Im Wettbewerb ging es heute außerordentlich politisch zu. Regisseurin Kamila Indini begibt sich im indonesischen Drama „Nana - Before, Now & Then“ auf eine Zeitreise zurück in die 1960er. Im Heimatland der Filmemacherin gab es zu dieser Zeit einen antikommunistischen Putsch, durch den es zu gewaltvollen Ausschreitungen kam. Der Vater der damals jungen Nana war ein Opfer dieser gewaltvollen Dekade. Mittlerweile ist die Frau mit einem reichen Sudanesen verheiratet, wird aber immer wieder von den Schatten der Vergangenheit eingeholt.
Bild aus dem Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ (Filmladen, Pandora Film)„Gundermann“-Regisseur Andreas Dresen schaut ihn seinem neuen Spielfilm „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ auf eine menschliche Schandtat zurück, die Anfang der 2000er ihren Ursprung fand. Zu Beginn des neuen Millenniums wurde der Deutsch-Türke Murat Kurnaz in der berüchtigten Guantanamo Bay Naval Base festgehalten und gefoltert, wie sich später herausstellte aber ohne jegliche rechtliche Grundlage. Über Jahre versuchte dessen energievolle Mutter Rabiye (hier von Meltem Kaptan als große Sympathieträgerin dargestellt) ihren Sohn nach Deutschland zurückzuholen, doch die Regierung blieb hartnäckig und kümmerte sich lange nicht um den Fall. Der Strafverteidiger Bernhard Docke (verkörpert von Alexander Scheer) stand der dreifachen Mutter bei ihrem Kampf gegen menschliche Ungerechtigkeit tatkräftig zur Seite. Trotz ehrenwerter Ambitionen und überzeugender Schauspieldarbietungen funktioniert die Verfilmung des skandalösen Falls nur bedingt. Man verliert sich in akribischen Details und ersetzt nötigen Realismus durch aufgesetzten Pathos und oft deplatzierter Komik.
Bild aus dem Film „Mit Liebe und Entschlossenheit“ (Polyfilm)Auch die französische Großmeisterin Claire Denis, bekannt für moderne Arthaus-Perlen wie „Beau Travail“ oder „Chocolat“ (nicht der mit Johnny Depp) durfte am späteren Abend ihren neuesten Film uraufführen. In „Mit Liebe und Entschlossenheit“ wird die Liebe zwischen Vincent Lindon und Grande Dame Juliette Binoche von Grégoire Colin auf die Probe gestellt. Bevor sie mit ihrem jetzigen Partner Jean (Lindon) zusammenkam, pflegte Sara (Binoche) einst Gefühle für dessen früheren Arbeitskollegen François (Colin). Als dieser wieder in ihr gemeinsames Leben tritt, werden frühere Emotionen geweckt. Großes Schauspielkino trifft auf Romantik am absteigenden Ast.
Bild aus dem Film „Sonne“ (Stadtkino)Kurdwin Ayubs „Sonne“ stellt sich in Pole Position bei Encounters. Die eindringliche, humorvolle Auseinandersetzung mit Idenität, Kultur und Religion ist der Regisseurin nicht neues. In ihrem neuen Film und ersten fiktionalen Langspielfilm verknüpft sie Thematiken Identitätskrise zweite Generation, Religion, kurdisches Patriarchat und Teenager-Selbstfindung. Eine Wiener Kurdin und ihre beiden Freundinnen werden Youtube Stars mit Kopftuch. Doch während die einen hier in der Community eine heiß erwünschte Aufmerksamkeit finden, ist es für Ayubs Protagonistin eine weitere Instanz, in der die eigene Identität instrumentalisiert wird.
Bild aus dem Film „Meine Stunden mit Leo“ (Filmladen, Ascot Elite Filmverleih, Wild Bunch)Der große Star des Tages war aber Emma Thompson, die nicht nur mit ihrem Film überzeugte (die Kritik haben wir schon vom Sundance Filmfestival online), „Meine Stunden mit Leo“ sondern auch beim Photocall, bei der Pressekonferenz uns später bei der Premiere des Films die Menschen begeisterte. Mit gewaltigem Elan kam sie zum Termin mit dem Pressefotografen und sagte überglücklich, dass sie nie gedacht hätte, dass sie so etwas wie einen Photocall vermissen würde. Sie genoß sichtlich endlich wieder auf einem Filmfestival auf Menschen zu treffen.
Bild aus dem Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ (Filmladen, Pandora Film)
Bild aus dem Film „Mit Liebe und Entschlossenheit“ (Polyfilm)
Bild aus dem Film „Sonne“ (Stadtkino)
Bild aus dem Film „Meine Stunden mit Leo“ (Filmladen, Ascot Elite Filmverleih, Wild Bunch)
