Gigante

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Forumseintrag zu „Gigante“ von themovieslave

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themovieslave (16.08.2009 23:59) Bewertung
Gigante

Ein kleiner argentinischer Film eines Regisseurs, der zuvor kein großes Projekt gemacht hat, konnte dieses Jahr drei Preise in Berlin gewinnen. „Gigante“ von Adrián Biniez ist eine romantische Komödie, die mit nur sehr wenig Worten auskommt, ja Sequenzweise sogar als Stummfilm hätte erzählt werden koennen, und verdient die vielen Lorbeeren, die er bisher bekommen hat.

Jara (Horacio Comandule in seiner ersten Rolle) ist ein übergewichtiger Sicherheitsbeamter in einem Kaufhaus. Diverse Überwachungskameras nützt er seltener zur Diebesverfolgung, viel mehr werden die Geräte zur Observierung von lustigen Geschehnissen im Kaufhaus verwendet. Über Kamera beginnt sich Jara immer mehr für die Putzfrau Julia (charmant: Leonor Svarcas) zu interessieren, verfolgt sie sogar nach der Arbeit und erfährt immer mehr über das schöne Mädchen.
Was vielleicht wie ein Psychothriller klingen mag ist die schönste Komödie und Liebesgeschichte des bisherigen Kinojahres. Regisseur Biniez zeichnet sich auch für das Drehbuch verantwortlich und diesem verdanken wir einen liebenswürdigen Protagonisten, mit dem man von erster Sekunde an sympathisiert. Selbst als Jara, der für sein Leben gern Heavy Metal hört und am Wochenende als Türsteher arbeitet, brutal zwei Kunden aus der Disko schmeißt, sieht man weiterhin nur die nette Seite des Charakters. Die Storyline ist oft nahezu märchenhaft, die Inszenierung jedoch realistisch. Viele Szenen sind in nur einer Angle aufgelöst, der Zuschauer weiß nie mehr als Jara selbst, der wiederrum alle seine Informationen durch Beobachtungen bezieht.

Die wenigen Dialogpassagen sitzen perfekt, kein unnötiges Wort wird verschwendet, die Erzählung in Bildern steht hier im Vordergrund. Komisch werden die Szenen meist auf Grund Jaras Reaktionen, Aussagen oder auch klassischem Slapstick.

Leider haben sich in den fertigen Film auch ab und zu Szenen eingeschlichen, die die Geschichte unnötig in die Länge ziehen. Trotz der Kürze hätte man problemlos noch gute zehn Minuten entfernen können. Die unmotivierten, eher wenig handlungsvorantreibenden Szenen, fallen bei „Gigante“ aber nur deshalb stark auf, weil der Rest perfekt passt.

„Gigante“ ist ein Beweis, dass romantische Komödien noch immer abseits von Hollywoodklischees und mit origineller Inszenierung entstehen koennen. Dankeschön, Adrián Biniez!
 
 

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