Nachdem Mike Leigh vor zwei Jahren mit dem brillanten Film „Happy-Go-Lucky“ einen mehr als nur erfolgreichen Ausflug in das Komödiengenre unternommen hat, hat er sich nun wieder dem ernsteren Film gewidmet. „Another Year“ erinnert zwar in seiner Grundkonstellation einwenig an „All or Nothing“, doch wir haben es hier nicht mit einem düster-tristen Drama zu tun. Auch nicht mit einer Komödie. „Another Year“ ist, so salopp das Wort sein mag, Realismus, ja sogar Leben pur. Leigh schafft es, in einer unglaublichen Simplizität eine starke, wenn auch minimalistische, Geschichte zu verpacken.
Zwar kommt in „Another Year“ die ein oder andere Länge auf, doch dies mindert den Filmgenuss keineswegs. Dass Mike Leigh ein Meister der Schauspielführung ist, hat er bereits oft genug gewiesen und hiermit sogar übertroffen. Jim Broadbent spielt die Rolle seines Lebens, Ruth Sheen kratzt an Perfektion. Doch der Film gehört eindeutig Lesley Manville. Als dezent soziopathische und dauerndnervende Freundin der Familie Mary ist sie, das sei hier gesagt, oscarverdächtig. Ebenso wie Mike Leigh, dem man für diese brillante Familien- und Milieustudie ruhig mal das goldene Männchen geben darf, sei es für das Drehbuch oder die umwerfende Regie.
„Another Year“ ist bewusst klein in der Narration gehalten, doch das Resultat ist ganz groß. Ein bewegender, lustiger, nie übertriebener und somit stets ehrlicher Film, den man gesehen haben muss und den man ruhig bereits jetzt zu den besten des Jahres 2010 zählen darf.