American Sniper

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Forumseintrag zu „American Sniper“ von barry egan


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barry egan (27.02.2015 17:14) Bewertung
Klebt am Helden(tum) und übersieht so die wahren Themen
„American Sniper“ hat viel gemeinsam mit „The Hurt Locker“, nur dass statt einem Bombenentschärfer ein Scharfschütze im Fokus steht. Natürlich gibt das dramaturgisch weit weniger her, aber das Prinzip „ein Mann – sein Ziel – ein Schuss“ wird effektvoll durchdekliniert und -repetiert.

Bradley Cooper gibt dem furchterregenden Texaner Chris Kyle (Engstirnigkeit und Brutalität sind dem realen Vorbild ins Gesicht geschrieben) ein zu freundliches und mitfühlendes Gesicht. Aber eine tolle, nuancierte schauspielerische Leistung von ihm, unter anderem den Shellshock vermittelt er glaubhaft. Sienna Miller darf die meiste Zeit nur die verzweifelt um Kyles Anwesenheit und Aufmerksamkeit ringende Ehefrau Taya spielen. Von vielleicht unfreiwilliger leiser Komik ist, dass fast auf jeden solchen Streit ein Schnitt folgt und Kyle sich für eine neue Tour im Kriegsgebiet verpflichtet hat.

Es gibt die Magie von „a job well done“ – ein guter Mann am richtigen Ort, nur dass der Ort hier ganz und gar nicht richtig war. Unverzeihlich, dass kein einziges Mal darauf hingewiesen wird, dass die USA im Irak nichts verloren hatten und stattdessen eine irakische Verbindung zu 9/11 suggeriert wird. Die Decisionmakers rund um George W. Bush waren eher Bullys, die nur nach ihren Interessen (Öl) handeln, und Chris Kyle somit Handlanger dieser Bullys. Das wäre doch eine erkundenswerte Ecke gewesen, aber Kyle darf sich bis zum Ende als rechtschaffener Schäferhund gerieren.

PS: Die Babypuppe ist peinlich. Selten so einen offensichtlichen Schnitzer gesehen.
 
 

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