Berlinale 2024
Berlinale 2024 - Tag 3 - Deutscher Widerstand und Holocaust

Berlinale 2024 - Tag 3 - Deutscher Widerstand und Holocaust

Liv Lisa Fries als Widerstandskämpferin Hilde Coppi und eine emotionale Reise in die Vergangenheit mit Lena Dunham und Stephen Fry
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von (Uncut Berlinale Team 2024)
Auch Tag 3 blieb gewohnt politisch. Andreas Dresen erzählte in „In Liebe, Eure Hilde“ nach einem Drehbuch seiner Langzeitkollaborateurin Laila Stieler von der Widerstandskämpferin Hilde Coppi, die von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Der Regisseur selbst sagte, er wünsche der Film wäre weniger aktuell und erneut dominierten Fragen zur deutschen Politik die Pressekonferenz. Liv Lisa Fries überzeugte mit einer herzzerreißenden Darbietung als Hilde in einem äußerst emotionalen und interessant strukturierten Historienfilm.

In Liebe Eure Hilde
„In Liebe, Eure Hilde“ (Fotos: Uncut)


Der Wettbewerbsbeitrag „Another End“ von Piero Messina reihte sich in die lange Reihe von Science-Fiction-Filmen ein, in denen Menschen aus dem Jenseits zurückgeholt werden sollen. Gael Garcia Bernal muss darin den Tod seiner verstorbenen Frau verarbeiten. Erneut wurden einige interessante Ideen aufgeworfen, manche davon aber leider zu wenig ausgebaut. Witzigerweise war nach dem gestern uraufgeführten „A Different Man“ Renate Reinsve hier schon im zweiten Wettbewerbsbeitrag zu sehen.

Another End
„Another End“ (Fotos: Uncut)


Oliver Assayas versuchte in „Hors du temps“ die Wehen von Lockdown und Pandemie zu verarbeiten. Einige witzige Momente konnten jedoch nicht die vorherrschende Langeweile ausgleichen, die der Film ausstrahlte.

Hors du temps
„Hors du temps“ (Fotos: Uncut)


Voyeurismus und Holocaust im Berlinale Special

The Box Man“ von Garkuryu Ishii erzählte eine sehr seltsame Geschichte über einen sehr seltsamen Mann. Der lebt in einem Karton und beobachtet von dort aus die Gesellschaft, der er entfliehen möchte. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Kobo Abe, und handelt vor allem vom Voyeurismus. Ein paar durchaus unterhaltsame Kampfsequemzen gesellten sich dabei zwischen jede Menge bedeutungsschwangere Monologe und Fetischthematik.

The Box Man Bild aus dem Film „The Box Man“ (Filmverleih)


Einen weiteren Film, der sich mit Holocaust und Erinnerungskultur befasst, gab es heute im Berlinale Special zu sehen. Mit „Treasure“ hat Julia von Heinz den gleichnamigen Roman von Lily Brett, der Tochter zweier Shoa-Überlebende, verfilmt. In einer ungewohnt ernsten Rolle spielt Lena Dunham die amerikanische Journalistin Ruth, die zusammen mit ihrem Vater nach Polen reist, um die dramatische Historie ihrer jüdischen Familie besser verstehen zu lernen. Die sorglos-lustige Ader des polnischen Edek (Stephen Fry) bildet einen Gegenpol zum neurotisch-angespannten Gemüt der Tochter.
Leider setzt der Film zu stark auf billigen Kitsch, statt sich wahrhaftige Emotion zu verlassen. Seinem in Zeiten von steigendem Antisemitismus mehr als dringlichem Sujet wird die groteske Tragikomödie nicht gerecht.

Treasure
„Treasure“ (Fotos: Uncut)


Österreichische Premiere im Forum

In der Forum-Schiene ging heute die Premiere des österreichischen Filmes „Mit einem Tiger schlafen“ über die Bühne. Der Film widmet sich voll und ganz der Ausnahmekünstlerin Maria Lassnig und thematisiert sowohl ihren Zugang zur Kunst als auch den männlich geprägten Kunstmarkt und die Beziehung zu ihrer Mutter.

Mit einem Tiger schlafen Bild aus dem Film „Mit einem Tiger schlafen“ (Stadtkino)

Surreal wird Lassnig von Birgit Minichmayr verkörpert, und zwar zu jedem Zeitpunkt ihres Lebens – egal ob als Kind, Jugendliche, Erwachsene oder gebrechliche alte Frau. Eine Herausforderung, die Minichmayr aber glückt.