DVD/Blu-Ray

Michael Myers ist zurück. Düsterer, brutaler und kompromissloser als jemals zuvor. Der Film schließt nahtlos an das Ende von Rob Zombies „Halloween“ an, geht aber einen entscheidenden Schritt weiter. Kränkelte das Halloween-Remake aus dem Jahr 2007 noch an dem Problem, dass der subtile Spannungsaufbau John Carpenters nicht mit Rob Zombies brachialer Inszenierung harmoniert, macht dieser nun im zweiten Teil das einzig Richtige: Er entfernt sich von Carpenter und allen anderen Halloween-Teilen, um seinem einzigartigen Stil freien Lauf zu lassen. Mit Scout Tayler-Compton als Laurie, Malcolm McDowell als unsympathischen Psychiater Dr. Loomis, und Brad Dourif als Sheriff und Lauries Ziehvater wurden für einen Horrorfilm ungewöhnlich gute Schauspieler engagiert. Doch Filmliebhaber, die dem Terrorfilm aus den 70ern nichts abgewinnen können, seien hier gewarnt. „Halloween 2“ ist ein astreiner Genrefilm. Heutzutage ist man durch das sinnentleerte, vor Langeweile strotzende Rumgesplatter und Gefoltere in diversen endlos erscheinenden Fortsetzungsfilmen schon beinahe stoisch gegenüber dem Horror auf der Leinwand. Es berührt nicht mehr, und siehe da, Rob Zombie präsentiert uns einen Film, der aussieht, als wäre er vor 30 Jahren in einem schmuddeligen Bahnhofskino gelaufen, zu einer Zeit, als Slasherfilme noch echte Härte hatten und sich Kinobesucher vor Angst und Abscheu hinter der eigenen Hand verkrochen. Und die Rechnung ging voll auf. Was wir hier zu sehen bekommen, ist abartig brutal, schnörkellos, meisterhaft! Wenn dann auch noch über die letzten Szenen im Film der Song „Love Hurts“ von Nan Vernon erklingt, wird sich wohl kein Horrorfan das zufriedene Grinsen verkneifen können. Die letzte Szene in Rob Zombies großartigen „The Devil’s Rejects“ birgt einen ebenso krassen Stilbruch, als zum bleihaltigen, bluttriefenden Finale Lynyrd Skynyrds „Free Bird“ ertönt.

Allerdings wird diese deutsche Version von „Halloween 2“ eingefleischten Fans sauer aufstoßen, da sie nämlich nur die um knapp 3 Minuten geschnittene FSK-18 Fassung beinhaltet! Aufnahmen, in denen Myers zum Beispiel in Rage auf ein Opfer einsticht, wurden einfach um etliche Stöße gekürzt, so sind statt 15 eben nur mehr 3 Einstiche zu sehen, was natürlich zur Folge hat, dass der Erzählfluss komplett an Rhythmus verliert und schreckliche Tonfehler entstehen. Obendrein wurden bei dieser Edition die von der Spio/JK im Vorhinein bereits vollzogenen Kürzungen um 5 Szenen erweitert. Wer auch immer so einen Film derart zerstückelt, shame on you!

Eine 16mm Aufnahme auf Blu-Ray zu sehen, ist ein Erlebnis. Jedem, der sich bei Hochglanz-Blockbustern wegen eines leichten Filmkorns beschwert, sei eines versichert: Ihr werdet dieses Bild hassen! Grober könnte ein HD-Transfer kaum aussehen, doch für einen Terrorfilm, der wie aus den 70ern zu kommen scheint, ist dies sehr passend. Die Schärfe bewegt sich auf gutem bis sehr gutem Niveau, der Schwarzwert ist ebenfalls ganz ordentlich. Der Film ist dunkel, und verschluckt einige Details im Schatten, trotzdem werden farbige Bildinhalte recht knallig wiedergegeben. Das Filmkorn wird durch die hohe Auflösung einigermaßen präzise übernommen, das Bild neigt hier jedoch zum kompressionsbedingten Rauschen. Verglichen mit der Sony Blu-Ray aus den USA fällt auf, dass auf der deutschen Disc die Bitraten 10-15Mbps niedriger ausfallen, was zur Folge hat, dass der Sunfilm-Transfer etwas farbärmer, undetaillierter und kontrastschwächer wirkt und Bewegungsabläufe nicht ganz so flüssig erscheinen. Was bei einem so groben Ausgangsmaterial besonders ins Gewicht fällt, ist die tadellose Kompression. Diese arbeitet auf der Sony-Disc merklich unauffälliger.

Der Sound ist großartig. Der atmosphärisch dichte Score von Tyler Bates wird angenehm im Raum verteilt, während die Effekte mit einer unbändigen Kraft auf einen einhämmern. Die Stimmen sind gut verständlich am Center, wirken stellenweise jedoch zu laut. Im Vergleich zur englischen Tonspur sind die Hintergrundgeräusche etwas unpräziser, die brachiale Kraft bei Mordszenen oder Schießereien ist aber vortrefflich, so haben die Woofer und die Surround-Lautsprecher kaum Zeit, sich auszuruhen. Was ich der Audiospur nun nicht ankreide, sind die üblen Aussetzer, die wegen der Kürzungen auftreten.

Warum für das wenige Bonusmaterial eine eigene DVD beigelegt wurde, ist unverständlich. Wahrscheinlich um die Produktionskosten zu senken – man bediente sich schlicht an der DVD Special-Edition. Die Extras sind leider wild zusammengewürfelt, uninformativ und langweilig. Selbst die Interviews sind so schlecht und unmotiviert zusammengeschnitten, dass man sie am Liebsten nach einer halben Minute wieder abstellt. Die Musikvideos sowie die „Uncle Seymour Coffins Stand Up Routines“ zeigen die fiktive Psychobilly Band „Captain Clegg and the Night Creatures“ aus dem Film.

Genialer Horrorfilm von Regiemeister Rob Zombie. Erbarmungslos, blutig und erschreckend hart! Dieser Film ist eine schillernde Erscheinung am Horrorfilm-Himmel. Neben zig einschläfernden SAW-Teilen, Billigfilmchen mit Wackelkamera und schlechten Remakes von japanischen Gruselstreifen bekommt der hartgesottene Horrorfan endlich wieder eiskalten Trash-Horror serviert.

Die Blu-Ray aus dem Hause Sunfilm ist jedoch eine Zumutung. 3 Minuten mussten dran glauben und die Tonspur wurde dabei kaum berücksichtigt, so kommt es bei den Schnitten auch zu groben akustischen Fehlern. Mein Rat: Importiert den Film in der Unrated Director’s Cut Fassung, Sony (Region A) bietet obendrein auch den besseren Bildtransfer.