Cargo

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AndyF (03.05.2010 12:58) Bewertung
Cargo (Blu-Ray)
Der Schweizer Regisseur Ivan Engler hatte eine Vision. Sein erster groß angelegter Spielfilm sollte gleich ein aufwändiger Science-Fiction-Blockbuster werden. So ist kaum verwunderlich, dass die Produktion des 120-Minüters knapp neun Jahre in Anspruch nahm. Gleich acht komplett verschiedene Versionen des Drehbuchs fertige er an, bevor er noch überhaupt die Finanzierung aufgestellt hatte. Das war im Jahr 2000. Nach den Terroranschlägen in den USA 2001 zogen jedoch alle Imvestoren ihre Gelder aus dem Projekt zurück – Engler stand wieder ganz am Anfang. Deshalb beschloss er, das Budget drastisch auf umgerechnet ca. 3,5 Mio. € zu kürzen – ein für einen Film dieser Größenordnung sehr geringen Wert (vor allem, wenn man bedenkt, dass ca. 60% davon Material- und Sachspenden ausmachten) und komplett in der Schweiz zu produzieren.

Damit waren sein Regiepartner Ralph Etter und er erfolgreich – im April ist der Film auch in Österreich auf Blu-Ray erschienen.

Und der beginnt gleich einmal bombastisch mit umwerfenden CGI-Shots einer Weltraumsiedlung. Überhaupt kann man bei Betrachtung der Animationen und des Setdesigns ins Schwärmen kommen, vor allem mit dem Wissen um das geringe Budget im Hintergrund. Diese beiden Faktoren sind auch die große Stärke des Films, dazu aber später mehr.

Die Handlung ist schnell erklärt: Das Jahr 2267. Die junge Ärztin Laura nimmt einem Job auf einem abgefuckten Cargo-Weltraumschiff an, um Geld zu verdienen, welches ihr ein Visum für die Ersatz-Erde Rhea bringen soll, wo ihre Schwester glücklich mit ihrer Familie lebt. Die Original-Erde ist nämlich durch ungenannte Katastrophen komplett unbewohnbar geworden. Die Menschen fristen ihr Dasein auf Raumstationen, Natur gibt es nur in Form von dahinsiechenden Topfpflanzen.

Die Crewmitglieder verbringen die vier Jahre dauernde Reise im Tiefschlaf, wobei immer ein Crewmitglied für 8 Monate allein in der Kälte (denn – wie der lächerliche Untertitel schon sagt – „der Weltraum ist kalt“) Wache schiebt. Während Lauras Schicht dringen plötzlich Geräusche aus dem riesigen Frachtraum, jemand – oder etwas – scheint sich darin zu befinden.

Ein typisches Horrofilmsetting also. Möchte man meinen. Doch Cargo entwickelt sich zu einem klassischen Verschwörungsthriller, in dem Laura immer weiter in eine Rebellion hineingezogen wird.

Leider verhaut sich der Film die gute Ausgangsposition aber selbst.
Kein Fleckchen Land würde man in der Schweiz finden, das so flach ist wie diese Dialoge. Darunter leiden klarerweise die Schauspielleistungen – auch jene der Hauptdarstellerin, der Deutschen Anna-Katharina Schwabroh, die zwar im Endeffekt solide spielt, aber sicher noch mehr kann als gezeigt. Manche Darsteller waren aber auch schlichtweg ein Griff ein Klo. Dass eine ausgebildete Schauspielerin in ihren wenigen Szenen so krampfhaft ihr Schwyzerdütsch unterdrücken muss, dass man glaubt es kommen einem gleich die ck's und r's entgegengefolgen, ist ein Armutszeugnis.

Auch der für einen Thriller unbedingt erforderliche Spannungsbogen ist eher nicht vorhanden. Der Film plätschert für einen Sci-Fi-Film geradezu öbszön langsam dahin, ohne aber eine Tiefe zu liefern, die das langsame Tempo rechtfertigen würde. Erst gegen Ende nimmt die Sache langsam an Fahrt auf.
Pluspunkte gibt es aber wieder für die epische Außenszene im Weltraum, die erfrischend frei von Pathos abgehandelt wird.
Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
 
 

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