Berlinale 2007

Berlinale Tag 11

Am letzten Tag der Berlinale gehört das Festival nur den Besuchern, die Fachpresse macht sich auf den Heimweg.
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von (Harry.Potter)
Heute ist der letzte Tag der 57. Internationalen Filmfestspiele in Berlin. Traditionell werden an diesem Tag alle oder die meisten Filme des Wettbewerbs, aufgeteilt auf alle teilnehmenden Kinos der Stadt, noch einmal gezeigt. Dieser Tag gehört ganz den Berlinern und all jenen, die extra hierher gekommen sind. Für die Fachpresse heißt es: Koffer packen, auschecken und ab zum Flughafen in Richtung Heimat. So machen auch wir uns jetzt auf den Heimweg. Wir schütteln dem namenlosen Bären in Gedanken noch schnell die Pranke und verabschieden uns aus Berlin mit vielen tollen Filmen und einigen unvergesslichen Erinnerungen im Kopf und im Herzen.

Ich kann mich noch sehr gut erinnern an den 7. Februar, an dem ich hier im noblen Designerhotel “Hyatt” gemeinsam mit Harald Zettler die Akkreditierungsausweise abgeholt habe. Damals stand uns das ganze Festival noch bevor: 10 Tage voller PKs, PVs, vier interessanten Interviewpartnern und 373 Filmen, die nur darauf warteten, entdeckt, erlebt und kritisch beurteilt zu werden. Sehr schnell ist bei diesen Zahlen klar, dass es, so wie auch im vergangenen Jahr, wieder eine Reihe von Filmen geben würde, von denen wir nicht berichten würden. Der Tag hat auch hier nur 24 Stunden und auch wenn wir täglich zwischen 12 und 17 Stunden für Euch im Einsatz waren, haben wir “nur” 25 Filme hier auf bzw. rund um das Festival “geschafft”. Diese Zahl verschwindet vielleicht neben der Zahl von 373 Filmen insgesamt, aber es sind immerhin 6 Filme mehr als im vergangenen Jahr. Und auch wenn es eine sehr ungewöhnliche Erfahrung für mich war, an einem Tag 3 – 4 Filme anzusehen, hat es doch immer wieder Spaß gemacht, selbst dann, wenn der eine oder andere Film eher weniger Beifall gefunden hat.

Wie war sie also, diese Berlinale 2007? Gleich vorne weg gesagt, hat sie von ihrer Faszination und ihrer Bedeutung für das Europäische, aber auch das Internationale Kino nichts eingebüßt, im Gegenteil: es konnte sich sogar das asiatische und südamerikanische Kino stärker zu Wort melden als bisher, was sich auch bei den Preisträgern zeigt. 5 von 9 heute verliehenen Haupt- oder Nebenpreisen gingen an eine Asiatische oder Südamerikanische Produktion. Rechnet man den Bären für die beste Regie an den israelischen Regisseur Josef Cédar noch dazu, gingen 2/3 der begehrten Preise an Filme außerhalb Hollywoods oder Westeuropas. Ein starkes Signal dafür, dass die Filmschaffenden aus diesen Regionen an Kreativität und Qualität ihren Kolleginnen und Kollegen in nichts nachstehen. Auch aus dieser Perspektive darf man gespannt sein auf das Festival im nächsten Jahr.

Die deutschen Filme waren in diesem Jahr vorwiegend als Koproduktionen mit anderen Ländern (USA, Österreich) vertreten, einen reinen österreichischen Beitrag gab es heuer leider nicht. Einige Stars schmückten das Festival mit ihrem Besuch, einige von ihnen sogar auch mit einem herausragenden Film, wie zB. Robert DeNiro mit seinem Film “The Good Shepard” oder Clint Eastwood mit “Letters From Iwo Jima”. Die Damen internationalen Formats konnten leider in den jeweiligen Filmen höchstens einen Achtungserfolg (Lauren Baccall in “The Walker”) vorweisen oder fielen bei der Kritik total durch (Sharon Stone in “When a Man Falls In The Forrest”) und auch Jennifer Lopez konnte mit ihrem zwar qualitativ zweifelhaften, aber zumindest von seinem Thema her wichtigen, Film “Bordertown” eher die Fotografen in ihren Bann ziehen als die Kritiker.

Für uns von Uncut hat sich im Vergleich zu letztem Jahr aber auch einiges geändert: wir beide, Harald Zettler und ich, waren heuer beide mit einer dieser sehr begehrten Akkreditierungskärtchen in rot (Presse) bzw. blau (Fotograf) ausgestattet, sodass sich gleich deutlich mehr Türen für uns und damit auch für Euch öffneten als zuletzt: Harald hatte Zutritt zu den Foto-Calls vor den Pressekonferenzen und durfte am Roten Teppich noch näher an die Stars heran, was man an den vielen tollen Bildern sehen kann, die es diesmal zu bewundern gab. Mir war es für das diesjährige Festival ein großes Anliegen, neben den Filmkritiken und Tagesberichten, auch einige persönliche Interviews zu machen. Einerseits, um die Filmstars aus der Nähe kennen zu lernen und andererseits auch, um aus erster Hand zu erfahren, wie es ihnen beim Dreh und überhaupt als Stars denn so geht. Deshalb freue ich mich sehr, dass ich heuer vier sehr interessante Gesprächspartner vors Mikro bitten durfte: den bis zuletzt als großen Favoriten für den besten Darsteller gehandelten Karl Markovics, seinen Kollegen August Diehl, den Regisseur Stefan Ruzowitzky und den “Angel” aus England, das Mädel mit dem seltsamen Namen Romola Garai.

Euer aller Feedback, jenes, das uns schon erreicht hat und jenes, das in den nächsten Tagen und Wochen sicher noch folgen wird, ist der Beweis dafür, dass wir aus den uns zur Verfügung stehenden Ressourcen auch heuer wieder das Maximum heraus geholt haben. Es waren anstrengende, aber trotzdem sehr angenehme und faszinierende Tage hier in Berlin. Ich hoffe, auch für Euch waren meine bzw. unsere Berichte interessant, informativ und spannend, sodass auch Ihr etwas von allem hautnah mitbekommen konntet, was hier so vor sich ging.

So darf ich mit jenen Worten schließen, die hier bei so mancher Pressekonferenz fast gebetsmühlenartig ausgesprochen wurden, aber für mich trotzdem stimmen, nämlich: “Ich bin froh und sehr dankbar, dass ich hier sein darf. Als mich der Regisseur (Harald Zettler, Anm.) gefragt hat, ob ich die Rolle übernehmen würde, war ich zwar zuerst überrascht, aber ich hab nicht lange gezögert und ja gesagt. Die Zusammenarbeit mit ihm war einfach wunderbar, ich kann mir keinen anderen Regisseur vorstellen, der mir so viel Freiheit am Set ermöglicht hat, so dass ich meiner Kreativität vollen Lauf lassen könnte.”

Herzliche Grüße aus Berlin
Der Autor
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Harry.Potter

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