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    Good (Blu-Ray)

    Erzählt wird die fiktive Geschichte von John Halder (Viggo Mortensen), einem deutschen Literaturprofessor im Nazi-Deutschland der 30er Jahre. Emotional ist er hin- und hergerissen zwischen Ehefrau, Geliebte, Mutter und seinem jüdischen Kollegen und Freund. Ebenso unentschlossen ist er politisch: Soll er der Nationalsozialistischen Partei beitreten und somit die Ideale vieler seiner philosophischen Vorbilder über Bord werfen, nur um dadurch seiner Karriere weiterzuverhelfen? Oder soll er, unter Risiko seines eigenen Lebens der Partei fernbleiben? Ein Kompromiss ist rasch gefunden: Man gewährt im eine Ehrenposition in der SS ohne der Partei beizutreten, da „der Führer persönlich“ von seinen Essays, insbesondere von einem Bericht über die Befürwortung der Euthanasie, begeistert ist. Langsam aber sicher merkt Halder, in welche politische Richtung sich die Partei entwickelt - und welche Auswirkungen dies auf sein privates Umfeld hat.

    Es vergeht gut die Hälfte des Films, bis einem klar wird, wo der Plot versteckt liegt. Um den inneren Konflikt des Protagonisten herum wird seine gesamte Umgebung aufgebaut. Das große, oft gesehene Nazi-Drama, wird hier anders erzählt. Es soll um die Entscheidungen im kleinen gehen. Welchen Idealen schließe ich mich an? Spannend ist, einer intellektuellen Figur zuzusehen, wie sie den Nazi-Wahnsinn schlichtweg nicht oder nur wenig erkennt, wie sie zu lange darüber nachdenkt bevor sie handelt - und letztenendes falsch handelt und sich der Partei anschließt. Doch Vincente Amorims Film kann sich nicht entscheiden, ob er das große Schicksal eines Kontinents im Mikrokosmos einer Person und ihrer Umgebung erzählen will, oder ob doch das große und oft gesehene (Pre-)Holocaust-Drama das emotionale Zugpferd werden soll. So bleibt dem Zuschauer auch unklar, wo nun der Fokus liegen soll, was dazu führt, dass die bewegenden Szenen wenig bewegend sind. Ist man in diesem Genre bereits abgestumpft? Wohl keineswegs, doch „Good“ scheitert schlichtweg in der Dramaturgie und in der Frage, worum es eigentlich letztenendes gehen soll. Viggo Mortensen ist jedoch der Grund, sich den Film anzusehen: Er beweist abermals, wie wandlungsfähig er ist und schafft es, aus einer sehr unstimmigen Figur einen wahren Character zu machen.
    Auszug aus der Blu-Ray-Reviewweiterlesen
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    10.10.2011
    10:03 Uhr