Berlinale 2024 - Tag 1 - Die Eröffnung

Die Berlinale gilt allerorts als sehr politisches Festival. Der erste Tag der 74. Ausgabe zeigte dies wieder deutlich.

Am Vormittag versammelte sich die Jury zur Pressekonferenz (mehr dazu auch im eigenen Bericht auf Uncut). Alle waren sich einig, dass das Festival neben Cannes und Venedig zu den prestigeträchtigsten der Welt zählt. Anfangs ging es lediglich um die Aufgabe die vor ihnen läge und wie sie damit umgehen werden. Der gegenseitige Respekt den alle Mitglieder für ihre Kollegen und deren Profession zu haben schienen, war spürbar. Auch die Wichtigkeit des Mediums Film wurde betont, sie seien Zeitkapseln des Lebens. Die Filmauswahl repräsentiere außerdem gut unterschiedliche Perspektiven unserer Welt.

Schnell rückte das Kernthema in den Hintergrund und wich politischeren Themen. Die Präsidentin Lupita Nyong‘o unterstrich dabei die Aussage ihrer ukrainischen Jury Kollegin Oksana Zabuzhko, dass alles politisch sei, auch Filme. Künstler reagierten schließlich nur auf die Welt um sie herum. Die Autorin war es folglich auch, die die Bühne nutzte um auf die aktuellen Luftangriffe in ihrem Heimatland hinzuweisen.

Fragen zu einer jüngsten Entscheidung AfD-Mitglieder von der Veranstaltung auszuladen wurden ebenso immer wieder aufgeworfen, wie pro-russische Kommentare die Albert Serra einst abgegeben haben soll (hier kamen ihm seine Jurykollegen zu Hilfe und versicherten, dass diese durchaus aus dem Kontext gerissen sein könnten). Ein letzter Schwenk zu den Geschehnissen in Israel wurde aber schlussendlich einfach abgewiesen. Christian Petzold beendete dazu die ganze Debatte mit den Worten „Ich würde so gerne wieder einmal auf ein unpolitisches Festival gehen.“

Lupita Nyong‘o versuchte immer wieder den Fokus auf Filme zu lenken, und schwärmte davon was es nicht für eine respektable Errungenschaft einen solchen zu realisieren, bei der Zusammenarbeit von enormer Wichtigkeit sei, der Beigeschmack blieb trotzdem.

Der Abend gehörte dann endlich dem Film. Als im Berlinale Palast das Festival mit der Galapremiere von „Small Things Like These“ offiziell eröffnet wurde. Doch auch nicht ganz. Das großartige Drama von Tim Mielants, in dem das dunkle Kapitel irischer Geschichte der „Magdalenen Wäschereien“ aufgearbeitet wird, kann symbolisch auch als Aufruf verstanden werden, nicht länger bei Unterdrückung zuzusehen sondern aufzustehen und etwas dagegen zu unternehmen. Er scheint dementsprechend sehr gezielt als Eröffnungsfilm ausgewählt worden zu sein.

Auch die Sektion „Panorama“ wurde heute eröffnet und zwar mit der internationalen Koproduktion „Crossing“ von Levan Akin. Mehr dazu aber in den kommenden Tagen.