Forum zu Fair Game

4 Einträge
6 Bewertungen
73.3% Bewertung
  • Bewertung

    Joe gegen das Weiße Haus

    Die Bedeutung des Titels geht wohl in Richtung ‘ Freiwild‘, denn genau das sind hier die Eheleute Wilson: Joe (Sean Penn) und Valery (Noami Watts). Sie finden heraus, dass die Bush-Regierung gelogen hatte, als sie behauptete Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen (MVW). Der Skandal ist, dass es damals fast alle einflussreichen Leute wussten, aber keiner etwas unternahm. Es wurde unter den Teppich gekehrt, weil es der Regierung nicht passte. Es wird klar – und das entspricht den Tatsachen - Bush wollte den Krieg und die MVW waren lediglich der Vorwand.
    Die Spannung steigt, als das Kesseltreiben gegen Joe und Val beginnt: Telefonterror, Morddrohungen, Diffamierungen und Enttarnung von Val als CIA-Agentin. Schlimmer noch, die CIA hat Wissenschaftlern vor Ort versprochen, sie aus dem Irak zu holen, tat es aber nicht. Viele von ihnen kamen daraufhin um.
    Das Bewegendste ist der persönliche Aspekt: die Ehe von Joe und Val steht auf dem Spiel. Sie sind nicht einer Meinung, doch sie schlagen zurück. Sie gehen an die Öffentlichkeit: er ins Fernsehen, sie vor einen Untersuchungsausschuss. Als sie sich nach einiger Zeit gegenüber stehen, knistert es und die Emotionen kochen ganz still hoch, ohne Soundtrack. Eindrucksvoll!
    Es gibt Live-Aufnahmen von damals Beteiligten wie Dick Cheney und Condoleezza Rice und vom damals weitgehend unbekannten Präsidentenberater Karl Rove und von Bomben auf Bagdad. Sam Shepard hat ein Cameo als Vals Vater. Es ist ein Verdienst des Films zu zeigen, dass es nicht um die Wahrheit ging, sondern nur um die Macht. So ist auch Joes Rede am Ende zu verstehen: Nutzen wir unsere demokratischen Rechte und schauen wir nicht schweigend zu.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    04.11.2023
    10:28 Uhr
  • Bewertung

    who framed valerie plame?

    eins vorweg: hier geht es nicht um ein kavaliersdelikt. 1982 erließ der US-congress den intelligence identities protection act, wodurch die enttarnung eines undercover operierenden agenten als bundesverbrechen eingestuft wird – eine untersuchung in den jahren 2003 bis 2007 führte zur verurteilung von "scooter" libby, dem ehemaligen stabschef von vizepräsident dick cheney, zu 30 monaten gefängnis. ihm wurde zur last gelegt, valerie plame als verdeckte CIA-agentin, ihre arbeitgeber und weitere mitarbeiter aufgedeckt zu haben.

    nach mainstream-ware wie the bourne identity oder mr and mrs. smith widmet sich doug liman der verfilmung einer wahren geschichte: 2001 wird plame (naomi watts) als verdeckte agentin in den irak geschickt, um das irakische atomwaffenprogramm aufzudecken; ihr mann joe wilson (sean penn), botschafter und ebenfalls experte, wird nach niger geschickt, um angebliche verkäufe von angereichertem uran an den irak zu untersuchen – doch beide kommen übereinstimmend zu dem ergebnis: hier ist nichts zu finden, der irak hat weder ein atomwaffenprogramm noch haben die yellow-cake-verkäufe je stattgefunden. als bush dennoch dahin gehende behauptungen aufrecht hält (die als kriegsgrund gegen saddam dienen sollen), geht wilson an die öffentlichkeit – und zieht damit den vernichtenden zorn der kriegstreiber (insbesondere aus dem büro des vizepräsidenten) auf sich: um seine glaubwürdigkeit zu erschüttern, wird er nach allen regeln der kunst diskreditiert, bedroht und seine frau als spionin mit fragwürdiger interessenslage geoutet...

    fazit: spannend wie ein gut gemachter thriller, durch die eingeschnittenen news-schnipsel mit bush oder cheney mit einem hauch von doku-drama und über schlagzeilen weit hinausgehende kontextualisierung. interessant (und sehr erfreulich) ist, dass die klarnamen der handelnden personen genannt werden statt irgendwelcher pseudonyme; politische figuren wie cheneys sündenbock "scooter" libby oder mastermind karl rove wirken authentisch, ihre winkelzüge sind so spannend wie der persönliche konflikt zwischen den eheleuten: sie, die versucht trotz ihrer enttarnung noch irgendwie ein normales leben weiter zu führen (und dabei ihre familie wie auch die ihr anvertrauten quellen im mittleren osten zu schützen); er, der in heiligem zorn selbst einen mediensturm entfacht – über den anlassfall hinaus eine höchst interessante charakterstudie.

    ein manko (das sich im DVD-format sicher nicht zeigen wird), ist allerdings die (technische) umsetzung in manchen szenen – allzu heftige kameraschwenks (etwa in einer diskussionsrunde) und zu schnelle vertikale bewegungen auf der großen leinwand haben mir buchstäblich kopfschmerzen bereitet. das dürfte nicht passieren... trotzdem: wärmste empfehlung an alle, die sich für politik und zeitgeschichte interessieren.
    r2pi_f4e09adb6c.jpg
    02.04.2015
    03:42 Uhr
  • Bewertung

    Joe gegen das Weiße Haus

    Die Bedeutung des Titels geht wohl in Richtung ‘ Freiwild‘, denn genau das sind hier die Eheleute Wilson: Joe (Sean Penn) und Valery (Noami Watts). Sie finden heraus, dass die Bush-Regierung gelogen hatte, als sie behauptete Saddam Hussein habe Massenvernichtungswaffen (MVW). Der Skandal ist, dass es damals fast alle einflussreichen Leute wussten, aber keiner etwas unternahm. Es wurde unter den Teppich gekehrt, weil es der Regierung nicht passte. Es wird klar – und das entspricht den Tatsachen - Bush wollte den Krieg und die MVW waren lediglich der Vorwand.
    Die Spannung steigt, als das Kesseltreiben gegen Joe und Val beginnt: Telefonterror, Morddrohungen, Diffamierungen und Enttarnung von Val als CIA-Agentin. Schlimmer noch, die CIA hat Wissenschaftlern vor Ort versprochen, sie aus dem Irak zu holen, tat es aber nicht. Viele von ihnen kamen daraufhin um.
    Das Bewegendste ist der persönliche Aspekt: die Ehe von Joe und Val steht auf dem Spiel. Sie sind nicht einer Meinung, doch sie schlagen zurück. Sie gehen an die Öffentlichkeit: er ins Fernsehen, sie vor einen Untersuchungsausschuss. Als sie sich nach einiger Zeit gegenüber stehen, knistert es und die Emotionen kochen ganz still hoch, ohne Soundtrack. Eindrucksvoll!
    Es gibt Live-Aufnahmen von damals Beteiligten wie Dick Cheney und Condoleezza Rice und vom damals weitgehend unbekannten Präsidentenberater Karl Rove und von Bomben auf Bagdad. Sam Shepard hat ein Cameo als Vals Vater. Es ist ein Verdienst des Films zu zeigen, dass es nicht um die Wahrheit ging, sondern nur um die Macht. So ist auch Joes Rede am Ende zu verstehen: Nutzen wir unsere demokratischen Rechte und schauen wir nicht schweigend zu.
    8martin_ea7f49f0f3.jpg
    04.09.2014
    12:59 Uhr
  • Bewertung

    Engagierter Demokratie-Thriller

    Top Thema, top Schauspieler und das Drehuch bringt komplexe politische Zusammenhänge auf den Punkt. Wohl ein Pflichtfilm für "Wutbürger", und die es noch werden wollen/ sollen.
    apanatschka_bd42685caa.jpg
    25.06.2011
    21:20 Uhr