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    Tiefer Blick in die Abgründe des Showbusiness

    Exklusiv für Uncut von der Diagonale
    Zwei Jahre lang begleitete Filmemacher Andreas Horvath den österreichischen Darsteller Helmut Berger sowohl privat als auch bei öffentlichen Auftritten. Dabei sehen wir zunächst abwechselnd Interviews mit Bergers Hausangestellter in Salzburg, sowie mit ihm selbst. Dazwischen hören wir vermeintlich echte Sprachboxnachrichten, die ein alkoholisierter und aggressiver Helmut Berger Horvath hinterließ. Dabei gelingt es Horvath durch bestimmte Bilder, wie beispielsweise seines stark runtergekommenen Zuhauses, ein erschreckendes Portrait eines zerstörten Mannes zu kreieren. Als man erfährt, dass Bergers Wohnung voller Fotos jener Personen, die er bereits verloren hat ist und dies eine Hauptursache seiner Depressionen war, schafft es Horvath, dass der Zuschauer Empathie gegenüber Berger empfindet. Um ein verstörendes Portrait des einst so populären Schauspielers zu erstellen, schreckt Horvath vor nichts zurück. Ob halbnackt oder gar onanierend: Er gibt dem Zuschauer die komplette Dosis an Helmut Berger-Wahnsinn. Dabei versucht der Filmemacher meist insbesondere Bergers Alkoholismus zu unterstreichen, in dem er, wie bereits oben erwähnt, Aufnahmen von Sprachnachrichten eines stark alkoholisierten Bergers vorführt oder ihn gar beim Konsumieren von alkoholischen Drinks zeigt. Auch wenn Horvath einem oft beeindruckende Einblicke in Bergers dekonstruiertes Leben gewähren kann, hat er es meiner Meinung nach in manchen Szenen zu weit getrieben. Es gibt zum Beispiel eine Sequenz, in welcher Berger Horvath darum bittet die Kamera abzumachen, letzterer ihn jedoch auch noch hartnäckig hinterher geht und ihn zudem noch durch Beschimpfungen provoziert. Ist es wirklich notwendig einen solch kranken und kaputten alten Mann so vorzuführen? Auch wenn manchmal moralische Grenzen überschritten werden, ist Andreas Horvath mit „Helmut Berger, Actor“ dennoch ein verstörender und faszinierender Einblick in die Abgründe eines ehemals für den Golden Globe nominierten Darstellers gelungen, der jedoch Vorwissen über Bergers Karriere voraussetzt.
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    11.03.2016
    15:13 Uhr