Gatekeeper

Bewertung durch Stadtneurotikerin  75% 
Durchschnittliche Bewertung 73%
Anzahl der Bewertungen 2

Forumseintrag zu „Gatekeeper“ von Stadtneurotikerin

stadtneurotikerin_948f8a00d1.jpg
Stadtneurotikerin (28.03.2018 09:32) Bewertung
Kunst und Künstlichkeit
Exklusiv für Uncut von der Diagonale
Elly und Alec kommen aus zwei verschiedenen Welten. Sie ist eine Galeriebesitzerin Mitte vierzig in Wien, er ein Rumäne in seinen Zwanzigern und gerade einem Menschenhandel-Ring entkommen. Sie gelangweilt von ihrem Alltag, er traumatisiert von seinen Erlebnissen. Gemeinsam schaffen sich die beiden in Ellys Wohnung eine dritte Welt, in der es für sie möglich wird Freunde, Liebhaber und manchmal auch Feinde zu sein.

Loretta Pflaum und Lawrence Tooley arbeiteten gemeinsam an Drehbuch und Regie für „Gatekeeper“, einem der seltsamsten Filme der diesjährigen Diagonale. Sie sind längst keine Unbekannten mehr auf der Diagonale. Bereits 2011 war ein Film des Duos („Headshots“) im Programm. Schon in „Headshots“ zeichnete sich ihre Vorliebe für die Künstlerszene und deren Künstlichkeit ab. Aus diesem gekonnte Zusammenspiel von Kunst und Künstlichkeit lassen Tooley und Pflaum in „Gatekeeper“ etwas entstehen, von dem der Zuschauer nicht so recht weiß, ob es ein gemeinsamer Tanz oder ein Katz-und-Maus-Spiel ist.

Loretta Pflaum spielt selbst die Hauptrolle in „Gatekeeper“. Als mysteriöse, unnahbare Galeriebesitzerin Elly lässt sie uns kaum hinter ihre Fassade blicken, lässt jedoch keinen Zweifel daran, dass hinter eben dieser Fassade alles kurz davor ist, einzustürzen. Die Welt von „Gatekeeper“ ist eine einsame, in der alle Figuren so entfremdet sind, dass ihre Versuche sich einander anzunähern nur allzu skurril wirken – ob erwachsene Schwestern, die sich gegenseitig an den Haaren ziehen oder Liebende, die sich meist lieber durch Fenster oder Fotolinsen ansehen anstatt sich in direktem Blick zu offenbaren.

„Gatekeeper“ nimmt uns mit auf den Weg zweier dysfunktionaler Menschen aus ihrer Einsamkeit und macht dabei richtig Spaß, selbst wenn er manchmal zum Unwohlsein einlädt. Der Filmtitel ist übrigens eine Anspielung auf Frank Kafkas Parabel „Vor dem Gesetz“ und erklärt die kafkaeske Stimmung des Films.
 
 

zum gesamten Filmforum von „Gatekeeper“
zurück zur Userseite von Stadtneurotikerin