Andrea lässt sich scheiden
Wenn es um österreichisches Kino geht, ist das Einzige, was mehr Aufmerksamkeit auf sich zieht als ein Film mit Josef Hader, ein Film von Josef Hader. So wie bereits auch „Wilde Maus“ darf Haders neues Werk seine Weltpremiere allerdings bei unseren deutschen Nachbarn – auf der Berlinale – feiern.Die tragische Komödie handelt von einer Frau, deren Ehekrise zu einer Lebenskrise wird, als ihr betrunkener Mann ihr vors Auto läuft und verstirbt. Der trockene Alkoholiker vom Dorf hält den Unfall allerdings für seine Schuld und beginnt wieder zu trinken. Die Wendungen, an denen Schicksale zerbrechen, sind zwar von äußert tragischer Natur, doch es wäre einfach kein Hader-Film, könnte man dem traurigen Leben nicht einfach ins Gesicht lachen. In die Rolle des Spiegeltrinkers schlüpft Hader wieder einmal selbst, Birgit Minichmayr spielt die Polizistin und Gattin, deren Name und Schicksal bereits im Filmtitel Erwähnung findet. Auch zu erwähnen ist Thomas Schubert, dessen Rolle wohl die ganze Thematik aufheitern soll. Während man ihn von Filmen wie „Atmen“ und „Roter Himmel“ eher als einsilbigen und grantigen jungen Mann kennt, beweist er in Haders Film (eigentlich bereits zum zweiten Mal), dass er nicht nur ein genialer Schauspieler ist, sondern auch einfach lustig sein kann. Für alle Fans des Komikers und Tragikers Josef Hader.
Olfas Töchter
Dieser Film begnügt sich nicht mit Assoziationen zu Sofia Coppolas „The Virgin Suicides“ oder dem türkischem Drama „Mustang“ – alles Filme, in denen das mysteriöse Leben (und Sterben) von Schwestern im Mittelpunkt steht. Die Dokumentation der tunesischen Regisseurin Kaouther Ben Hanias lässt überdies eine innovative filmische Erzählsituation entstehen, indem sie uns Olfa und ihre Töchter vorstellt. Von vier Töchtern leben allerdings nur noch zwei bei ihr, die zwei ältesten Töchter sind vor Jahren spurlos verschwunden.Die Regisseurin engagiert zwei professionelle Schauspielerinnen, die die zwei verschwundenen Schwestern in der Dokumentation spielen sollen und somit sowohl eine erzähltechnische Lücke aber auch eine Lücke in der Familie schließen. Für Publikum, das intime Einblicke in eine Familie nicht scheut und sich dabei auf ein filmisches Experiment einlassen möchte.