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28 Bewertungen
87.1% Bewertung
  • Bewertung

    Unbedingt anschauen

    Für mich der beste Kinofilm des Jahres: Deswegen unbedingt anschauen; niemand wird enttäuscht und alle begeistert sein.
    10.09.2023
    14:38 Uhr
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    Ein immersives Filmerlebnis

    Nicht nur in den IMAX Kinos, in dessen analogem 65mm-Format er gedreht wurde und in denen der Film gezeigt wird, sondern auch in den "ganz gewöhnlichen" Kinosälen entfaltet Christopher Nolans Biographie-Drama über Dr. Oppenheimer eine ganz ungewöhnliche Atmosphäre. Er ist nicht nur durch die vielen gleichzeitigen Zeit- und Erzählebenen, zwischen denen er häufig hin- und her springt, ein Film, der von seinem Publikum viel Aufmerksamkeit fordert, sondern er ist auch zugleich ein immersives Filmerlebnis. Wie schon zuletzt bei "Tenet" liefert Ludwig Göransson auch diesmal die musikalische Untermalung der intensiven, stark fokussierten Bilder des Filmes. Es ist jedoch keine Musik, die man hört, sondern ein (fast) nie endender Klangteppich, ständig wechselnd zwischen ohrenbetäubend, dynamisch, gefühlvoll und leise. In den besonders kritischen Momenten des Filmes und Oppenheimers Leben übertönt sie sogar die Dialoge des Filmes und lassen erahnen, was in seinem Kopf wohl gerade vorgeht. Eine ganze Reihe von etablierten und zurückgekehrten Stars trägt den Film über seine Laufzeit von 180 Minuten. Besonders beeindruckt haben mich neben Cilian Murphy in der Hauptrolle Emily Blunt als Oppenheimers Ehefrau Kitty und Robert Downey jr. als Lewis Strauss. Wer Christopher Nolans Filme kennt wird sich wundern, warum diesmal Michal Kaine nicht mitspielt. Dafür gibt es ein Wiedersehen mit Josh Hartnett, viele Jahre nach dem ersten Höhepunkt seiner Karriere in "Pearl Harbor" - Zufall oder nicht, kann man sich fragen, angesichts der historischen Hintergründe beider Filme.

    Auch diesmal ist es wichtig, auf viele kleine Details zu achten, um nicht den Faden zu verlieren. In jedem noch so kleinen Moment kann der Schlüssel für eine Szene 125 Minuten später stecken. Anders als "Tenet" empfand ich diesen Film aber nicht als überkonstruiert. Dennoch erfordert er nicht nur gutes Sitzfleisch, sondern auch eine gewisse Bereitschaft, sich auf die vielen Zeitebenen und den Wechsel zwischen Schwarzweiß und Farbe einzulassen.

    Oppenheimer ist für mich der intensivste und interessanteste Film des heurigen Jahres, soviel steht fest.
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    03.08.2023
    22:18 Uhr
  • Bewertung

    Im Lichte der Spaltung

    Er ist der Experimentalphysiker unter den Filmemachern, denn reine Theorie ist ihm zu wenig. Christopher Nolan jongliert seit Memento mit Zeit, Raum und der Chronologie von Ereignissen. Lässt den Anfang das Ende sein und umgekehrt, blickt hinter Superstrings und geht baden am Ereignishorizont, wenn das Meer seine steinernen Wellen an die Küste wirft. Geht in Tenet rückwärts und will so Geschehenes ungeschehen machen. Oder lässt in Inception mit seiner berühmt-berüchtigten Schlussszene bis heute offen, ob nicht alles, was wir da gesehen haben, nur ein Traum von vielen sein könnte. Selbst sein Kriegsdrama Dunkirk, womit er meiner Meinung nach sein Opus Magnum definiert hat, spielt gekonnt mit Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und führt letzten Endes diese temporäre Dreifaltigkeit kongenial zusammen. Dabei kommt Dunkirk zugute, dass dieser trotz seiner drei Erzählebenen so kompakt anmutet wie ein Kammerspiel.

    Dieses Dreiecks des Storytellings nutzt Nolan auch in seinem brandneuen Kino-Blockbuster, der trotz der Anmutung einer körnigen Biografie mit der Verheißung verheerender Feuersbrünste die Scharen nur so ins Kino lockt. Wer will nicht gern den Atompilz sehen, wie er auf den Ebenen von Los Alamos in den Himmel steigt, noch dazu so ganz ohne Brille und Augenschutz, erste Reihe fußfrei? Nolan-Afficionados dürfte das egal sein, die lieben seine Filme ohnehin, weil sie wissen, dass die Ballade auf den theoretischen Physiker sicher wieder zur labyrinthartigen Spielwiese gerät, auf welcher der surreale Impressionismus eines Rene Magritte auf den reportagehaften Faktensturm eines Oliver Stone trifft, der an sein Meisterwerk JFK erinnert, ebenfalls namhaft besetzt bis in die kleinsten Nebenrollen und inhaltlich aufgedröselt bis zum Gehtnichtmehr, in Fakten, Fiktion und Vermutungen.

    Dabei warten wir alle gespannt auf den einen Moment. Wir im knallvoll besetzten Auditorium und halb Hollywood im Film. Wir warten auf den einen Moment, wenn die Bombe endlich explodiert. Es ist der Höhepunkt des Schaffens eines J. Robert Oppenheimer, es ist der Höhepunkt des gleichnamigen Mammutwerks von drei Stunden Länge. Dann, wenn der Himmel erstrahlt, als wären Spielbergs Außerirdische wieder gelandet – in aller Stille und in allem Staunen – kriecht selbst beim größten Pazifisten auf dieser Erde die Gänsehaut über den Arm. Was für eine Show! Doch beeindruckend finden lässt sich das moralisch gesehen nur aus der Perspektive der Wissenschaft, die es wohl in Rekordzeit (naja, in knapp drei Jahren) geschafft hat, unsere Mutter Erde keinem Weltenbrand auszusetzen, sondern die Kernspaltung zu bündeln, sodass die Elementarteilchen wussten: bis hierhin und nicht weiter. Der fachsimpelnde Diskurs, das ist nur einer der trimagischen Elemente in Nolans Film. Hinzu kommt die Biografie eines Masterminds, der sich schwer fassen und als Schubladencharakter definieren lässt. Hinzu kommt auch die Politik hinter Glück und Niederlage eines American Prometheus, wie es schon im Titel der Buchvorlage heißt. Damit verbunden ist ein Mann namens Lewis Strauss, Schuhverkäufer und Politiker sowie Vorsitzender der Atomenergiebehörde, furchtbar wehleidig und rachsüchtig. Einer, der Oppenheimer nach dem Urknall das Leben schwer machen wird. Und dessen Ungemach Christopher Nolan die meiste Zeit seines Films schenkt.

    Eine gute Entscheidung? Für jene, die immer schon wissen wollten, wie Oppenheimers Werdegang in Wechselwirkung mit der amerikanischen Politik so ablief, ein cineastischer Triumph. Für jene, denen die Fragen nach dem Warum und dem Wieso des atomaren Zeitalters längst unter den Nägeln brennen, vielleicht gar etwas dürftig. Mit einfachen Worten: Die Balance im Dreiklang gelingt Nolan längst nicht mehr so gut wie in Dunkirk. Während der verzweifelte Versuch, als Dr. Seltsam die Bombe lieben zu lernen, immer mehr in den Hintergrund tritt und sich nach zwei Stunden relativ gänzlich aufgezehrt hat, bleibt das frohlockende Kammerspiel einer Anhörung in charakteristisch für Nolan kühl komponierten Bildern. Der hagere Mann mit Hut als Heilsbringer und unfreiwillige Geißel der Menschheit zugleich geht die Via Dolorosa entlang, während das Interieur hinter ihm zu beben scheint. Als ikonischer Paulus erduldet ein intensiv aufspielender Cillian Murphy das geplagte Gewissen – ganz im Gegensatz zu einem zynischen Amerika der Uneinsichtigkeit, das Nolan mit diabolischem Pragmatismus den Welt-Alltag bestreiten lässt.

    Das ist vielleicht nicht das, was man erwarten würde. Doch was soll man erwarten bei einem Film, der sich Oppenheimer nennt? Viele Perspektiven in Schwarzweiß und entsättigter Farbe, Bilder vom Teilchenkrieg als Intermezzi. Vieles mag zwar in Nolans Film beeindrucken, von manchem aber bekommt der Virtuose nicht genug. Das hat zur Folge, dass Oppenheimer überlang wirkt und zu keinem Ende kommen will. Am Ende dominieren zu viele Fragen und Antworten, obendrein ein überrumpelter Robert Downey jr., der plötzlich zum Main Act wird, während Murphy zunehmend verblasst. Mit mehr Fokus aufs Wesentliche, auf die wirklich wichtigen Fragen, hätte der sehnlichst erwartete Sommerhit aufgrund seiner Druckwelle das interessierte Publikum von den Stühlen geblasen. Der Wind of Change ist dann nur noch die Brise nach dem Sturm, Hiroshima ein anderes Thema. Und die amerikanische Truman-Politik irgendwie entbehrlich.

    Dennoch ist Oppenheimer ein sehenswertes Stück Arthousekino, das sich verblüffenderweise zum Blockbuster aufgeschwungen hat – vielleicht, weil es keine Erwartungen bedient und kein Fan- Service bietet. Weil es das Grauen nicht explizit zeigt, sondern in den Köpfen entstehen lässt. Weil die Freude beim Knall der Bombe alle beschämt. Oder vielleicht auch nur, weil Nolan mit seinem Image als unbezwingbarer Freund des Corona-Kinos abermals eine so heile wie unheilvolle Anderswelt verspricht.




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    02.08.2023
    19:00 Uhr
  • Bewertung

    Unglaublicher Spannungsbogen über 3 Stunden

    Ich hatte ein wenig die Befürchtung, das würden 3 lange Stunden werden. Gefühlt waren es kurze 100 Minuten.
    Die Erzählweise verlangt nach Aufmerksamkeit - diese aufzubringen stellte jedoch keine Schwierigkeit dar.
    Ein Film den man sehen sollte - nicht nur aufgrund der Qualität das Films, sondern auch wegen des geschichtlichen Hintergrunds.
    30.07.2023
    14:34 Uhr
  • Bewertung

    Man hätte einen guten Film über Oppenheimer oder einen guten Film über das Manhattan-Projekt drehen können. Stattdessen ist der Film eine drei Stunden dauernde Mischung aus beiden, die kein Thema wirklich gut bearbeitet. Die Handlung ist nicht spannend und es wird versucht mit wirren Zeitschnitten ein wenig Spannung zu erzeugen. Wer den geschichtlichen Hintergrund kennt bekommt nicht viel geboten und ich denke wenn man den geschichtlichen Hintergrund nicht kennt, wird man einige nur kurz angerissenen Themen nicht verstehen.
    25.07.2023
    09:39 Uhr
  • Bewertung

    Fesselnde drei Filmstunden

    Was soll man zu diesem Film sagen, wo doch bereits alles gesagt wurde:
    Unbedingt selbst anschauen und sich berühren lassen von der grandiosen Schauspielkunst des Hauptdarstellers und von der leider aktuellen Thematik.
    Ein Meisterwerk!
    23.07.2023
    18:32 Uhr
  • Bewertung

    The Big Bang Theorist

    Exklusiv für Uncut
    Was, wenn bei deinem Handeln nur die geringste Möglichkeit bestünde, die gesamte Menschheit auszulöschen. Würdest du es trotzdem tun? Einer hat es getan. Und Christopher Nolan widmet diesem Mann seinen neuesten Film. Einen äußerst intensiven Film.

    J. Robert Oppenheimer (Cilian Murphy) ist Physikprofessor an der Universität von Berkeley. Als sich die USA im Zweiten Weltkrieg befinden, wird er zu einem Projekt hinzugezogen, dass die Welt für immer verändern sollte. Eine Entscheidung, die er womöglich für immer bereuen könnte…

    „I am become death, the destroyer of worlds.“ Dieses Zitat von Oppenheimer hat vermutlich jeder schon einmal gehört. Das wars dann aber schon mit den Infos, die ich über den Protagonisten hatte. Ein Umstand, der das Erlebnis unendlich besser gemacht hat. Denn Nolan inszeniert hier einen hochspannenden Polit-Thriller mit Spionage-Thematik und das wie gewohnt in mehreren Zeitebenen. In zwei davon stehen Anhörungen im Fokus. Einmal muss sich Oppenheimer selbst vor einer Kommission für seine Kontakte zu Kommunisten verantworten, einmal ist es Atombehördenvorsitzender Lewis Strauss (Robert Downey Jr.), der für eine Stelle in der Regierung kandidiert und der zu seiner Vergangenheit mit Oppenheimer verhört wird. Bei beiden war mir der Ausgang nicht bekannt, es ist ständig nur die Rede von „dem Vorfall“ und „der Geschichte“. Die Spannung wird dadurch also bis zum Schluss aufrecht gehalten, trotz drei Stunden Laufzeit.

    Master of Suspense Alfred Hitchcock erklärte einmal in einen sehr berühmten Interview das Prinzip vom Spannungsaufbau damit, dass der Zuschauer von einer Bombe weiß, die bald explodiert. Welche könnte da also besser geeignet sein, als die erste Atombombe. Er nannte dabei nur eine Regel: die Bombe muss hochgehen! Und das tut sie hier definitiv.

    Was die Spannung nämlich erst ins Unermessliche treibt, ist die Geschichte vom diesem Trinity Test, und das obwohl ich hier den ultimativen Ausgang kannte. Die Arbeiten daran mit allen Erfolgen und Rückschlägen bis hin zum großen Moment bildet das Herzstück des Films. Und das verleiht dem Ganzen eine sehr einzigartige bittersüße Tonalität, weil man sich ständig dabei erwischt, wie man mit den Wissenschaftlern mitfiebert, sich dann aber schnell wieder bewusst wird, was hier eigentlich letztlich geschieht, und woran uns Nolan immer wieder erinnert. Anlässlich der aktuellen angespannten Kriegssituation extra brisant.

    Sound spielt ebenfalls eine tragende Rolle im Film. Anfangs werden leise Sequenzen, die eigentlich nur die jungen Jahre Oppenheimers während seinen Studien erzählen, immer wieder von dröhnenden und visuell betörenden wie auch verstörenden Bildern unterbrochen. Ein Indiz dafür, wie laut es in seinem Kopf zu sein scheint. Je mehr er dann in seiner Arbeit versinken kann, desto leiser werden diese. Ich hab das Ganze nicht in IMAX erlebt, kann mir aber vorstellen, dass diese Sequenzen für den ein oder anderen mit zu prallem Sound sehr erdrückend wirken können. Im richtigen Moment den Sound dann ruhen zu lassen und die Stille für sich sprechen zu lassen, das ist jedoch erst wirklich meisterhaft. Die erste Atomexplosion der Geschichte darf auch erstmal ohne Geräusch auskommen und generiert dadurch ein wunderschönes wie furchteinflößendes Bild. Als 30-jähriger Mann, der immer noch vor der schieren Gewalt eines Sommergewitters erzittert, erschütterte es mich dann erst recht, als der Knall doch folgte. Ein sehr gelungener Score von Ludwig Göransson untermalt dazu jede noch so kleine Szene in Perfektion, egal ob laut oder leise.

    Schauspielerisch jagt eine Paraderolle die nächste, allen voran natürlich Cilian Murphy als Titelfigur, der ein komplexes Bild dieser historischen Persönlichkeit zeichnet. Erst als visionäres Genie mit beängstigenden Zügen, über den als vermeintlichen Kommunist in Ungnade Gefallenen, bis hin zum von Schuldgefühlen Geplagten. Generell hat Nolan hier nicht nur auf dem Papier eines der beeindruckendsten Ensembles seit langem vereint. Von Kenneth Branagh als Niels Bohr, über Matt Damon als General oder Downey Jr. als Strauss, bis in die kleinsten Nebenrollen, Talent so weit das Auge reicht; von manchen wusste ich vorher nicht einmal. Casey Affleck und ein sehr bekannter Nolan-Alumni als Präsident Truman (der sich erneut in einer Rolle wiederfindet, wo er nicht auf Anhieb erkennbar ist.) blieben mir besonders in Erinnerung. Emily Blunt und Florence Pugh bekommen leider nicht besonders viel zu tun, holen aber alles aus ihren Rollen raus. Besonders Blunt als Kitty Oppenheimer wird sehr plötzlich eingeführt und verkommt dann eher zu einer Randfigur. Dass Nolan sie aber nicht nur irgendwelchen politischen Trends zuliebe wichtiger gemacht hat, als sie eigentlich war verdient wiederum Respekt.

    Der Film basiert ja auf der Biografie „American Prometheus“. Ähnlich wie jenes griechische Vorbild, gab Oppenheimer den Menschen eine unbändige Kraft und musste fortan mit der Schuld und den Konsequenzen leben. Und wir müssen es seither auch. Vielleicht kann der Film uns alle wieder daran erinnern, was auf dem Spiel steht.
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    19.07.2023
    22:32 Uhr