Kobergs Klarsicht
Kobergs Klarsicht: Eigentum bleibt Diebstahl

Kobergs Klarsicht: Eigentum bleibt Diebstahl

Warum wir im Kinosessel zu Antikapitalisten werden.
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von (DerKoberg)
Wer meint, aus wiederkehrenden Themen in Spielfilmen direkte Rückschlüsse auf die Wertigkeiten und Probleme unserer Gesellschaft ziehen zu können, wird immer wieder zu eigenwilligen Ergebnissen gelangen. Offenbar sind alle guten Menschen in ihrer Schulzeit erst einmal Außenseiter. Und ein großer Teil aller Beziehungen basiert darauf, dass einer der beiden Beteiligten sich in einem raffinierten Lügennetz verstrickt. Aber besonders unauslöschbar ist der Eindruck, dass wir uns alle dem Antikapitalismus verschrieben haben.

Niemand ist auf der Filmleinwand so unsympathisch wie all diese anzugtragenden Karrieremenschen. Naheliegender Weise. Denn wer nach beruflichem Erfolg und finanzieller Verbesserung strebt, hat unweigerlich das Wohl seiner Familie und – und hier regiert das Publikum besonders sensibel – sein inneres Kind aus den Augen verloren. Aktuelles Beispiel hierfür ist Yann Samuels „Vergissmichnicht“. Und unsere inneren Kinder sind derart von Weisheit erfüllt, dass es an Frevel grenzt, sie nicht anzuhören.

Generell darf man im Kino davon ausgehen, dass multinationale Konzerne mitsamt all ihrer Belegschaft dem Bösen angehören oder zumindest vom rechten Weg abgekommen sind. Das zieht sich durch; von „Hook“ – Vorsicht: Inneres Kind! – bis „Avatar“ und von „Pretty Woman“ bis „Speed Racer“. Ausgehend von der freundlichen Vermutung, dass Filmschaffende durchwegs als Künstler bezeichnet werden können, ist das nicht verwunderlich. Die Künstler waren ja schon immer subversiv und links. Aber was ist mit der breiten Masse des Publikums? Von einer allgemeinen Einsicht, dass jeder Profitorientiertheit mit einiger Skepsis zu begegnen ist, ist außerhalb der Kinosäle ja nicht viel zu spüren. Woher also die Zuneigung zu all den beruflichen Versagern am Celluloid?

Die Antwort ist wohl ebenso einfach wie ernüchternd: Ganz so wie die Intoleranten und die Dummen, sind auch die Reichen immer nur die Anderen. So wohlhabend kann das Publikum gar nicht sein, dass es nicht Freude daran empfindet, wenn im Film die Reichen eines auf den Deckel bekommen. Und da sich natürlich auch nur die erfolgreicheren Anderen zu sehr ihrer Arbeit und ihrem Einkommen verschreiben, ist es auch immer wieder schön, solchen Menschen dabei zuzusehen, wie sie aus ihren Irrtümern lernen.