Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Mickey Maus und die Mäuse

Kobergs Klarsicht: Mickey Maus und die Mäuse

Während Disney mit Milliarden seine Marktmacht ausbaut, erzählen sie auf der Leinwand vom Aufstand gegen den Kapitalismus.
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von (DerKoberg)
Es war natürlich immer klar, dass das Imperium böse ist. Die erste Amtshandlung im ersten „Star Wars“-Film war immerhin die Zerstörung eines ganzen Planeten. Der schnaufende Typ unter dem sonderbaren Helm hat schon rein äußerlich nicht viel mit dem zu tun, was die meisten von uns als „sympathisch“ bezeichnen würden und kulturell sind wir dann eben doch so geprägt, dass wir Menschen mit Misstrauen begegnen, die von sich selbst behaupten, irgendeiner dunklen Sache anzugehören. Da verschiebt sich auch nicht viel, wenn die Bösen mittlerweile „Erste Ordnung“ heißen. Ordnung finden wir real natürlich spitze, aber um zu wissen, dass in Filmen die unordentlichen die Guten sind, braucht man eigentlich nur „Shrek - Der tollkühne Held“ und „Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück“ gesehen zu haben.

Dank „Star Wars - Die letzten Jedi“ wissen wir aber auch, dass die Erste Ordnung böse ist, weil sie die Armen ausnutzt, damit die Reichen reicher werden können. Also doch wieder ein Film über kapitalistische Unterdrückung – der dieser Tage fast ein bisschen zynisch daherkommt. Immerhin verschluckt Star Wars-Eigentümer Disney gerade 21st Century Fox und macht sich daran, Konkurrenten am umkämpften Unterhaltungsmarkt aus dem Spiel zu schubsen. Und dass Electronic Arts mit „Star Wars: Battlefront 2“ versucht, Fans mittels Lootboxen möglichst jeden Cent aus der Tasche zu ziehen, hat Disney auch erst verärgert, als der empörte Mob schon die Mistgabeln wetzte.

Dass Geldgier und Ausbeutung in Filmen viel kritischer wahrgenommen werden, als in der Realität, ist kein bisschen neu. Von „Pocahontas“ bis „Transformers 3“ und von „Last Samurai“ bis „Legend of Tarzan“ – die gierigen Wirtschafter waren immer die Bösen. Wenn sie nicht gerade James Bond heißen, lassen oft schon ein Hemd und ein Sakko Filmfiguren suspekt erscheinen. Davon ist diesseits der Leinwand nicht viel zu spüren.

Angesichts des ungebremsten Expansionsdrangs und dem Willen, jedes Franchise so gewinnbringend wie möglich auszuquetschen, stellt sich durchaus die Frage, ob Marktgiganten wie Disney unbedingt die Glaubwürdigsten sind, wenn sie uns – wie im jüngsten und wohl noch stärker im kommenden Star Wars-Film – die romantische Idee vom Aufstand der Unterdrückten erzählen.
Der Autor
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DerKoberg


Forum

  • Das sind klassische Filmthemen

    Da geht es immer gegen die bösen Konzerne und die Vernachlässigung der Vollzeit arbeitenden Eltern etc etc. Dass der Hase in Wirklichkeit anders läuft...liberale Kreative vs. CEO halt.
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    20.12.2017, 16:38 Uhr