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    käse, hüte, hierarchien

    wie jeder weiß, sind die schachteltrolle hinterhältige, widerlich monströse kreaturen, die sich im schutz der dunkelheit durch die stadt schleichen, um stinkekäse und kleine kinder zu entführen – um sie dann aufzufressen und abzunagen in ihren unterirdischen behausungen zwischen knochenbergen und strömen voll blut:
    die schauergeschichten von madame frou-frou verfehlen ihre wirkung nicht, und so hat in der nächtlichen ausgangssperre der machtgierige archibald snatcher die stadt fest im griff – den blick immer auf den weißen hut, das zeichen exekutiver würde gerichtet, müssen nicht nur die trolle, sondern bald auch das menschenkind eggs, ursprung aller entführungslegenden, um ihr leben fürchten...

    die story ist in den grundzügen nicht neu, doch die optik hebt den film aus der üblichen massenware heraus: stop-motion-animationen auf höchstem niveau, expressive figuren von der hageren schnauzbärtigen gestalt des bürgermeisters (viktorianisch stocksteif) bis zu den freundlich-schreckhaften "monstern" mit der brabbelsprache (die eigentlichen sympathieträger des films), dazu eine liebevoll detailliert ausgearbeitete stadt mit pflastersteinen, serpentinengässchen und alten laternen, ein unterirdischer himmel voller glühbirnensternen – und ben kingsley, eine kategorie für sich!

    fazit: alles in allem ein bissel wie ein sehr restriktiver, düsterer tim burton, nicht glatt poliert, sondern mit bösen ecken und kanten – längere dialoge in gepflegtestem "very british" und politische anspielungen machen die boxtrolls wohl eher zu einem film für die großen. szenen wie die vaudeville-nummer der madame frou-frou sind schreiend komisch, zwischendurch macht sich aber durchaus gähnende langeweile breit – und die ungustigen aufblähungen des käseallergikers möchte man nicht jedem zumuten.
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    17.02.2015
    18:41 Uhr