2 Einträge
3 Bewertungen
73.3% Bewertung
  • Bewertung

    Das Nichts

    Es ist durchaus ein lobenswertes Thema, das die Dardenne-Brüder hier aufgreifen: die Arbeitslosigkeit. Und auch die Psychostudie, die sie daraus gemacht haben, ist nicht schlecht. Es werden die geläufigsten Argumente ausgetauscht wie Lohnverzicht, Solidarität, die auf Kante genähten Budgets der Kollegen, menschliche Nähe im Vergleich zur realen Arbeitswelt und die psychische Belastung, die daraus entsteht. Es gilt der Grundsatz ‘Ohne Arbeit bist du ein Nichts‘. Sandra (Marion Cotillard) läuft am Rande des Nervenzusammenbruchs von einem Kollegen zum anderen, in der Hoffnung sie zu bewegen, gegen ihre Entlassung zu stimmen. Ein fieser Trick des Arbeitgebers.
    Der kommt erst ganz am Ende zu Wort und überrascht mit einer Offenbarung, die alle zufrieden stellt. Das ist etwas unglaubwürdig. Wieso sollte das Kapital plötzlich zurückrudern? Die Belegschaft ist auseinander dividiert: fifty: fifty. Man weiß, wo die ‘Rebellen‘ sitzen. Es gibt keinen Grund von Seiten der Arbeitgeber verständnisvolle Rücksicht zu üben. Zumal klar gesagt wurde, dass der Job auch mit einer Stelle weniger gemacht werden kann.
    Aktueller Ansatz mit unrealistischem Finale doch einer durchaus glaubwürdigen Marion Cotillard, die den Film trägt. Die Kamera sitzt ihr dabei so dicht und permanent im Nacken, dass keine andere Figur Konturen gewinnen kann. Weder der Ehemann (Fabrizio Rongione), noch eine Kollegin, in deren Ehe sie eigenartigerweise Klarheit schafft: die Kollegin verlässt ihren machohaften Ehemann.
    Abgesehen vom Ende ganz gut.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    18.12.2014
    11:20 Uhr
  • Bewertung

    Bonus oder Arbeitsplatz?

    Exklusiv für Uncut aus Cannes 2014
    Die Dardenne-Brüder konzentrieren sich in ihrem aktuellen Werk auf die zunehmende Unsicherheit im Arbeitsleben der Gegenwart. Marillen Cotillard arbeitet in einer kleinen Firma und ist als Mutter und Frau auf ihren Job angewiesen. In ihrer Vergangenheit hatte sie mit Depressionen zu kämpfen, die zurückzukehren drohen, da in einer internen Abstimmung die Kollegen sich für eine Bonusauszahlung statt der Weiterbeschäftigung der jungen Mutter ausgesprochen haben. Da es am Montag zu einer Neuaustragung der Wahl kommt, bemüht sie sich übers Wochenende ihre Kollegen davon zu überzeugen für ihre Arbeitsplatzverlängerung und somit gegen den Bonus zu stimmen …

    Der Film ist sehr hart und ausgesprochen traurig, weil er die Arbeitswelt und die zunehmende Unsicherheit sehr realistisch beschreibt. Bei jedem Besuch bei der Kollegialschaft hat man auch Verständnis für beide Seiten - für die, die sich für eine Arbeitsverlängerung einsetzen, aber auch für die, die sich für den Bonus entscheiden. Es ist nur schlimm, dass der Arbeitgeber diese Abstimmung zulässt und nicht selbst die Verantwortung für eine Entscheidung übernimmt. Dieses Phänomen der Verantwortungsabwälzung nach unten nimmt gerade in schwierigen ökonomischen Zeiten zu. Kostenreduktion und Bonusmaximierung wirken sich aus. Und treffen tut es die ärmsten! Dieser sozialkritische Film wurde in Cannes begeistert aufgenommen.
    leandercaine_0fc45209c9.jpg
    21.05.2014
    01:22 Uhr