Berlinale 2025
Berlinale 2025 - Panorama

Berlinale 2025 - Panorama

Familiärer Horror, historische Begegnungen, ahnungslose Dokumentarteams, ein nüchterner Blick auf Konflikte und Krisen: das „Panorama“ ist 2025 nicht arm an Highlights.
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von (chrosTV )
Stars an der Spree, ratternde Projektoren, und alles, was das Cineasten-Herz höher schlagen lässt. Wenn das „Who-is-Who“ der internationalen Prominenz Deutschlands größte Metropole für ein paar Tage wieder einmal zur globalen Filmhauptstadt deklariert, kann das nur eines heißen: die Berlinale steht vor der Tür. Bei der 75. Edition der Internationalen Filmfestspiele wird aber nicht nur über die Roten Teppiche flaniert und um vergoldete Bären gerittert. Nein, auch abseits des heiß umkämpften Wettbewerbs wirft man einen umfassenden Blick auf das filmische Weltgeschehen. Im Panorama, der wahrscheinlich heiß umworbensten aller Nebenschienen, setzt man in diesem Jahr auf 34 nagelneue Produktionen aus insgesamt 28 Ländern.


Heimischer Horror zum Auftakt

Los geht’s heuer mit morbider Frischkost aus der Heimat. Dass der Austroschocker „Welcome Home Baby“ zum Eröffnungsfilm des Panoramas erkoren wurde, dürfte kaum verwundern, ist sein Regisseur ja weit über die Landesgrenzen hinaus ein gefragter Name. Genre-Wunderknabe Andreas Prochaska hat in der Vergangenheit bewiesen, dass sich Slasher („In drei Tagen bist du tot“) und Western („Das finstere Tal“) auch mühelos im dörflichen Kaff oder den verschneiten Alpen verorten lassen. In seinem ersten Film seit über zehn Jahren wird eine junge Frau (Julia Franz Richter) mit der ihr fremden Familiengeschichte konfrontiert. Harter Psychohorror in ländlichem Setting.
Welcome Home Baby Bild aus dem Film „Welcome Home Baby“ (Filmladen)


Perlen des amerikanischen Independent-Films

Zwei jüngst am Sundance uraufgeführte US-Indies gehören zu den heißesten Titeln im Panorama-Sektor. „Peter Hujar's Day“ nennt sich die neueste Arbeit von Ira Sachs, dessen letzter Film, das Dreiecksbeziehungsdrama „Passages“, zum Programmkino-Magnet wurde. Basierend auf dem gleichnamigen Roman von Linda Rosenkrantz, handelt das Drama von der realen Begegnung zwischen der Autorin und dem Fotografen Peter Hujar. Die Hauptrollen spielen Rebecca Hall und Ben Whishaw. Nicht minder starbesetzt geht es in „Magic Farm“ von Amalia Ulman zu. Schauspiel- und Model-Ikone Chloé Sevigny gibt in der medienkritischen Satire eine Dokufilmerin, die mitsamt reißerischem Team nach Südamerika reist, um einen schrägen Musiker unter die Lupe zu nehmen. Wäre da nicht nur der Haken, dass man versehentlich die falsche Nation ansteuert. Jetzt muss die Dorfbevölkerung eines ihnen fremden Landes für dokumentarische Experimente herhalten. Ebenfalls Teil der chaotischen Crew: Simon Rex („Red Rocket“) und Alex Wolff („Hereditary“).
Magic Farm Bild aus dem Film „Magic Farm“ ()


Dokus zwischen Klangspielen und Krisenherden

Im dokumentarischen Sektor werden zeithistorische Geister heraufbeschworen und aktuelle Konflikte in die Mangel genommen. „Die Möllner Briefe“ von Martina Priessner erinnert an den rechtsextremistischen Brandanschlag, der 1992 an einer türkischen Familie in Schleswig-Holstein verübt wurde. In „Yalla Parkour“ schaut Areeb Zuaiter aus ungewöhnlicher Perspektive nach Nahost: hoch von den Dächern Gazas, wo die Parcoursläufer ihre Runden drehen. Auch musikalisch bekommt man im Dokumentarfach so einiges aufs Ohr. In „Monk in Pieces“ wird sich dem einflussreichen Schaffen von Meredith Monk gewidmet, einer Trendsetterin der New Yorker Kunstszene der Sechzigerjahre. Mit „Ich will alles. Hildegard Knef“ lässt Regisseurin Luzia Schmid für die Grande Dame des deutschsprachigen Chansons noch einmal rote Rosen regnen.

Panorama Dokumente 2025

Under the Flags, the Sun USA/D/F/ Arg/PY, Regie: Juanjo Pereira
Bedrock Kanada, Regie: Kinga Michalska
Ich will alles. Hildegard Knef Deutschland, Regie: Luzia Schmid
Khartoum D/UK/QA/ SD, Regie: Ibrahim Snoopy Ahmad, Timeea Mohamed Ahmed, Rawia Alhag, Philip Cox, Anas Saeed
Letters from Wolf Street D/Pol, Regie: Arjun Talwar
Die Möllner Briefe Deutschland, Regie: Martina Priessner
Monk in Pieces USA, Regie: David C. Roberts, Billy Shebar
Paul Kanada, Regie: Denis Côté
Satanische Sau Deutschland, Regie: Rosa von Praunheim
Yalla Parkour S/SA/QA/ PS, Regie: Areeb Zuaiter


Allerlei aus aller Welt

Auch abseits des englischsprachigen Films wird aufregendes Erzählkino geboten, das aufwühlt und zum Nachdenken anregt. So zum Beispiel das dänische Drama „Beginnings“, in dem die skandinavische Diva Trine Dyrholm nach einer Scheidung einen alles ändernden Schicksalsschlag erleidet. Unsere deutschen Nachbarn sezieren in „Delicious“ perfide Fantasien wohlstandsverwahrloster „Vorzeigefamilien“. In den Hauptrollen als ungleiches Ehepaar: Fahri Yardim und das Welser Schauspielass Valerie Pachner. Wer es gern verrückter mag, sollte nach dem australischen Animationswahnsinn von „Lesbian Space Princess“ Ausschau halten. In diesem überzeitgemäßen Kuriosum muss eine Space-Prinzessin ihren Heimatplaneten verlassen und es mit „Straight White Maliens“ aufnehmen. Weit blutiger wird es dagegen in „The Ugly Stepsister“. Die norwegische Body-Horror-Comedy verpasst der allbekannten Aschenputtel-Geschichte einen düsteren Neuanstrich.

Panorama 2025

1001 Frames
USA/IR 2025, Regie: Mehrnoush Alia
Ato noturno
Brasilien 2025, Regie: Filipe Matzembacher, Marcio Reolon
Beginnings
S/DK 2025, Regie: Jeanette Nordahl
Confidante
F/LUX/Tür 2025, Regie: Guillaume Giovanetti, Çagla Zencirci
Delicious
Deutschland 2025, Regie: Nele Mueller-Stöfen
Die Affäre Cum-Ex
Deutschland 2025, Regie: Jan Schomburg
Dreamers
Großbritannien 2025, Regie: Joy Gharoro-Akpojotor
Dreams in Nightmares
USA/UK/TW 2024, Regie: Shatara Michelle Ford
Home Sweet Home
Dänemark 2025, Regie: Frelle Petersen
Hysteria
Deutschland 2025, Regie: Mehmet Akif Büyükatalay
Lesbian Space Princess
Australien 2024, Regie: Emma Hough Hobbs, Leela Varghese
Looking for Langston
Großbritannien 1989, Regie: Isaac Julien
Magic Farm
USA/Arg 2025, Regie: Amalia Ulman
Olmo
USA/Mex 2025, Regie: Fernando Eimbcke
Once Again... (Statues Never Die)
Großbritannien 2025, Regie: Isaac Julien
Peter Hujar's Day
USA/D 2025, Regie: Ira Sachs
Queerpanorama
USA/HK/Chi 2025, Regie: Li Jun
Schwesterherz
D/E 2025, Regie: Sarah Miro Fischer
Silent Sparks
Taiwan 2024, Regie: Ping Chu
Sorda
Spanien 2025, Regie: Eva Libertad, Nuria Muñoz
The Heart Is A Muscle
Süd Afrika 2025, Regie: Imran Hamdulay
The Incredible Snow Woman
F/GL 2025, Regie: Sébastien Betbeder
The Longing
Japan 2025, Regie: Toshizo Fujiwara
The Ugly Stepsister
Pol/DK/Nor/ RO 2025, Regie: Emilie Blichfeldt
Welcome Home Baby
A/D 2025, Regie: Andreas Prochaska
Zikaden
Deutschland 2025, Regie: Ina Weisse
Der Autor
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