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70.6% Bewertung
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    nicht schlecht, aber auch nicht besser...

    Dass sich in Filmen der Coen-Brüder die Créme de la Créme Hollywoods die Klinke in die Hand gibt, ist keine Besonderheit. Hier versuchen sie die Hintergründe Hollywoods humoristisch aufzudecken, doch so ganz überraschen mag der Blick hinter die Kulissen niemanden wirklich mehr. Da ist es viel amüsanter anzusehen, wie sich gute Schauspieler damit abmühen, schlechte Schauspieler zu sein, die gut zu schauspielen versuchen und in Wahrheit aber schlecht schauspielen. Auch der Realismus, mit dem die Filmaufnahmen und das Drumherum im Hintergrund dargestellt werden, gefällt, nach etwa Halbzeit des Films scheinen ihnen aber etwas die Ideen ausgegangen sein. Einige witzige Einlagen und Einfälle glänzen gerade noch aus einer zu einfachen Auflösung des Kriminalfalls hervor, die Quintessenz kommt aber leider nicht wirklich auf. Komik hat der Film zweifelsohne und beim vermeintlichen Genie der Coen-Brüder kann man schon davon ausgehen, dass das Gezeigte auch gewollt so inszeniert ist, aber so wirklich „überzeugen tut“ das Gesehene im Vergleich zu vorangegangenen Werken dann leider nicht so wie erwartet.
    (Filmfrühstück)
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    07.05.2016
    17:52 Uhr
  • Bewertung

    Überraschend gelungene Satire auf das Hollywood von damals

    Nach all den bisher eher durchwachsenen Kritiken hat mich der neue Film der Coen Brüder heute Abend so richtig positiv überrascht. Ihr neuestes Werk ist eine herrliche Satire auf das Hollywood der 60er Jahre, auf die Stars von damals und die Filme, die damals gemacht wurden. Er ist so wie man es von den Coens gewöhnt ist, immer wieder bitterböse und abgedreht zugleich und bietet eine erstaunliche Fülle an bekannten Gesichtern bis in die kleinsten Nebenrollen. Die Komik vieler Szenen lebt entscheidend davon, dass die jeweiligen Darsteller/innen ganz eindeutig über sich selbst sehr herzhaft lachen können. Mein persönlicher Lieblingscharakter im Film ist gar nicht so sehr der versoffene Superstar, sondern der kleine Cowboy, der sich wie ein Fisch ausserhalb des Wassers plötzlich in einem Film wiederfindet, in dem er Dialoge sprechen soll und das nicht und nicht hinbekommt. Alden Ehrenreich verkörpert den schlaksigen Texaner mit Cowboyhut mit so viel natürlichem Charme, dass es eine Freude ist. Untermalt wird das Ganze von einem würdigen und immer wieder Elemente der Filmmusik der 60er Jahre zitierenden Score von Carter Burwell.
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    03.03.2016
    22:59 Uhr
  • Bewertung

    A Hollywood Tale

    Ethan und Joel Coen hatten dieses Jahr die Ehre, die Berlinale mit ihrem neuen Film „Hail, Caesar!” zu eröffnen und scheinen dabei zwar nicht die Erwartungen aller zu erfüllen, aber zumindest die meinen.

    „Hail, Caesar!“ ist irgendetwas zwischen einer Hommage und einer Parodie des Hollywood der 50er Jahre und ist dabei ein Genuss auf verschiedenen Ebenen. Einerseits liefert der Film bunte, toll choreografierte und wunderbar ausgestattete Reproduktionen alter Hollywood-Klassiker, wie etwa Channing Tatums Gene Kelly-Tanzeinlage, liefert uns dabei aber auch gleichzeitig ein Making-of und eine Führung durch Filmstudios des Hollywoods dieser Ära. Josh Brolin, eigentlicher Protagonist und Hollywood-„Fixer“, nimmt uns aber auch mit auf seine Reise in den Backstage-Bereich. Dort, wo Hollywoods Sternchen aufhören zu glänzen und für Alkohol- und Sexskandale sorgen. Oder entführt werden wie George Clooney, der während des ganzen Films sein Caesar-Kostüm tragen muss und sich mehr als einmal auf sein Requisiten-Schwert setzt. Und dann sind da noch die Kommunisten. Zuerst entführen sie aus dem Nichts Clooney und auch den Zuschauer. Wenn man sich aber entführen lässt und wie Clooney keinen Widerstand leistet, gliedert sich dieser Handlungsstrang in den restlichen Plot ein. Denn die Kommunisten entpuppen sich als die Schreiberlinge der großen Hollywood-Filme, die nichts von den Millionen zu sehen bekommen, die ihre Filme einspielen, außer in Form von Lösegeld. Dafür verbreiten sie aber heimlich ihre Ideen, denn Hollywood macht es leicht, ihre Ideologien unter großes Publikum zu bringen.

    Neben dem Glanz des 50er Jahre-Hollywoods und der schrägen Story lebt der Film vor allem von den zahlreichen Kurzauftritten namhafter Schauspielern wie Ralph Fiennes als exzentrischer Regisseur und Schauspielerinnen wie Scarlett Johansson als Meerjungfrau mit Blähungen, Tilda Swinton als gleich zwei sensationshungrige Zwillings-Reporterrinnen oder Frances McDormand, deren kurze Szene im Film das Berlinale-Publikum zum applaudieren brachte. Und dann ist da noch Gott, oder die Problematik, seine „divine presence“ auf der Leinwand darzustellen, die zum Running-Gag des Filmes wird.

    Einzig das Ende des Films ist nicht so richtig stimmig. „Hail, Caesar!“ endet mit einem Knall, und doch irgendwie unaufgeregt. Alles was sich langsam aufgebaut hat, ist schnell und leise vorbei. Dennoch blickt man nach dem Film auf fast zwei Stunden voll guter Unterhaltung, großartig gespielter Charaktere, satirischem Humor und toller, bunter Kostüme und Settings zurück, die den Film zu einem Vergnügen machen.
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    13.02.2016
    22:34 Uhr
  • Bewertung

    Highly hyped, decently delivered

    Exklusiv für Uncut von der Berlinale 2016
    Man war äußerst gespannt auf den Eröffnungsfilm der Berlinale 2016, schließlich sind die Coen-Brüder als Teil der Filmwelt gar nicht mehr wegzudenken und dieses große Ensemble an prominenten Schauspielern – Josh Brolin, George Clooney, Ralph Fiennes, Tilda Swinton, Scarlett Johansson, Jonah Hill, Channing Tatum, Alden Ehrenreich – versprach, dass der diesjährige Eröffnungsfilm ein großes Spektakel werden würde. Aber im Endeffekt gehört dieser Film definitiv nicht zu den besten „Coen Brothers“ Filmen.

    Es passiert so viel in diesem Film, dass man gar nicht weiß worauf man sich konzentrieren sollte. Theoretisch gäbe es zwar eine Haupthandlung (die Entführung von Starschauspieler Baird Whitlock), aber diese wird von zahlreichen Nebenhandlungen verdrängt, die aber derart unausgebaut sind, dass man sich eigentlich gar nicht für sie interessiert. Das ist schade, denn dadurch verliert der Film seinen Fokus. Anfangs noch relativ stark gestartet mit „Coen-typischen“ spitzen und lustigen Dialogen und ihrer satirischen Ansicht über Gott und die Religion und einer Menge an absurder Situationskomik verliert sich aber nach den ersten 30 Minuten in den all zu vielen Sideplots.

    Die Gefahr bei einem großen Cast ist, dass man dadurch eine große Zahl an zweidimensionalen Charakteren schafft, mit denen sich der Zuschauer gar nicht identifizieren kann. Dies war leider bei diesem Film der Fall: Die Charaktere wurden zwar von bekannten Stars gespielt, aber sie haben relativ wenig Persönlichkeit. Mit Ausnahme von zwei Charakteren: Eddie Mannix (Josh Brolin) und Hobie Doyle (Alden Ehrenreich). Josh Brolin spielt diesen Hollywood Studio Fixer einfach fantastisch, er bringt seine Rolle überaus überzeugend rüber und man kauft ihm jede seiner Handlungen ab. Er ist ein ernster, seriöser Charakter in einem absurden Setting, der mit den unüblichsten Problemen fertig werden muss, was einen sehr schönen Gegensatz schafft. Alden Ehrenreich verkörpert einen liebenswürdigen Filmstar, der für seine Cowboy Filme bekannt ist. Meiner Meinung nach ist er auch der einzige Charakter in diesem Film, mit dem der Zuschauer wirklich sympathisiert.

    Es gab großartige Szenen in „Hail, Caesar!“, wie beispielsweise die Einführungsszene von Scarlett Johansson oder die Tanzszene von Channing Tatum, die wirklich Spaß gemacht haben, aber alles in allem wirkte der Film sehr zertrennt. Die erwähnten Szenen wirken einzeln wirklich unterhaltsam, aber fügen sich nicht wirklich in das Gesamtwerk ein. Die ganzen Nebenhandlungen ergänzen die Haupthandlung nicht wirklich, sie spielen sich einfach nur nebeneinander. Alles wirkt eher so, als ob die Coens viele lustige Ideen über die Absurdität des klassischen Hollywood Studio Systems aus den 50ern hatten, aber sie konnten all diese Ideen nicht zu einem stimmhaften Gesamtkunstwerk vereinen.

    Ab der Hälfte wird der Film auch sehr antiklimatisch. Die Entführung von Baird Whitlock und die Motivation dahinter wurden zwar relativ spannend aufgebaut, aber die Lösung ist eher enttäuschend und nicht zufriedenstellend. Ich hatte sogar das Gefühl, dass alles, was bis dahin aufgebaut wurde, eigentlich umsonst war. Der Einfall mit den kommunistischen Drehbuchautoren am Ende war zwar großartig und passt auch sehr gut in die Ära des klassischen Hollywoods hinein, aber die Ausführung dieser Idee war eher holprig und man hatte das Gefühl, die Coens wussten nicht so Recht, wie sie mit diesem Material richtig umgehen sollten.

    Eins muss man diesem Film jedoch durchaus positiv zurechnen: das Setting hat einfach perfekt realistisch gewirkt. Als Kinozuschauer fühlte man sich wirklich so, als würde man eine Zeitreise in die 50er machen: die Kostüme waren bezaubernd und die Setbilder im Film waren wunderschön gestaltet. Also ein Augenschmaus war dieser Film auf alle Fälle.

    Zusammenfassend kann man sagen, dass Ethan und Joel Coen mit „Hail, Caesar!“ definitiv etwas über das alte Hollywood, den Kapitalismus, der dort herrschte und über die Macht von großen Produktion Studios sagen bzw. sich kritisch dazu äußern wollten, aber im Endeffekt ist ein relativ unrundes Gesamtwerk herausgekommen, das zwar fantastische schauspielerische Leistungen von Brolin und Ehrenreich und wunderbare Einzelszenen zu bieten hat, , aber zusammengeschnitten nicht so recht funktioniert.
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    11.02.2016
    23:58 Uhr