The End
In krisengeplagten Zeiten wird in der Kunst gern postapokalyptisch gedacht. Da wechselt dann sogar ein Dokumentarfilmer kurzerhand das Fach. Joshua Oppenheimer, der Mann, der in seinen preisgekrönten Dokus „The Act of Killing“ and „The Look of Silence“ Drahtziehende des indonesischen Genozids vor die Kamera holte, hat für sein narratives Filmdebüt die irdische Welt hinter sich gelassen. Wobei: all zu weit entfernt von unserer Realität ist die hier gezeichnete auch wieder nicht. „The End“ spielt in einer Zukunft, in der Klimakrisen die Erde zum unbewohnbaren Fleckchen Elend machten.
Stell dir vor, die Welt geht unter und ein paar wenige gehen nicht hin? Während für die meisten das letzte Stündchen geschlagen hat, macht es sich eine dreiköpfige, wohlbetuchte Familie (Tilda Swinton, Michael Shannon, George Mackay) in einem Bunker gemütlich. Doch plötzlich klopft es an der Tür des luxuriösen Untergrundgemachs. Die Ankunft der Unbekannten (Moses Ingram) lässt den Wahnsinn überkochen. Es wird geschrien, gezankt, ja: gesungen. Die Bombe tickt, im Gegensatz zum Film über Oppenheimers Namensvetter ist das hier allerdings nicht buchstäblich zu verstehen. Sein Werk ist ein exzentrischer Misch aus Sozialsatire und Endzeit-Musical, den man in dieser Form gewiss noch nie gesehen hat.
Weitere Neustarts
Beating Hearts
Ein weiteres ungewöhnliches Kinomusical kommt diese Woche aus Frankreich. Mehrere Jahrzehnte umspannend erzählt Gilles Lellouche von einer feurigen Romanze, der einst Klassenunterschiede einen Strich durch die Rechnung machten. Sie (Adèle Exarchopoulos) aus gehobenem Hause, er (François Civil) aufgrund ärmlicher Herkunft zur Kriminalität verdammt. Als die zwei sich nach vielen Jahren wieder begegnen, kommen alte Emotionen zurück.
Louise und die Schule der Freiheit
Frankreich im 19. Jahrhundert: die Einführung der Schulpflicht leistet einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung, stößt bei einigen aber auch auf Unmut. Wie sollen Bauern ihr Handwerk in gewohnter Zeit verrichten, wenn die eigenen Kinder ihnen bei der Ernte nicht mehr zur Seite stehen können? Eine übereifrige Lehrerin (Alexandra Lamy), selbst geplagt von ihrer traumatischen Vergangenheit, soll ein dörfliches Bauernvolk vom Gegenteil überzeugen. Das erweist sich als schwieriger als erhofft.
Otto Lechner - Der Musikant
Kaum ein Zweiter bedient die Quetschen so virtuos wie er: Otto Lechner, Akkordeonist und Vollblutmusiker. Bernhard Pötschers Dokumentarfilm wirft einen umfassenden Blick auf den Mann, dessen Klangwelten von smoothen Jazz bis hin zum psychedelischen Rock von Pink Floyd reichen.
Agent of Happiness - Unterwegs im Auftrag des Glücks
Mitten im überschaubaren Königreich von Bhutan, einem Nachbarland von Indien und Bangladesch, findet diese Dokumentation ihren Ursprung. Arun Bhattarai und Dorottya Zurbó stellen Einheimischen eine der großen Fragen des Lebens: die nach dem persönlichen Glück.
Ne Zha 2
Im Sequel des gleichnamigen Animationshits aus China wandern die Seelen der beiden Hauptfiguren in einen neuen Körper. Ein Lotuspflanze soll Hilfe leisten.
Nina und das Geheimnis der Igel
Es war einmal ein Mädchen namens Nina, deren Vater ihr stets Gute-Nacht-Geschichten über einen tapferen Igel erzählte. Als aber der Arbeitsplatz dicht gemacht wird, verstummen auch die Erzählungen des Papas. Seine Tochter begibt sich auf eine weite Reise, um die Magie wiederherzustellen. Trickfilmabenteuer aus Frankreich.
Riff Raff - Verbrechen ist Familiensache
Gangsterklamotte mit Ed Harris als pensionierter Krimineller, der im Urlaub von seiner Vergangenheit eingeholt wird. In Nebenrollen: Jennifer Coolidge, Pete Davidson, Lewis Pullman und Bill Murray.