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    Nirgendwo daheim

    Diese Familienproduktion (Regie und Hauptdarsteller) ist inhaltlich akkurat, emotional differenziert und auch für nicht Beatles-Fans sehr aufschlussreich.
    Man bekommt einen Einblick in die Musikszene der 50er Jahre als Buddy Holly, Bill Haley und Elvis sie beherrschten. Ausgehend vom vorherrschenden Rock, den jede Band auch die ‘Quarrymen‘ spielten, kann man verfolgen, wie erste neue Tonfolgen und ungewöhnliche Harmonien aufkamen. Insider wissen, dass die Beatles die ersten waren, die mühelos und völlig unverkrampft in einem Song von einer Kreuz- in eine B-Tonart wechselten oder mehrere Kreuztonarten nach einander in ihren Songs verarbeiteten, die bis dato so nie zusammen passten. Dazwischen gab es dann auch mal eine Passage ohne Vorzeichen in C-Dur: G-D-F-G-C. Da war der Rock ‘n Roll musikalisch eher schlicht. Da kam man mit den 4 Grundharmonien immer hin. Hier in der Anfangsphase kann man nur ahnen, wohin die Reise gehen wird. Perfektioniert haben das John und Paul ja erst später auf dem weißen Album.
    Ein weiterer wichtiger Aspekt, der hier eindrucksvoll dargestellt wird, ist wie der junge John zwischen Mutter Julia (Anne-Marie Duff) und Tante Mimi (Kristin Scott-Thomas) hin und hergerissen ist. Er liebt beide und wird von beiden abwechselnd weggestoßen und angezogen. Die Lösung fand er in der Musik. Julias tragisches Ende verarbeitet er im Song ‘Julia‘. Da heißt es, nachdem er sie ‘oceanchild‘ mit ‘seashell eyes‘ und ‘morning moon‘ genannt hat noch ‘sleeping sand‘ und ‘silent cloud‘.
    Dass der Hauptdarsteller Aaron Taylor-Johnson John Lennon kein bisschen ähnlich sieht, stört nur am Anfang. Dafür gibt es einen symbolisch kongenialen Titel in Anlehnung an den Text vom ‘Nowhere Man‘. Gelungen.
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    20.08.2014
    11:49 Uhr