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Heidi@Home: The Four Seasons

Heidi@Home: The Four Seasons

Die Generation 50 plus erobert Netflix: In der charmanten Miniserie The Four Seasons trifft Midlife-Krise auf Freundschaft, Humor und Neuanfang – untermalt von Vivaldi und Starpower.
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von (Heidi@Home)
Seit Anfang Mai läuft eine neue Miniserie auf Netflix, sie nennt sich „The Four Seasons“, wird von Vivaldis Violinkonzerten untermalt und ist mit Tina Fey, Steve Carell und Colman Domingo hochkarätig besetzt.

Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Film aus dem Jahr 1981 (Vier Jahreszeiten“). Der in den USA sehr populäre Schauspieler Alan Alda hat in diesem nicht nur eine der Hauptrollen gespielt, er hat auch das Drehbuch geschrieben und Regie geführt. Alda, heute 89, hat einen Minirolle in der aktuellen Serie übernommen, die wiederum von der Komikerin Tina Fey (mit)geschrieben wurde. Fey spielt, wie Alda, eine der Hauptrollen.

In „The Four Seasons“ geht es eine Gruppe Menschen in der Altersgruppe 50 plus, eine Generation, die in Serien nicht unbedingt überrepräsentiert ist, obwohl dieses Alter bei näherer Betrachtung ein durchaus spannendes ist. Gerade weil eigentlich nicht so viel passiert, vielleicht sogar auch ein bisschen die Luft raus ist. Oft verlassen die Kinder gerade das Haus, das Arbeitsleben ist eventuell nicht mehr so herausfordernd, die Beziehung bzw. Ehe ist manchmal festgefahren. Diese Lebensphase wird daher von Krisen und Neuorientierung begleitet.

The Four Seasons
„The Four Seasons“ (Netflix)


So ähnlich läuft es auch bei dem Freundeskreis, um den sich „The Four Seasons“ dreht. Hier geht es um zwei heterosexuelle Paare Kate (Fey) und Jack (Will Forte) bzw. Anne (Kerri Kenney-Silver) und Nick (Steve Carell), sowie das homosexuelle Paar Danny (Colman Domingo) und Claude (Marco Calvani). Seit über 20 Jahren machen sie in jeder Jahreszeit miteinander Urlaub. Dabei kochen und essen sie gemeinsam, unternehmen Wanderungen und Ausflüge, fahren mit Booten und gehen schwimmen, führen lange Gespräche, machen Späße, manchmal gibt es natürlich auch Streit. Dennoch hält diese Freundesrunde fest zusammen. Diesmal ist allerdings etwas anders: Nick eröffnet seinen Freunden, dass er sich von Anne trennen will.

Daraus folgen acht wirklich amüsante Folgen, die die Klischees der Altersgruppe 50 plus gleichzeitig zelebrieren, wie auch reflektieren. Aufgrund von Nicks Entscheidung kommt es zu ganz neuen Dynamiken im Freundeskreis. Wo ist man festgefahren und möchte etwas ändern? Etwa eine neue Haarfarbe auszuprobieren oder sich einer wilden Scooter Tour durch eine malerische Altstadt anschließen. Wo stellt mich sich den gegebenen Umständen, und nimmt trotz Angst eine wichtige Operation wahr, weil man doch noch länger bei guter Lebensqualität bleiben will. Und wo ist man sogar froh, nicht mehr 25 oder 30 Jahre zu sein und den Silvester schon mal um 21 Uhr zu feiern?

The Four Seasons
„The Four Seasons“ (Netflix)


Interessant ist an der Serie auch das Setting. Es gibt nämlich im Grunde keines. Die handelnden Personen sehen wir nie in ihrem Alltagsumfeld, in ihren eigenen Wohnungen oder am Arbeitsplatz, sondern immer aus dem Koffer lebend. Sie checken in Hotels ein, mieten Ferienhäuser oder steigen in Pensionen ab, wodurch wir zum Beispiel lernen, dass Frühstückswägen nie wieder abgeholt werden, dass Rezeptionistinnen sehr taktlos sein können, oder dass ein „Öko“-Resort nicht jeder Wetterlage trotzen kann. Was zwischen den Urlauben passiert, also im „richtige Leben“, erfährt man durch den Filter von Gesprächen, durch beiläufige Seitenhiebe, aber auch durch scheinbar unbedeutende Kleinigkeiten, etwa wer plötzlich ein neues Game auf seinem Tablet spielt oder keinen Alkohol mehr trinkt.

Die eine oder andere Casting-Entscheidung ist nicht ganz nachvollziehbar, wenn die Tochter beispielsweise äußerlich so gar nichts von ihren „Eltern“ hat. Auch die altersadäquaten Handlungsweisen nicht ganz getroffen, Anfang 20-jährige wirken hier ebenso gut fünf Jahre jünger wie die 30-jährigen, was merkwürdig ist, weil die Drehbuchautoren sonst so viel Augenmerk auf Details legen. Darüber kann man aber, dank der Kurzweiligkeit und der sympathischen Selbstironie, gerne hinwegsehen.

„The Four Seasons“ läuft weiterhin in acht Folgen auf Netflix.