Nosferatu - Der Untote
102 Jahre nachdem sich Friedrich Wilhelm Murnau den Dracula-Mythos zu eigen machte, wird der Symphonie des Grauens ein Neuanstrich verpasst. Von keinem Geringerem als Robert Eggers, Verehrer des Originals und Verfechter düsterer, historisch akkurater Stoffe (u.a: „The Witch“, „The Lighthouse“).Die Neuinterpretation des Stummfilmschockers entführt ins Deutschland des 19. Jahrhunderts. In die Fußstapfen von Max Schreck, der als blutlüsterner Graf Orlok den nichtsahnenden Thomas Hutter (nun: Nicholas Hoult) in sein Anwesen lockte, tritt Bill Skarsgård. Nicht nur der junge Mann, auch seine Gattin Ellen (Lily Rose-Depp) wird von beunruhigenden Visionen heimgesucht. Der Schrecken streckt schleichend die Fühler aus. Gothic-Horror alter Schule.
Queer
Luca Guadagnino hat es wieder getan. Nur wenige Monate nach dem feurigen Tennis-Intermezzo von „Challengers" widmet sich der Starregisseur aus Palermo wieder seinen Standardthemen: Lust, Begierde, unerwiderte, queere Liebe. Wenngleich mit ein paar Überraschungen im Ärmel. „Queer“ ist die Adaption des gleichnamigen Romans von William S. Burroughs, der in seinen Werken - oft abstrakt - die eigenen Dämonen behandelte.In Mexico City der 1950er wirft William Lee, ein drogenabhängiger Expatriat und Projektionsfläche Burrougs', ein Auge auf den deutlich jüngeren Eugene (Drew Starkey). In der Hauptrolle glänzt ein Nacktszenen nicht scheuender Daniel Craig, der sich dem biederen Bond-Image entledigt hat. Ein Seelenstriptease mit surrealen Wendungen.
Better Man - Die Robbie Williams Story
Mit Musiker-Biopics ist es meist dieselbe alter Leier: Aufstieg, Fall und Legendenschreibung, Wikipedia-kompakt in zweieinhalb Stunden gepresst. Filmisch wird für üblich selten etwas gewagt. Dass ausgerechnet ein Biopic über Robbie Williams, Brit-Pop-Superstar und Ex-Mitglied von Take That, aus der faden Masse der Musikerfilme herausstechen sollte, ist einer Schnapsidee zu verdanken.Der Sänger wird nämlich von keinem Schauspieler verkörpert, sondern von einem computergenerierten Primaten. Klingt bekloppt? Ist es auch, funktioniert aber tatsächlich wunderbar! Ungemein kreativ, energiereich und vulnerabel hetzt der Film von Michael Gracey („The Greatest Showman“) durch diverse Lebens- und Karrierestationen eines Hitmusikers, der sich häufig nur als Aufziehpuppe wahrnahm. Was für ein schwungvolles Affentheater!