Forumseintrag zu „Small Things Like These“ von chrosTV

Irland in den 1980er-Jahren: Kohlehändler Bill Furlong (Cillian Murphy), der mit seiner Frau ein bescheidenes Dasein in der Kleinstadt fristet, wird von Schrecken der Kindheit geplagt. Das noch dazu zur mutmaßlich besinnlichsten Zeitperiode des Jahres: der Weihnachtszeit. Regisseur Tim Mielants ("Peaky Blinders") verfilmt die gleichnamige Romanvorlage von Claire Keegan, welche die ganz realen Umtriebe der irischen Magdalenenkloster in eine fiktive Charakterstudie über Zivilcourage und Traumatherapie zusammenbastelte. Eine Geschichte über Machtmissbrauch unter dem Deckmantel der Selbsterleuchtung. Von Klosterschwestern, deren (Heiligen-)Schein trügt. Schleichend aber doch entfaltet die Filmadaption einen atmosphärischen Sog, der einen in seiner erbarmungslosen Rohheit nicht kaltlässt. Nicht zuletzt wegen einer großartigen Darbietung von Cillian Murphy, der hier nach "Oppenheimer" einmal mehr sein Gewissen zu bereinigen versucht - elendige Blicke der Verzweiflung sind vorprogrammiert. Übertroffen wird Murphy sogar noch von Emily Watson, die als manipulative Obernonne einen waghalsigen Spagat zwischen cartoonhafter Boshaftigkeit und wahrhaftigem menschlichen Gräuel zustande bekommt. Mit seinen herbstlich gefärbten Bildkompositionen suhlt sich der Film in einer qualvollen aber selten plakativen Ausweglosigkeit, innerhalb derer der Glaube an Gott schon mal verloren gehen kann. Bei all der glaubwürdigen Wintertristesse kann man ausnahmsweise über dramaturgisch ungelenke Rückblenden hinwegsehen.