Berlinale 2013
Berlinale Tag 8

Berlinale Tag 8

Gib 8, gib 8! Bald ist das Festival zu Ende – aber heute gab es den bis jetzt besten Film des Wettbewerbs zu sehen.
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von (Harry.Potter)
Früh am Morgen begann auch dieser Berlinale-Tag mit einer Pressevorführung im Berlinale-Palast. Ich konnte noch nicht ahnen, dass der Film „Harmony Lessons“ aus Kasachstan der beste aller bisher gezeigten Filme werden würde. Nicht nur die besonders herausragende Leistung des jungen Hauptdarstellers Timur Aidarbekov machen den Film sehenswert, sondern seine hochwertige Inszenierung bei gleichzeitiger großer Schlichtheit und Mehrdeutigkeit bis ins Surreale. Es würde mich sehr, sehr wundern, wenn wir diesen Film nicht auf der Liste der Preisträger finden würden.

Als zweiter Film des heutigen Tages wurde außer Konkurrenz die fertig gestellte Fassung des 1993 nicht mehr zu Ende gedrehten Roadmovies „Dark Blood“ mit River Phoenix gezeigt, am Nachmittag gab es heute dann keinen weiteren Wettbewerbsfilm zu sehen. Morgen laufen schließlich die letzten beiden Filme, dann ist der Wettbewerb abgeschlossen und die Jury zieht sich zu ihren Beratungen zurück. Ich habe mir bereits eine Liste zusammengestellt, wer in den jeweiligen Kategorien möglicherweise einen Preis bekommen könnte, möchte aber den beiden Filmen aus Südkorea und Frankreich, die morgen auf dem Programm stehen, noch eine faire Chance geben.

Und weil ich also Zeit hatte, war der Abend frei, um mir im Friedrichstadtpalast ebenfalls „Frances Ha“ von Noah Baumbach anzusehen, der einzige Film auf der Berlinale, den unsere gesamte Redaktion vor Ort gesehen hat und den ich ausgesprochen genossen habe, wie Ihr in meiner Kritik nachlesen könnt.

Im Panorama und im Forum gab es heute aber keine Pause, sondern volles Programm auf allen Ebenen, Höhen und Tiefen. Patrick hat sich aus der Fülle der Spiel - und Dokumentarfilme die folgenden Titel für Euch ausgesucht: „Frances Ha“, „Belleville Baby“, „Rock the Casbah“ und „Upstream Color“.

Es ist jedes Jahr erstaunlich, wie schnell die Zeit immer wieder vergeht und ich bin schon sehr gespannt, für welche Filme bzw. PreisträgerInnen sich die Jury in diesem Jahr nun wirklich entschieden hat. Als ich heute Morgen unmittelbar hinter Tim Robbins im Kino gesessen bin fiel mir nur auf, dass die dänische Regisseurin Susanne Bier während des Filmes intensiv mit ihren KollegInnen gesprochen hat und immer wieder ihren Sitzplatz wechselte, offenbar muss sie etwas sehr bewegt haben. Tim Robbins ließ sich jedoch, außer in jener Szene zu Beginn von „Harmony Lessions“, in der ein Schaf geschlachtet wird, nichts anmerken. Dort aber stieß er einen lauten Seufzer aus und rief „Oh, no!“. Kurz vorher noch hatte das Tier nämlich (auf der Flucht vor seinem Schlächter) mit einem „Stunt“ entlang einer Hausmauer den ganzen Saal zum Lachen gebracht.

Lachen und Weinen liegen also eng beieinander – so wie auch im echten Leben. Damit liegt die Berlinale aber genau am Puls der Zeit, was man gewiss als ein Merkmal für die Qualität der Filme deuten kann.