Aber auch Todd Haynes ist für eine Überraschung immer gut. In seinem Wettbewerbsbeitrag „May December“ geht es um Machtmissbrauch, und zwar um eine Beziehung mit enormem Altersunterschied. 2015 versuchte ich es vier (!) Mal „Carol“ anzuschauen, habe stundenlang gewartet und hatte keinen Erfolg. Die Geschichte wiederholte sich mit dem Drama „May December“, aber dieses Mal verspätete sich die französische Eisenbahn SNCF. Somit konnte ich nicht ins „Cineum Imax“ nach Cannes La Bocca fahren.
Was nehme ich von den 76 Filmfestspielen mit?
... die Rückkehr von Johnny Depp ins Filmbusiness als Ludwig XV im mittelmäßigen „Jeanne du Barry“ mit einer fragwürdigen Story und einer Regisseurin Maiwenn, die von „Me too“ wenig hält.
... asiatische Filme die halten, was sie versprechen, nämlich anspruchsvolle Unterhaltung und Denkanstöße. Manchmal ist es dann aber doch sehr anspruchsvoll so wie in „Monster“.
... stundenlanges Warten im Regen, dass sich auszahlt und mich mit einer unvergesslichen Erfahrung mit dem 80-jährigen Harrison Ford in „Indiana Jones und das Rad des Schicksals“ beglückt.
... last but not least war auch der 80-jährige Martin Scorsese nach langer Pause mit Robert DeNiro und Leonardo DiCaprio in/als „Killers of the Flower Moon“ an der Croisette. Fast alles richtig gemacht. Einzig bei der Spielzeit von fast 3 ½ Stunden könnte man vielleicht anregen die eine oder andere Minute zu kürzen.

Ich bin schon auf dem Weg nach Hause nach Österreich. Die Filmfestspiele laufen noch bis Samstag, 27.5.2023. Da werden die Preise verliehen. Aber ich bin mir sicher, dass sich alle Filme in den unterschiedlichen Wettbewerben als Sieger fühlen können. Die Aufmerksamkeit, die man hier bekommt und in die Welt multipliziert, ist unbezahlbar. See you hopefully again in 2024.