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7 Bewertungen
90.7% Bewertung
  • Bewertung

    Stresskino vom feinsten

    Mit Uncut Gems haben die Safdie Brüder ein weiteres Mal bewiesen, dass sie tonangebend in Sachen modernem Kino sind. Adam Sandler liefert die Performance seines Lebens und wurde, meiner Meinung nach, des Oscars beraubt. Sogar die exklusive Criterion Collection hat dem Film mittlerweile die verdiente Anerkennung gegeben. Toller Film. Unbedingt ansehen.
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    12.12.2021
    10:36 Uhr
  • Bewertung

    Filmgenuss

    De wahrscheinlich wichtigste und beste Film der 2010er. Mehr muss ich dazu nicht sagen.
    22.12.2020
    14:37 Uhr
  • Bewertung

    Cincinnati Kid

    Adam Sandler als schmieriger Diamantenhändler und Wetten-Adrenalinjunkie Howard Ratner ist einfach phantastisch!!!

    Schade, dass dieser außergewöhnliche Streifen bei uns nie ins Kino kam.
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    18.03.2020
    20:19 Uhr
  • Bewertung

    Adam Sandler zockt sich in's Verderben

    Howard Ratner ist der Inbegriff eines Spielers - risikofreudig und stets auf der Suche nach der nächsten großen Wette. Mit ungeduldigen, gewaltbereiten Gläubiger im Nacken jongliert er mit mehreren riskanten Deals parallel, in der Hoffnung, seinen Kopf ein weiteres Mal aus der Schlinge zu ziehen...

    Die rasante Inszenierung führt dazu, dass der Druck, unter dem Howard steht, auch für den Zuseher spürbar wird. Mir war das ganze dann aber doch eine Spur zu hektisch.
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    02.03.2020
    18:40 Uhr
  • Bewertung

    Immer Ärger mit Howie

    Exklusiv für Uncut
    Mit nicht mal einer Handvoll Spielfilmen im Repertoire ist es den beiden Regisseuren Joshua und Benny Safdie binnen weniger Jahre gelungen, einen eigenen Stil mit hohem Erkennungswert zu etablieren und damit frischen Wind ins Hollywood-System zu bringen. Das Mitte 30-jährige Brüder-Duo konnte schon mit dem 2014 erschienenen Indie-Drama „Heaven Knows What“ Kritiker aus aller Welt begeistern. Spätestens aber als dann vor drei Jahren der vor Energie nur so pulsierende Crime-Thriller „Good Time“ von Festival zu Festival gereicht wurde, waren die Safdies über Nacht zu neuen Hoffnungsträgern innerhalb der aktuellen Filmwelt geworden. Schon darin bewiesen die Brüder ihr Händchen dafür, bekannte Schauspieler gegen den Strich zu besetzen, indem sie Robert Pattinson (dem lange Zeit über sein einstiges „Twilight“-Sunnyboy-Image zum Verhängnis geworden war) für die Hauptrolle eines schmuddligen Gangsters engagierten. Für ihr neuestes Werk „Uncut Gems“ (unglücklicherweise als „Der Schwarze Diamant“ eingedeutscht) holten sich die beiden Brüder mit Adam Sandler, dem einstigen König der Goldenen Himbeeren, gleich einen Schauspieler ins Boot, der für viele langzeitig als ein Garant für schlechte Filme galt. Dass Sandler abseits seiner seichten Komödien jedoch auch schon mehrfach in ernsteren Rollen wie z.B. in „Punch-Drunk Love“, „Reign Over Me“ oder „The Meyerowitz Stories“ sein durchaus vorhandenes Talent unter Beweis stellen konnte, das scheint oft vergessen zu werden. Die Safdies, die seit Jugendtagen Fans von Sandler sind und selbst dessen oft verschmähte Komödien verehren, haben die Hauptfigur des Howard Ratner extra für Sandler geschrieben und das ursprüngliche Drehbuch bereits vor Jahren verfasst. Durch den Erfolg und die Popularität ihres Vorgängerfilms haben es die Brüder nach langem Warten endlich geschafft an Sandler heranzukommen und diesen für die Hauptrolle ihres Herzenssprojekts zu gewinnen. Und eines darf schon mal gesagt werden: das ungewöhnliche Casting hat sich mehr als nur ausgezahlt.

    Sandler schlüpft hier in die Rolle des schleimigen New Yorker Juwelenhändlers Howard „Howie“ Ratner, der gerne mal die ein oder andere waghalsige Wette eingeht, um an den nötigen Adrenalinrausch zu kommen. Als ein aus Äthiopien bestellter scharzer Opal, der selten und besonders wertvoll ist, in seinem Laden ankommt, fällt er in ein Loch aus schlechten Entscheidungen und kann seiner Spielsucht kaum mehr entrinnen. Obwohl er in seinem Privatleben zwischen der zerbochenen Ehe zu seiner Frau (Idina Menzel) und einer frisch entfachten Liebe (Newcomerin Julia Fox) hin- und hergerissen ist und anderweitig auch noch hohe Schulden zu begleichen hat, sorgt das Auftauchen des Edelsteins für neues Chaos im Alltag des Diamantenhändlers.

    Wie schon den vorangegangenen „Good Time“ durchzieht auch „Uncut Gems“ eine Energie und Geschwindigkeit, die selten zum Stehen kommt und einen von der ersten bis zur letzten Einstellung in ihren Bann zieht. Gleich zu Beginn werden wir mithilfe des abermals elektrisierenden Synthie-Scores von Daniel Lopatin ins Äthiopen im Jahre 2010 entführt und schauen dabei zu, wie Mienenarbeiter genau den Edeltstein, der später zum essentiellen Objekt des Films werden sollte, ausfindig machen. Über eine eindrucksvoll animierte Sequenz, die uns durch das Innere des Diamanten führt, werden Zuschauer dann gleich im Anschluss auf raschem Wege ins New York des Jahres 2012 geleitet, wo sich die Rahmenhandlung des Films abspielt. Ab diesem Punkt folgt der Film durchgehend seinem Protagonisten Howard Ratner und baut zu diesem eine Nähe auf, die dessen fragwürdigsten Handlungen und Entscheidungen besonders unangenehm machen. „Unangenehm“ ist wohl allgemein ein passender Begriff, um die Stimmung, die der Film wiedergeben möchte, in einem Wort zusammenzufassen. Wir begleiten einen schmierigen Typen, der sich durch seinen obsessiven Drang nach dem „großen Gewinn“ von einer brenzligen Situation in die nächste schmeißt, bei einer Odysee, die uns quer durch die schäbigsten Plätze und Gassen der Unterwelt New York Citys bringt und von ähnlich schleimigen Figuren bevölkert wird.

    Den Safdies ist es hierbei gelungen ein Milieu zu kreieren, das sich in seiner schonungslosen (aber zugleich bodenständigen) Darstellung zu jeder Minute unglaublich authentisch anfühlt und nie in abgedroschene Erzähltropen des klassischen Hollywood-Gangster-Kinos abrutscht. Mithilfe ähnlicher stilistischer Mittel wie in ihrem Vorgängerfilm haben die Safdies die chaotische Reise ihres Protagonisten als filmische Panikattacke inszeniert, in der „Panik“ besonders groß geschrieben wird. Leute sprechen konstant übereinander, Figuren schreien sich auf lautestem Wege an, Eingangstüren lassen sich nicht öffnen – all diese Elemente, die sich mit zunehmender Lauflänge ins Extreme steigern, sorgen dafür, dass Zuschauer beim Schauen einen ähnlichen Adrenalinrausch durchleben wie Hauptcharakter Howard. Zwar gibt es hier (im Gegensatz zum Vorgängerfilm) sogar ein paar wenige Momente zum Luftholen, die sich Zeit lassen, um Howards privates Dilemma mit dessen entfremdeter Familie zu zeigen. Diese bleiben aber sporadisch genug, um das stressgeladene Tempo des Films nie zu entschleunigen.

    Neben all der fantastischen audiovisuellen Spielereien wie dem pulsierenden Score, dem rasanten Schnitt, der satten Farbpalette und den atmosphärisch düsteren Aufnahmen, ist es vor allem die herausragende Darstellerriege, die das Material auf ein weiteres Level befördert. Allen voran Adam Sandler brilliert mit der wohl größten Leistung seiner Karriere, die dem lange Zeit belächelten Schauspieler – wäre die Welt ein fairer Ort – auf alle Fälle eine Oscarnominierung hätte beschaffen sollen. Kaum mehr etwas vom grimassenschmeidenden, leichtfüßigen „Goofball“, den Sandler sonst so oft mimt, ist hier übriggeblieben. Er verschwindet regelrecht in seiner Figur des von Gier und Spielsucht durchtriebenen Howard Ratner und verstärkt mit seinem fesselnden Spiel die sonst schon atemlose Energie des Films noch mehr. Obwohl es sich bei seiner Figur strenggenommen um einen schleimigen Mistkerl handelt, mit dem man im echten Leben keine Minute verbringen wollen würde, schafft es Sandler der Figur ein gewisses Charisma zu verleihen, das dazu führt, dass man ab einem gewissen Punkt trotzdem mit dessen Figur mitfiebert und sich das Beste für Howard wünscht. Jedoch auch sämtliche andere Darsteller, die Sandler gegenüberstellt werden, beeindrucken mit einer Authentizität und Natürlichkeit, die den Mikrokosmos des Films mit Leben befüllen. Ob nun Newcomerin Julia Fox als Howards neue Liebhaberin Julia, „Frozen“-Star Idina Menzel als dessen ehemalige Frau Dina, Shooting-Star Lakeith Stanfield als Howards exzentrischer Assistent Demany oder gar NBA-Basketball-Star Kevin Garnett, der sich in einer omnipräsenten Rolle selbst spielen darf: ein jeder Darsteller agiert auf ähnlicher Augenhöhe und läuft zur Höchstform auf.

    Die eigentliche Aussage und Geschichte des Films ist auf dem ersten Blick nicht ganz greifbar und lässt viel Raum für Interpretation offen. Da man hier einem spielsüchtigen Mann dabei zuschaut, wie dessen unüberlegt aufgebautes Kartenhaus langsam ineinander zusammenfällt, ließe sich der Film zum Beispiel als Bestandsaufnahme toxischer Maskulinität interpretieren. Durch den Fokus auf Geldgier und die Obsession nach dem großen Gewinn könnte man das Ganze aber auch als unaufdringliche und intelligent verschachtelte Kapitalismuskritik lesen.

    Im Großen und Ganzen lässt sich aber sagen, dass den Safdie-Brüdern mit „Uncut Gems“ freilich ein ganz großer Wurf gelungen ist. Eine völlig stilsicher in Szene gesetzte Reise entlang menschlicher Abgründe, bei der Zuschauer kalkuliert mit Stress bombardiert und so aus der Komfortzone gelockt werden, und trotz vieler unangenehmer Momente nie den Blick vom Bildschirm abwenden können. Hinzu kommt eine unglaubliche Tour-de-Force-Performance von Hauptdarsteller Adam Sandler, der mit seiner ungewohnt elektrisierenden Präsenz den gesamten Film für sich einnimmt – mögen die Entscheidungen seiner Figur noch so wenig nachvollziehbar sein.

    „Uncut Gems“ ist von vorne bis hinten ein mitreißendes und smart konstruiertes Erlebnis voller Adrenalin und Panik, das sich trotz klarer Genre-Vorbilder nie zu sehr auf diesen ausruht, sondern seine komplett eigene Identität kreiert.

    Ein Jammer, dass es ausgerechnet ein so cinematischer Film wie dieser hierzulande nicht in die Kinos geschafft hat!
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    09.02.2020
    23:54 Uhr