Für mich ist Brokeback Mountain der beste Film den ich jemals gesehen habe.
Ich stehe selber auf Männer und bin auf dem Land in Bayern aufgewachsen.
Ich konnte mich gut mit Ennis und Jack identifizieren, das waren Teile meines eigenen Lebens.
Es ist alles drin. Der Zwang, vorzugeben, was man nicht ist, und zu unterdrücken, was man fühlt. Und die ganzen Tragödien, die daraus entstehen.
Und es ist auch heute bei uns für zwei Männer schwierig, zu ihrer Liebe zu stehen, wenn man nicht grade im Zentrum von Wien oder Köln lebt.
Es gibt viele Ennis' und Jacks da draußen, leider auch heute noch. Viele verheiratet, viele in leitenden Positionen.
Und ich finde es großartig, dass er offensichtlich so viele Menschen erreicht und begeistert, ob homo oder hetero. Es geht schlicht und ergreifend darum, für Dinge und Menschen einzustehen, die man liebt und dafür zu sorgen, daß man nicht eines Tages bereut, die falschen Entscheidungen getroffen zu haben. Und das geht alle an.
Der Film ist auch keineswegs zu lang. Die Entwicklung die Ennis am Ende des Films macht, ist alles andere als leicht und Ang Lee gibt eben dieser Entwicklung genügend Raum. Sich gegenüber Jacks Eltern zu outen, wer hätte das Ennis am Anfang des Films zugetraut ?
Wenn es gelingt, dass ein Film die Menschen in unserer krankhaft oberflächlichen Zeit berührt, zum Nachdenken bringt und mehr Respekt für Wesen und Gefühlswelt des anderen bewirt, dann hat das Medium Film endlich seine Sinnhaftigkeit zurück gewonnen.