Am zweiten Tag der Berlinale gab es wieder eine buntgemischte Wundertüte mit Filmen aus aller Welt. Am Nachmittag wurde im Berlinale Palast „Robe of Gems“ von Natalia López Gallardo gezeigt. Der mexikanische Wettbewerbsbeitrag erzählt von organisierter Drogenkriminalität im Lande.
Später lief dann die französische Tragikomödie „Die Linie“ der Schweizer Regisseurin Ursula Meier. Stéphanie Blachoud spielt darin eine 35-jährige Frau, die aufgrund eines gewaltvollen Streits mit ihrer Familie ein Kontaktverbot erteilt bekommt. Der Film ist eine famos gespielte Bestandsaufnahme einer dysfunktionalen Familie, garniert mit amüsanter Situationskomik.
Zu später Stunde ging dann die Weltpremiere von „Rimini“ über die Bühne, der in diesem Jahr der einzige Wettbewerbsbeitrag aus österreichischem Hause ist. Der neue Film von Skandalregisseur Ulrich Seidl handelt von einem abgehalfterten Schlagerstar, der im italienischen Badeort Rimini mit seinen eigenen Dämonen zu kämpfen hat. Seidl legt die Messlatte im bisherigen Wettbewerb hoch und liefert einen der besten Filme seiner ohnehin eindrucksvollen Karriere. Sozusagen ein Heimspiel. Die ausführliche Kritik gibt's schon auf Uncut nachzulesen. Im April wird der Film dann auch auf der Diagonale zu sehen sein.
Im „Berlinale Special“ feierte hingegen „Incredible But True“, der neue Film des französischen Eigenbrötlers Quentin Dupieux, seine Weltpremiere. Dupieux ist bekannt für absonderliche (Anti-)Komödien wie „Rubber“, „Deerskin“ oder „Mandibules“. In seiner neuen Bizarro-Komödie zieht ein Ehepaar in ein neues Haus ein, dessen Keller ein skurriles Geheimnis birgt. Herrlich überdreht spielt sich Dupieux mit dem Konzept der Zeit und steckt seine Figuren in aberwitzige Situationen. Eine Perle im Schaffen des französischen Universalkünstlers!
Peter Strickland meldet sich nach vier Jahren wieder mit einem Langspielfilm zurück. Und lang fühlt sich „Flux Gourmet“, der in Encounters gezeigt wurde, auch an. Nach seiner eigenen Band benannt und von dieser auch akustisch untermalt, setzt er sich mit Konsum, Kunst und zwischenmenschlichen Beziehungen auseinander. Ein kulinarische Accoustic Band absolviert ein Stipendium in einer Kunsteinrichtung. Doch sind nicht nur die Mitglieder äußerst zerstritten, die Leiterin will wiederholt in den künstlerischen Prozess eingreifen. Da klingt zwar alles sehr spannend, aber Strickland ist hier großteils nur ein sehr dröger, langweiliger Film gelungen. Da wäre mehr drinnen gewesen.
Auch Dario Argento meldet sich nach mehreren Jahren im Berlinale Special mit „Dark Glasses - Blinde Angst“ zurück. Hier knüpft er wieder an seine alten Giallo Jahre an, wenn auch weniger effektiv und mit einem etwas verhunzten dritten Akt. Ein Mörder treibt in Rom sein Unwesen und ermordet Callgirls. Diana, die ihm entkommen kann, erblindet auf der Flucht und trägt seither immer dunkle Sonnenbrillen. Aber der Mörder ist noch nicht mit ihr fertig. Argento liefert ihr definitiv eine bessere Leistung ab als bei seinen zwei letzten Thrillern. Aber gewisse Klischees seiner frühen Filme ziehen dann einfach doch nicht mehr in der heutigen Filmlandschaft.
Daneben gab es heute auch noch einige weitere Fototermine, etwas zum Father's Day, dem Encounters-Beitrag aus Ruanda. Und die aus „Victoria“ bekannte Laia Costa war für den Film „Cinco lobitos - Lullaby“ der Regisseurin Alauda Ruiz de Azúa in Berlin.
11. Februar 2022, 23:59 Uhr
Berlinale 2022
Berlinale 2022 - Tag 2
Ulrich Seidl feiert die Premiere des Films „Rimini“ im Wettbewerb der Berlinale. Daneben gibt es neue Werke von Ursula Meier, Peter Strickland und Giallo-Meister Dario Argento.
von
Christian, Susanne und Harald (Uncut Berlinale Team 2022)