No Other Land
Was war der Aufruhr doch groß, als dieser Film bei der vergangenen Berlinale mit dem Dokumentarfilmpreis ausgezeichnet wurde. Der Hintergrund: die pro-palästinensische Haltung der Doku und ihrer Schaffenden habe einen antisemitischen Beiklang, behaupteten böse Zungen. Inzwischen haben sich die Vorwürfe, die lautesten Gegner hatten den Film zum Zeitpunkt der Preisverleihung noch gar nicht gesehen, weitgehend pulverisiert. Der Film von Basel Adra, Hamdan Ballal, Yuval Abraham und Rachel Szor – einem Kollektiv aus Palästinensern und Israelis – gibt erschütternde Einblicke ins Westjordanland.
Dort, wo israelische Siedler mit Bulldozern die Häuser Einheimischer in Schutt und Asche legen. Ein Stück dokumentarischer Aktivismus, das klar Position bezieht, trotz sichtbarer Differenzen aber an ein friedliches Zusammenleben in Gaza, Israel und der Westbank appelliert. Vielleicht ist die derzeitige Waffenruhe ja das wegweisende Signal in eine Zukunft, in der keine Zivilopfer mehr in Kauf genommen werden – egal auf welcher Seite. Die Oscar-nominierte Doku setzt auf jeden Fall ein wichtiges Statement gegen das kriegerische Treiben.
Memoir of a Snail
Mehr als 15 Jahre nach „Mary und Max“ meldet sich der Australier Adam Elliot mit einem weiteren Stop-Motion-Märchen für Erwachsene zurück. Der Knetanimationshit über ein kleines Mädchen, das eine Brieffreundschaft mit einem älteren, am Autismus-Spektrum befindlichen Herren eingeht, hat die kältesten Herzen erweicht. Elliots neuer Film, seit ein paar Tagen für den Oscar als „Bester Animationsfilm“ im Rennen, wird es ihm gleich tun.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Grace, die sich schwer tut, ihr Schneckenhaus zu verlassen. Ganz buchstäblich. Die Außenseiterin liebt Schnecken nämlich über alles und hortet diese in ihrem Eigenheim. Das rege Leben der schüchternen Lady, die schon immer anders war als alle anderen, wird lebensecht, berührend und humorvoll nacherzählt. Samt allen tragischen Schicksalsschlägen und prägenden Zufallsbegegnungen. Ein handgemachtes Wunderwerk.
Weitere Neustarts
Wolf Man
85 Jahre nachdem der Wolfsmensch erstmals im Kino für Entsetzen und Mondgeheule sorgte, bringt Leigh Whannell („Der Unsichtbare“) das Zottelmonster von Universal zurück ins Kino. Und gibt der Geschichte einen modernen Spin. Für Blake (Christopher Abbott), Ehemann und Vater, ist die Verwandlung zur Bestie eine Auseinandersetzung mit den eigenen cholerischen Tendenzen. Konflikte vergangener Tage kommen wieder hoch.
Der Graf von Monte Christo
Der Romanklassiker von Alexandre Dumas („Die drei Musketiere“) wurde unzählige Male verfilmt. Selten aber so epochal und bildgewaltig wie unter der Regie von Mathieu Delaporte und Alexandre de La Patellière. Pierre Navy beeindruckt als Edmond Dantés, einem Seemann aus ärmlichen Verhältnissen, dem eine Haftstrafe ohne Prozess angehängt wird.
Universal Language
Der Film des Kanadiers Matthew Rankin widmet sich der Schicksale unterschiedlicher Personen, die sich – wie es der Zufall will – miteinander verflechten. Zwei iranische Volksschülerinnen finden im Eis einen wertvollen Geldschein. Zur ungefähr selben Zeit führt ihr Vater eine Touristengruppe durch die Straßen Winnipegs. Dort kreuzen sich die Wege mit einem Mann, der dieser Stadt einst den Rücken kehrte.
Der Spatz im Kamin
Die Schweizer Brüder Ramon und Silvan Zürcher haben ihre thematische Trilogie, in der Familiendynamiken herausgearbeitet werden, endlich zu Ende gebracht. Nach „Das merkwürdige Kätzchen“ und „Das Mädchen und die Spinne“ werden auch in Teil drei entfremdete familiäre Beziehungen unter die Lupe genommen. Uncut-Autor Micha hat der Zürcher-Trilogie vor wenigen Monaten einen gesamten Artikel gewidmet.
Zwischen uns Gott
Auch in dieser Doku geben komplizierte familiäre Dynamiken den Ton an. Genau gesagt lässt Rebecca Hirnreise ihre streng protestantischen Verwandten über ihre Religion zu Wort kommen. Unterschiedliche Glaubensvorstellungen prallen aufeinander.
Die drei ??? und der Karpatenhund
Justus Jonas, Peter Shaw und Bob Andrews sind zurück im Kino. In ihrem neuesten Abenteuer bekommen es die gewieften Nachwuchsdetektive mit einem Galeristen (Ulrich Tukur) zu tun, dem ein wertvolles Kunstwerk gestohlen wurde. Können sie den Fall lösen?
Graz
Graz hat wieder eine Nachtschiene! Im Filmzentrum im Rechbauerkino wird heute um 22 Uhr die wohl einzige Graz-Vorstellung des Films „A Different Man“ gezeigt.