Nicht weniger intensiv präsentierte sich Aaron Schimbergs neues Projekt „A Different Man“. Der Bodyhorrorfilm mit Sebastian Stan wirft einige Fragen zum Thema innere und äußere Schönheit auf, lässt manche jedoch bewusst unbeantwortet.
Die Premiere vom iranischen Beitrag „My Favourite Cake“ wurde von der Abwesenheit des Regieduos Maryam Moghaddam und Behtash Sanaeeha überschattet. Die Darstellung iranischer Frauen in dieser zärtlichen und berührenden Romanze entsprach nicht den Regeln der Regierung; die Konsequenzen mussten die Regisseure tragen.
Favoriten eröffnet die Reihe Encounters
Pünktlich zur Mittagszeit ist in der Akademie der Künste der Startschuss für die heurige „Encounters“-Auswahl gefallen. Eröffnet wurde das 15 Beiträge umfassende Rahmenprogramm von „Favoriten“, der neuesten Arbeit der österreichischen Dokumentarfilmerin Ruth Beckermann. Drei Jahre lang hat Beckerman (u.a: „Waldheims Walzer“) in einer als Brennpunkt verschrienen Volkschule im Wiener Bezirk gefilmt. Genau gesagt in einer buntgemischten Klasse, die durch eine exzellente Klassenlehrerin zusätzlich an Farbe und Familiarität gewinnt. Ein aufwühlendes, herzliches Plädoyer für chancengleiche Bildung, die wirklich niemanden links liegen lässt.Panorama
Die Panorama-Schiene wurde heuer mit einem großartigen Film eröffnet. „Crossing“ handelt von einer georgischen Lehrerin in Pension, die sich auf die Suche nach ihrer verschollenen, transgeschlechtlichen Nichte nach Istanbul begibt und dabei auf unterschiedlichste Persönlichkeiten trifft. Gewieft und mit viel Fingerspitzengefühl ist der Film vom schwedisch-georgischen Regisseur Levan Akin („And Then We Danced“) inszeniert. Große Stärke sind die nahbaren Figuren, deren Schicksale und Wünsche einen emotional binden. So werden nicht nur nationale Grenzen überschritten, sondern auch Geschlechterrollen, Vorurteile und Antipathien.Weltpremiere auf der Berlinale feierte „Meanwhile on Earth“. Damit traut sich der französische Animationsregisseur Jérémy Clapin („I lost my Body“) an Live-Action und erzählt eine Geschichte von Verlust, außerirdischem Kontakt und moralphilosophischen Fragen ganz nach dem Meanwhile on Earth. Daraus entfaltet sich ein wilder Mix aus Science Fiction, Psychothriller, Body Horror und Animation – wobei sich der Film teilweise zu viel vornimmt und seine interessanten Ansätze nur halb so gut umsetzen kann.
Genre-Kino als große Special Gala
Zu später Stunde ging in der hypermodernen Verti Music Hall die Weltpremiere von „Cuckoo“ über die Bühne, der als „Berlinale Special Gala“ uraufgeführt wurde. Im neuen Film des deutschen Genre-Filmemachers Tilman Singer („Luz“) verschlägt es „Euphoria“-Star Hunter Schafer in die deutschen Alpen.Die Begegnung mit einem exzentrischen Hotelmanager (ein wunderbarer Dan Stevens) lässt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verschmelzen. Ein wirrer, nicht immer greifbarer Horrortrip, der mit inszenatorischer Raffinesse in den Bann zieht.