Erde nur einen kurzen Besuch abstattet wahrscheinlich schon.

    Nachdem der sensible Punk Enn und seine beiden Freunde Vic und John ein wildes Konzert von Boadicea (Nicole Kidman), einer abgebrühten Punk-Königin und Clubbesitzerin, ohne weibliche Begleitung verlassen, geben die drei Jungs nicht auf und halten nach einer Aftershowparty Ausschau. Da der triste Vorort von London, Croydon, nicht viele Alternativen bietet, stolpern sie ziellos durch die Straßen. Doch plötzlich werden sie von den aufregenden Klängen eines unscheinbaren Hauses magisch angezogen. Dort angekommen crashen die jungen Möchtegern-Punker eine Party, die sie so noch nie erlebt haben. Viele, vorwiegend weibliche, attraktive Menschen in seltsamen Latexoutfits die wie in Trance zu psychodelischer Musik tanzen, sich verrenken und akrobatische Gruppenperformances hinlegen soweit das Auge reicht. Was als Spaß begann, entpuppt sich schon bald als eine gefährliche Angelegenheit. Von ihren Trieben geleitet werden vor allem Vic und John durch das große Angebot an Frauen, Musik und Künstlichkeit verführt und in den Bann der bizarren Gesellschaft gezogen, aus dem sie sich nur schwer wieder lösen können. Enn wittert die Gefahr bereits und versucht sich und seine Freunde so schnell wie möglich der Situation zu entziehen. Doch zuvor entdeckt er die aufgebrachte Zan, gespielt von der überaus leinwandpräsenten Elle Fanning, die sein Herz seit dem ersten Blick schneller schlagen lässt, und verlässt mit ihr und seinen beiden Freunden die groteske Party.

    Die erzählte Liebesgeschichte ist zwar durch witzige und zum Teil halbwegs emotionale Momente in den Plot eingebettet, lässt aber auch viele Fragen offen, die aber wenn man bedenkt, dass die beiden aus anderen Welten stammen und andere Vorstellungen von Liebe, Sexualität und Verhaltensrichtlinien haben, nicht nach Antworten schreien beziehungsweise gar nicht erst debattiert werden müssen.

    In einer der unterhaltsamsten Szenen des Films stürmt die von der Kultur geschockte, aber dennoch begeisterte Zan die Bühne des Punkrock Clubs von Bordicea und liefert nach anfänglichen Schwierigkeiten eine rockige Performance, die sich zu einem Duett zwischen ihr und Enn steigert. In diesem Moment ist sie wohl punkiger als die anwesende Partymeute zusammen und rebelliert gegen ihr inneres Wesen. Allerdings scheitert sie kläglich bei dem Versuch mit den Trinkgewohnheiten der Gesellschaft mithalten zu können, was das Publikum zum Fremdschämen einlädt aber auch den ein oder anderen Lacher beschert. Während ihres Duetts verschmelzen die beiden Teens regelrecht miteinander, was in einer abstrakten, traumartigen Darstellung mit reichlich Spezialeffekten visualisiert wird. Warum der Regisseur eine solche Darstellung in seinen Film einbaut, ist nicht sicher zu sagen, da sie für Narration an für sich keinen Nutzen besitzt. Als Stilmittel jedoch erzeugt sie einen Bruch in der filmischen Erzählweise, der zum Charakter des Films sehr gut passt: genauso übertrieben und abgespaced, wie die Partys der unbekannten Spezies.

    Leichte Kost, die weniger mit ihrer losen Handlung, als mit dem mitreißenden Sounddesign, abstrakten Sequenzen und der starken Leinwandpräsenz von Elle Fanning das Potential besitzt, die Kinogängerinnen und -gänger zu erfreuen.
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    05.11.2017
    11:00 Uhr