Als einst begeisterter Leser von Anne Rices Büchern hatte ich bei „Interview mit einem Vampir“ das Gefühl, dass Rice die Dinge im Drehbuch, die im Buch bereits gedruckt und somit nicht mehr zu ändern waren, wie in einer Nachkorrektur abänderte. Und das ist gut so, denn das Buch leidet mitunter an der nicht zu übersehenden Pädophilie (Claudia ist in der Vorlage bedeutend jünger als Kirsten Dunst) und der ewigen „Männerfreundschaft“ mit tieferer Bedeutung (wenn man ständig Homosexualität in einem Buch meint, wieso schreibt man es dann nicht auch klar hin??). Abgesehen davon verlieren ihre Bücher mit fortschreitendem Lesen aufgrund des 08/15-Schemas zusehend ihre Faszination und Spannung.
Was den Film betrifft, kann man jedoch nur ohne Bedenken sagen, dass Neil Jordan ein bildreiches, spektakuläres Meisterwerk mit seiner Inszenierung gelungen ist. Cruise (in seiner ersten teils wirklich bösen Rolle), Pitt, Rea, Dunst und vor allem Antonio Banderas (im Original mit seinem Akzent noch beeindruckender als in der dt. Fassung) haben ihre Charakteren auf zauberhafte Art „zum Leben“ gebracht, die in einem derartigen Film leicht ins Klischeehafte und Peinliche abgleiten hätten können. Dank Elliot Goldenthals großartiger Musik auch ein akustischer Genuss.