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    Narziss und Goldmund

    Von dem Prachtburschen Goldmund wird ja viel gezeigt, von dem stillbeherrschten Narziss weniger, doch als Typen sind die Darsteller wohl ganz hervorragend gut gewählt (Niewöhner und Tambrea). Nur - wer das Buch aufschlägt, bemerkt bald, wie der Film alles vergröbert.
    Hesse hat zwei gegensätzliche Typen dargestellt, den Sinnlichen und den Geistigen, aber auch Bewunderung, Wertschätzung, ja Liebe, zu dem was jedem fehlt und der eine im anderen findet.
    Verfilmung muss einen umfänglichen Roman raffen. Die Dialoge bleiben, trotz stellenweise vieler Worte, fragmentarisch, und die verhinderte Liebe der Beiden zu unmotiviert. Und doch, wie schön gelungen die Szenen im Chorgestühl!
    Verfilmung spricht freilich durch Bilder. Neben empfindsamen Naturaufnahmen ist, was Goldmund in der Welt auslebt, wohl viel leichter in Bilder zu bringen, als was Narziss im Kloster verinnerlicht. Krasse dramatische Draufgaben aber (von der Übergabe Goldmunds ins Kloster, über die Selbstgeißelung des Narziss, Goldmunds Gefangennahme und Befreiung, bis zur Brandkatastrophe), entfernen sich weit von Hesses ohnehin eindringlicher Erzählung - und von dem, was in einem Meisterwerk der Literatur Jeden angeht (einmal abgesehen von der archetypischen Urmutter).
    Übrig bleibt buntes Mittelalter - aber weniger genial als im „Ritter aus Leidenschaft“, also eher ein Popcornmittelalter.
    25.07.2020
    21:09 Uhr