Forum zu Stilles Chaos

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    Treffpunkt der Chaoten

    In einer spannungsarmen, uninteressanten Vater-Tochter Beziehung kann der Alte nicht um seine Frau trauern, weil er im Park ständig von durchgeknallten Typen zugetextet wird, die in loser Reihenfolge auftauchen. Es gibt logische Knacks, die in diesem sonderbaren Konstrukt eine Fülle von Fragezeichen hinterlassen. Und damit man nicht einschläft, steckt man plötzlich optisch in einer heißen Sexnummer, die in das Ambiente passt, wie das U-Boot in die Wüste. Die vielgepriesene Behutsamkeit des Vorgehens liegt aber an der Unentschlossenheit der Macher. Und selbst die renommierte Riege von Stars hilft hier auch nicht weiter. Witz und Charme sind von so winzigem Gehalt, dass man sie kaum bemerkt. Das einzige was stimmt, ist der Titel, falls man unter Chaos einen kruden Mix von unausgegorenen Gedankensplittern versteht, der völlig unstrukturiert weder einen Anfang noch einen Höhepunkt oder ein Ende hat und dazwischen leere Hülsen. Was soll’s also?
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    01.07.2010
    09:51 Uhr
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    Wendepunkt auf der Spielwiese des Lebens


    Ein kleiner Park befindet sich vor dem Eingang der Schule, in die Pietros Tochter Claudia geht. In der Mitte des Parks ist ein kleines Café, einige Bänke laden zum Verweilen ein. Als Claudia nach dem Tod ihrer Mutter zum ersten Mal wieder in die Schule gehen muss, begleitet sie Pietro. Er will sicher gehen, dass mit ihr alles in Ordnung ist. Beim Abschied verspricht er ihr, vor der Schule auf sie zu warten, bis sie wieder nachhause gehen kann. Er hätte wohl nicht gedacht, dass dieses Versprechen sein Leben völlig verändern würde. Denn mit jeder Minute, die er dort im Park auf- und abspaziert, wird ihm bewusst, welche Listen von Erfahrungen sich in seinem Kopf angesammelt haben, die ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er ist, aber dass es gleichzeitig so viele Listen gibt von anderen Dingen, die er versäumt hat, die er nicht wichtig genommen hatte. Er beschließt, in dem Park zu bleiben, in der Nähe seiner Tochter, Tag für Tag. Bald ist er bekannter in der Stadt als sein Bruder, der für eine Jeansmarke Werbung macht, Freunde und Kollegen aus der Arbeit kommen zu ihm. Sie verstehen nicht, was in ihm vorgeht. Und es dauert eine ganze Weile, bis es ihm selber klar wird, was er mit seinem Leben machen möchte....

    Der italienische Festivalbeitrag ist zwar auf den ersten Blick wieder nur ein weiterer melancholischer, trauriger und im wörtlichen Sinne todernster Film. Aber anders als viele andere Filme hier geht er über das hinaus, was er vordergründig erzählt. Nicht zuletzt dank der liebenswerten, natürlichen Darstellung von Pietro durch Nanni Moretti, gelingt ihm äußerlich und innerlich genau jene Wende und jener Neubeginn, den auch Pietro auf der Leinwand durchmacht. Er ist ein trauriger, aber nicht traurig machender Film voller Melancholie, voller Anklagen, aber gleichzeitig voller Hoffnung und Ausblick auf einen inneren Neubeginn.
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    13.02.2008
    23:56 Uhr