Berlinale 2007
Berlinale Tag 10

Berlinale Tag 10

Heute gab es noch einen Film des Wettbewerbs zu sehen, und am Abend warteten alle auf die Preisverleihung.
Auch wenn das Festival heute seinem Höhepunkt zusteuerte, nämlich der feierlichen Preisverleihung im Berlinale Palast mit einem goldenen und sechs silbernen Bären, bedeutete das noch nicht, dass auf dem Festival den ganzen Tag über nichts mehr geboten worden wäre, ganz im Gegenteil: am Morgen lief hier die Pressevorführung des letzten Filmes aus dem Wettbewerb, nämlich Francois Ozons Portrait der Schriftstellerin Angel Deverell. Es ist Ozons erster englischsprachiger Film und dem entsprechend groß war die Erwartungshaltung unter den Journalisten, sodass die Pressevorführung um 9:00 Uhr doch bis auf den letzten Platz besetzt war. Und auch wenn ihm die undankbare Rolle des Schlusslichtes hier im Wettbewerb zukam, konnte er mit seinem unverwechselbaren Stil und einer sympathischen Hauptdarstellerin punkten.

Genau diese Hauptdarstellerin mit dem doch ein wenig seltsam klingenden Namen Romola Garai, durfte ich für Uncut am Nachmittag noch ein wenig näher kennen lernen, denn es war uns vorgestern gelungen, einen Interviewtermin mit ihr zu ergattern. Diese Gelegenheit ließen wir uns natürlich nicht entgehen und so freut es mich, Euch noch ein viertes persönliches Interview vom Festival bieten zu können. Ein Interview mit einer jungen, attraktiven und talentierten britischen Schauspielerin mit ungarischen Familienwurzeln, daher auch ihr Name. Sie erzählt davon, wie sie zuerst Angst hatte, den Erwartungen nicht gerecht werden zu können, die Francos Ozon an sie stellen würde, wie sich sich aber unter seiner Regie von Tag zu Tag immer wohler fühlte und so nebenbei erzählt uns die Hobbyköchin auch noch, was sie denn am liebsten kocht. Nachzulesen ist das Interview natürlich (wie auch die anderen drei) hier auf Uncut.

Am Abend stand schließlich die lange erwartete Preisverleihung auf dem Programm, die doch für einige sehr große Überraschungen sorgte. Sämtliche Favoriten in der Kategorie “Regie” oder “Bester Darsteller” gingen leer aus. Kein Bär für Karl Markovics in „Die Fälscher”, kein Bär für Marianne Faithful in “Irina Palm”. Auch nur ein Trostpreis (Ensemble-Bär) für Robert DeNiros Spionagethriller „The Good Shepard“. Statt dessen gewann in der Kategorie “Beste Darstellerin” die erst in den letzten zwei Tagen ins Gespräch gekommene deutsche Schauspielerin Nina Hoss für ihre Hauptrolle in “Yella” einen silbernen Bären. Bei aller Freude über diesen Preis, die ich mit ihr teile, war ich doch sehr überrascht, dass ausgerechnet sie, die eine tadellose, aber meiner Meinung nach nicht die BESTE Performance geboten hatte, den Bären mit nachhause nehmen würde. Sowohl Marianne Faithful für ihre mitreißende Leistung in “Irina Palm” als auch Marion Cotilliard in “La Vie en rose” waren größere Favoritinnen gewesen als sie.

Bei den übrigen Filmen, die mit Preisen ausgezeichnet wurden, hat sich die Jury leider lauter Filme ausgesucht, die ich in dem ohnehin schon engen Terminkalender für die UNCUT-Berichterstattung nicht mehr untergebracht habe und denen ich auf diesem Wege nur gratulieren kann zu ihrem Preis. Eine Einschätzung zu den Preisen kann ich Euch aber leider nicht liefern.

Was mir aber auffällt, ist, dass sich im heurigen Jahr, noch deutlicher als im Jahr zuvor, das asiatische Kino immer mehr auf dem Festival durchsetzt und eine immer größere Zahl von Bewunderern findet. Noch nie liefen so viele Film aus Asien hier auf dem Festival und einer von ihnen, “Tuyas Marriage” hat es sogar bis zum Goldenen Bären geschafft. Auch die südkoreanische Liebesgeschichte der besonderen Art „’m a Cyborg, but that’s o.k.“ wurde mit dem Alfred Bauer Preis für herausragende künstlerische Leistungen geehrt.

Und abseits dessen konnte Südamerika mit mehreren Beiträgen auf dem Festival auf sich aufmerksam machen, “El Otro” hat es bis in die Preisränge geschafft, viele andere Filme auf Spanisch oder Portugiesisch liefen hier auf dem Festival im Panorama oder auch im Wettbewerb.

Für uns von Uncut heißt es jetzt, den Bären Lebwohl zu sagen und uns, so wie die anderen 4000 Journis, auf den Heimweg zu machen, bis es nächstes Jahr wieder heißt: “Das Festival präsentiert ....”.