1 Eintrag
2 Bewertungen
70% Bewertung
  • Bewertung

    the nanny's little secrets

    auf der suche nach bildern aus dem alten chicago stößt der historiker maloof auf die hinterlassenschaft einer bislang völlig unbekannten – vivian, v, b, maier, meyer, meier? französin? new yorkerin? und: was sind ihre bilder wert?
    anfragen bei diversen museen zwecks ausarbeitung unentwickelter filmrollen und professioneller scans werden (erstmal) abschlägig beschieden: kein interesse. eine fotografin bescheinigt ihren bildern jedoch künstlerischen wert, stellt sie neben kaliber wie diane arbus. leider hat sich's damit: maloof begibt sich gleich weiter auf die suche nach ihren wurzeln, interviewt entfernte familienangehörige, ehemalige schützlinge und arbeitgeber – das ergebnis dieser spurensuche ist das widersprüchliche bild einer exzentrischen, politisch interessierten und wenig an gesellschaft und status orientierten frau, verschlossen und ihre existenz mit tarnnamen und ausweichenden antworten auf persönliche fragen gleichsam auslöschend. beobachten, festhalten – und sich dabei unsichtbar zu machen: das muss ihr wunsch, ihr bemühen gewesen sein.

    fazit: maloof tut das was vivian maier offenbar ihr ganzes leben lang zu vermeiden suchte – ihre kleinen geheimnisse auszugraben. und offenbart dabei mehr kalkül als menschliches interesse: ferndiagnostisch wird der alternden, stapel von zeitungen hortenden frau "mental illness" bescheinigt, rüde erziehungsmaßnahmen (man vergesse nicht, maier wurde im jahre 1926 geboren) in die nähe von "kindesmissbrauch" gestellt – oberflächlichkeiten und aburteilungen, die mehr über die interviewpartner und heutige normen aussagen als über diesen einen konkreten menschen.
    was den wert ihrer bilder betrifft: gerade die nebeneinanderstellung von fotos aus ihrer hinterlassenschaft mit ähnlichen von "arrivierten" kollegen macht den qualitätsunterschied überdeutlich – zwischendurch wird aber doch immer wieder erstaunliches gezeigt: ich hätte mir mehr von ihrem werk zu sehen gewünscht, um mir selbst ein urteil bilden zu können. so bleibt mir von dieser doku nur, "vivian maier" entdeckt zu haben.
    r2pi_f4e09adb6c.jpg
    23.09.2014
    19:17 Uhr