Eigentlich sah meine (cineastische) Hölle ja anders aus: Keanu Reeves springt, vage asiatisch gewandet, in Slow Motion über ein Bett, in dem Lindsay Lohan mit einem Kristallschädel Sex in der City hat o.s.ä. Nun aber muss ich umdenken, denn die Hölle ist ein Hochsicherheitsgefängnis, schwebt durchs All und befindet sich auf der Raumstation DANTE 01. Dort nämlich sitzt nicht nur der gefährlichste kriminelle Abschaum des Universums ein, sondern dient auch noch dem als Objekt seiner Studien selbst höchst geeigneten Hirnforscher César als Versuchskaninchen. An sich ja kein unstimmiges Szenario. Wäre da nicht der neueste Zugang von DANTE 01: der Gefangene Saint George, der nach einer dubiosen Begegnung der dritten Art über recht ungewöhnliche Fähigkeiten verfügt und auch gleich noch eine saftige Revolte anzettelt.
Frankreichs Regie-Exzentriker und Jeunet-Kompagnon MARC CARO („Delikatessen“, „Die Stadt der verlorenen Kinder“) zeigt mit seiner höllisch guten Trash-Perle einmal mehr, wie schön der Mut zum Hässlichen, wie ausgeglichen das Surreale und wie unterhaltsam eine Scheiß-drauf-ich-dreh-was-und-wie-ich-will-Haltung im Kino sein kann. Dass sich dabei klammheimlich so manch Subversives, gar nicht Gefälliges unter die grell schimmernde Oberfläche geschoben hat, spricht ja auch nicht gerade gegen CARO. Also, sollen meinetwegen doch irgendwelche vernarbten Zauberlehrlinge mit tanzenden Pinguinen in Narnia Wedding planen, was das Zeug hält, ich fahre inzwischen zur Hölle - zumindest, wenn die DANTE 01 heißt! Teufel aber auch! (MacGuffin) |