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82.5% Bewertung
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    Schiller und die Schwestern

    Gut, dass es keine historisch nachweisbaren Fakten über die Liebe von Friedrich Schiller zu den beiden Lengefeld Töchtern gibt. So konnte Dominik Graf ein Drehbuch verfassen, das zwar in einem zeitlich fest umrissenen Rahmen spielt (Es fallen Begriffe wie ‘Aufklärung‘, die ‘Französische Revolution von 1789‘ oder ein Treffen Goethe – Schiller), aber die hier dargestellte Ménage à trois ist ein zeitloses Phänomen. Schiller als Prince Charming flattert leicht und locker zwischen den sich sehr zugetanen Schwestern Caroline (Hannah Herzsprung) und Charlotte (Henriette Confurius) hin und her. Dabei halten sich die starke emotionale Bindung der beiden jungen Frauen zueinander und ihre Zuneigung zum aufstrebenden Dichter die Waage. Das ist das Ungewöhnliche an diesem Film. Und dank der drei grandiosen Hauptdarsteller gelingt es das Phänomen ‘Liebe‘ in der Schwebe zu halten. Außerdem bilden zwei ältere Damen einen herrlichen Kontrast zur Jugend: Charlotte von Stein († Maja Maranow) und die Mutter der beiden (Claudia Messner).
    Erstaunlicherweise gibt es fast keinen Streit unter den Schwestern. Erst ganz am Ende fetzen sie sich mal und rücken Möbel. Man sieht auch nur ganz kurz Caroline mit Schiller im Bett. Charlotte hat zwar auch ihre Qualitäten, die aber nie mit denen ihrer Schwester konkurrieren. Oder wie Schiller es sagt: ‘die eine ist die Weisheit, die andere die Glut‘. Aber es gibt jede Menge Emotionen und auch Tränen. Beide gebären Kinder. Es entwickeln sich zwei Pärchen (Ronald Zehrfeld kommt noch hinzu) und zwei Kinder.
    Das Ende hält Dominik Graf wohl bewusst etwas vage. Tod und Trennung werden schnell abgehandelt, während man in Gedanken noch bei den wunderschönen Bildern verweilet: Picknick im Grünen, eindrucksvolle Architektur als Ambiente etc. Oder der Charme von Charlotte und Caroline wirkt noch nach.
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    23.06.2016
    11:42 Uhr
  • Bewertung

    Lieblich, schön und bewegend – aber lang

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2014
    Dominic Grafs Verfilmung der Liebes- und Lebensgeschichte Friedrich Schillers zu den beiden Schwestern Caroline und Charlotte hätte einiges Potential, um daraus einen schwülen und nennen wir ihn bettlastigen Film zu drehen. Stattdessen ist es Graf gelungen, die komplizierte und unter schwierigen Vorzeichen stehende Dreiecksbeziehung in einem ausgewogenen Verhältnis zu inszenieren. Zwischen der knisternden Leidenschaft, den immer wieder aufflammenden Konflikten und der liebevollen Zuneigung der beiden Schwestern zueinander und zu ihrem Geliebten Schiller, bleibt ausreichend Platz für feine und anspruchsvolle Dialoge. Immer wieder erleben wir im Lauf der Handlung bewegend schöne und auf eine romantische Weise anrührende Momente, die niemals übertrieben, sondern authentisch wirken. Für dieses Einstreuen wurde dem Film aber auch großzügig Zeit eingeräumt, denn mit einer Laufzeit von nahezu 3 Stunden verlangt er von seinem Publikum doch einiges an Sitzfleisch und Geduld ab. Dafür bietet er kostenlos im Preis inbegriffen eine Führung durch die Städte von Schillers Wirken und eine anspruchsvoll ausgestattete Kostprobe der Architektur und Ausstattung herrschaftlicher und bürgerlicher Häuser im ausgehenden 18. Jahrhundert. Es ist zudem sehr schwer bis unmöglich, zwischen den einzelnen Leistungen des gesamten Ensembles jemanden zu finden, dessen Leistungen nicht in vollem Ausmaße überzeugt hätten. Vielleicht wäre beim Schnitt schlussendlich eine halbe Stunde aufzuholen drinnen gewesen, ohne dem Film als Ganzem merklich zu schaden.
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    08.02.2014
    23:26 Uhr