John C. Reilly im Interview: Schauspiel-Chamäleon mit Hang zur Clownerie
Zur Premiere der Italo-Western-Hommage „Testa o Croce?“ besuchte Hollywood-Star John C. Reilly am Wochenende die Viennale. Der Mime und Musiker darf auf eine ereignisreiche Karriere zurückblicken.
Er hat mit den Großmeistern moderner Kinokunst zusammengearbeitet: Brian De Palma, Terence Malick, Martin Scorsese, Paul Thomas Anderson, die Liste sich fortführen. Für Blödeleien zwischendurch war sich John C. Reilly aber nie zu schade. Der Charakterschauspieler, sein Nachname geht auf irische Wurzeln zurück, kann eine Vita vorweisen, die in Hollywood wohl einzigartig ist. Nach „Magnolia“ und seinem Oscar-nominierten Auftritt als Trauerclown in „Chicago“ verschlug es ihn in den McKay’schen Schabernack von „Ricky Bobby - König der Rennfahrer“ und „Die Stiefbrüder“ - und an die Seite von Komiker Will Ferrell. In „Walk Hard: The Dewey Cox Story“ parodierte Reilly die klassischen Wegstationen von Musiker-Biografien – noch bevor man überhaupt ahnte, welche klischeebeladene Seuche hier über Hollywood hereinbrechen würde. Eine Komödie, die deshalb einen immer größeren Kult um sich schart. Nie hat der softe Riese sich aber auf einen Rollentypus reduzieren lassen, changierte weiterhin mit müheloser Leichtigkeit zwischen dem komödiantischen und dem ernsten Fach, zwischen großen Studio-Produktionen und kleinem, europäischem Arthouse.
Nach Europa ging es auch für sein neuestes Filmprojekt, den italienischen Western „Testa o Croce?“ (Heads or Tails?). Reilly verkörpert Buffalo Bill, einen der berühmtesten (Anti-)Helden des Amerikanischen Westens, und spielt – in herrlich exaltierter Manie – groß auf. Der Film erinnert an die Zeit, als der ganz reale Showman seine Zelte in Rom aufschlug. Dem narrativen Rahmen dient er aber nur als Randfigur und Erzähler. Im Mittelpunkt: ein kopfloser Reiter und seine Geliebte. Die Kritik zum Film ist bereits online.
Zur Österreichpremiere bei der Viennale war am Wochenende neben den Regisseuren Matteo Zoppis und Alessio Rigo de Righi auch ihr prominenter Nebendarsteller anzutreffen. UNCUT hat John C. Reilly zum Interview getroffen. Im Gespräch erzählte uns der Schauspieler von seiner Weltanschauung jenseits von Gut und Böse, seiner Freundschaft mit Paul Thomas Anderson oder seinem aktuellen Projekt als Jazz-Musiker.