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    das gottesgeschenk

    privatisieren, deregulieren, abbauen: das ist das allheilkonzept der gläubiger – die EU-troika greift ohne demokratische legitimierung in staatshaushalte ein, unerwünschte "rettungspakete" bewahren zwar die (ausländischen) banken vor dem zusammenbruch – deren wertlose papiere werden zu überhöhten preisen übernommen – dafür werden die aufgewendeten mittel auf den steuerzahler überwälzt; eine unglaubliche öffentliche verschuldung ist damit nicht ursache, sondern folge der finanzkrise.

    leslie franke und herdolor lorenz gehen noch einmal den ursachen des zusammenbruchs auf den grund (in "inside job" oder "der banker – master of the universe" bereits eingehend und besser beleuchtet) – zusätzlich werden aber die auswirkungen der austeritätspolitik auf die griechische und spanische gesellschaft gezeigt: die sozialversicherungskassen werden zu 80% geplündert (bei 100%-iger entschädigung der banken), das staatliche gesundheitswesen ist in auflösung, 30-40% der bevölkerung sind nicht mehr krankenversichert. ärztliche versorgung funktioniert nur mehr mit freiwilligen sprechstunden, viele medikamente stammen aus spenden, hilfe kommt oft nur von religiösen oder radikalen organisationen. an bildung wird ebenso gespart, putzfrauen werden entlassen, universitäten müssen sich ihre überlebens-mittel selbst von privater seite beschaffen, für zeugnisse fehlt das papier – nur, wer braucht denn noch bildung oder abschlüsse, wenn bereits 60% der jugendlichen arbeitslos sind, abgeschrieben von der gesellschaft?

    zudem, bildung könnte ja stören – so wie "demokratie" stört, wenn 80% der bevölkerung nicht mit dem einverstanden sind, was die politik ihnen diktiert; wenn als bankrotterklärung der politik empfunden wird, dass die spanische regierung die verfassung ändert, um den vorrang der schuldenrückzahlung vor allen öffentlichen aufgaben festzuschreiben.

    "you are not aloan!", empören sich bereits viele betroffene, gehen auf die straße, versuchen sich zu solidarisieren; suchen nach neuen alternativen – etwa nach dem vorbild islands, das der eigenen bevölkerung zulasten ausländischer spekulanten einen schuldenschnitt gewährt und in bildung und soziales investiert hat.

    fazit: engagiert und partei ergreifend für die kleinen leute, ist "wer rettet wen" ein "film von unten", der das diktum von der privatisierung als "gottesgeschenk" als hohn entlarvt, die selbstverständliche übernahme von privaten (bank)schulden ablehnt und eindringlich vor einer weiteren aushöhlung demokratischer strukturen warnt – und insbesondere für alle, die sich für die menschliche dimension der krise interessieren.

    NB: ein unglaubliches beispiel für die neue gesundheitspolitik wurde im anschließenden filmgespräch geschildert: 2013 wurde ein neugeborenes baby als faustpfand im spital zurückbehalten, bis die kosten der geburtshilfe von euro 1500,- beglichen waren...
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    13.02.2015
    00:49 Uhr