Berlinale Tag 5

Noch etwas übernachtig vom Feier-Abend anlässlich der „Die Vaterlosen“-Premiere wird nach einer kleinen Filmplan-Rochade die Frühvorstellung aufgeschoben, sodass die Pressekonferenz zu „Coriolanus“ der erste Tagespunkt ist. Neben Drehbuchautor John Logan schreiten Jessica Chastain, Vanessa Redgrave, Ralph Fiennes und ein fast schon verboten gut aussehender Gerard Butler die Stufen aufs Podest hinauf und werden vom bis auf den letzten Platz besetzten Pressesaal jubelnd empfangen. Die erste Frage stellt eine junge Kollegin: „Mr. Butler, war es eine große Herausforderung, nach Filmen wie 300 und einigen romantischen Komödien nun eine intellektuelle Rolle zu spielen?“ Der weist mit einem Witz diesen Blödsinn sogleich in die Schranken: „Ach, wissen Sie, für mich ist eigentlich alles, was intellektuell ist, eine ziemliche Herausforderung!“ Trotzdem habe er sich darangewagt, und zwar aus zwei Gründen: „Es war eine einmalige Chance, endlich mit Ralph arbeiten zu können, und das auch noch in doppelter Hinsicht. Und außerdem habe ich seinerzeit mit diesem Stück auf der Bühne debütiert. Das war für mich eine Art Zeichen.“ Auch Fiennes selbst hat die Geschichte um den römischen General bereits im Lebenslauf stehen. Vor zehn Jahren stand er als Coriolanus in London auf den Brettern. Die Grande Dame Vanessa Redgrave hatte nach eigener Aussage kein Problem mit den aus dem Original übernommenen Shakespeare-Dialogen, da sie bereits als Kind viel mit seiner Arbeit zu tun hatte. Viel zu früh wird vom Moderator an die nun aber wirklich letzte Frage gemahnt und nach einem kurzen Starbucks-Stop wird's französisch. Und spanisch. Und lustig, denn der außer Konkurrenz startende „Nur für Personal!“ befasst sich auf unbelehrend, leichtfüßige Weise mit dem Annäherungsprozess zweier grundverschiedener Welten. Da ist einerseits die konservative, festgefahrene, gelangweilte, bürgerliche Familie und ein Stockwerk darüber eine Gruppe lebenslustiger Spanierinnen, die aus dem Franco-Regime nach Paris gekommen sind, um als Dienstmädchen Geld zu verdienen. Interessant, was Emotionslosigkeit und Temperament für eine Mischung abgeben!