jeder dekade ihre eigene adaption, und man hätte gehofft, mit eigenen sichtweisen: zu dickens 200. geburtstag leider aber wieder nur ein konventioneller, papierener kostümschinken, ausufernd alle events abfilmend, anstatt sich auf die beiden hauptplots pip/estella und pip/magwitch zu konzentrieren, ohne charakterentwicklung und ohne nachvollziehbare emotion. der blasse, uncharismatische jeremy irvine (im vorjahr vom "war horse" an die wand gespielt) kann nicht einmal seinem kleinen bruder (als junger pip) das wasser reichen; fiennes und coltrane spielt routiniert, bonham-carter (wohl aus unterforderung) sich selbst als corpse bride, die figur der estella bleibt wieder einmal eindimensional. obsession, machtspielchen und zweifelhafte charakterzüge? da wird dickens großzügig geglättet, und die abgründe der romanvorlage zum kulturgut reduziert.
fazit: eine brave, für den literaturunterricht geeignete verfilmung mit schönen landschaftsaufnahmen. wer einen frischen, moderneren oder riskanteren zugang erwartet, wird enttäuscht werden.